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Ein versteckter Tunnel zur Elbe und weitere spannende Geschichten

Vom Gleis am Erlweinspeicher unterirdisch zum Haus der Presse: Warum das Papier für die Druckerei doch nie so geliefert wurde. Das SZ-Archiv lädt zu einer Zeitreise ein.

Von Sven Geisler
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Das Foto erschien in der SZ am 27. Juni 1964: „Gegenwärtig wird ein Tunnel vom Gleisanschluss ab der Elbe zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher, unter der Devrientstraße hinweg, bis in den Papierkeller der Druckerei gebaut."
Das Foto erschien in der SZ am 27. Juni 1964: „Gegenwärtig wird ein Tunnel vom Gleisanschluss ab der Elbe zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher, unter der Devrientstraße hinweg, bis in den Papierkeller der Druckerei gebaut." © Foto: SZ/Werner Mohn

Dresden. Wussten Sie schon …? Mit dem Neubau des Hauses der Presse an der Ostra-Allee in Dresden wurde ein Tunnel gegraben: vom Gleisanschluss an der Elbe zwischen Marienbrücke und Stadtspeicher, unter der Devrientstraße hinweg, bis in den Papierkeller der Druckerei. Davon berichtete die Sächsische Zeitung am 27. Juni 1964 in eigener Sache. Damals waren der Güterbahnhof Friedrichstadt und der Erlweinspeicher mit Gleisen verbunden.

Das ist eine der spannenden Geschichten zur Geschichte des Hauses, die in einer Ausstellung im Archiv-Keller zu erfahren sind. Auf der „Zeitreise“ vom Bleisatz bis ins Digitale erfahren die Besucherinnen und Besucher jetzt auch, was eine Hochzeit in der Sprache der Setzer bedeutet oder wann sie von einem Hurenkind sprechen. Und warum man in der Elbe vermutlich einen Blei-Fisch-Schatz heben könnte. „Wir haben mit Fachleuten in den vergangenen Wochen daran gearbeitet, die Informationen zum Setzen und Drucken zu erweitern“, sagt Archiv-Mitarbeiter Jens Jahn. Auf vier weiteren Tafeln gibt es noch mehr Hintergrundinformationen zu diesem Bereich. Auch neue Exponate sind zu sehen.

Nach der Flut wurde der Tunnel verfüllt

Was den Tunnel betrifft, wurde der Bau zwar fertiggestellt, aber eine Anlieferung auf diesem Wege kam nie zustande. Offizielle Begründung: Er war mit nur etwa 1,80 Meter zu niedrig, die Reichsbahn konnte die dafür benötigten Niederflurrollwagen aus Kostengründen nicht zur Verfügung stellen. Es heißt aber auch, der Rangier-Aufwand sei für ein paar Waggons mit Papierrollen, die zweimal im Jahr kamen, zu groß gewesen.

Der Tunnel diente zwischenzeitlich als Lager und wurde nach dem Hochwasser 2002 zumindest teilweise verfüllt. Die Jahrhundertflut stellt ein einschneidendes Kapitel in der Geschichte des Hauses und der SZ dar. Die Weißeritz schoss durch ihr altes Flussbett und flutete das Archiv komplett. Das Wasser stand selbst im Foyer noch 70 Zentimeter hoch. Dabei wurden 1.000 laufende Meter der Sammlung mit Zeitungen und Zeitschriften ab Anfang des 19. Jahrhunderts sowie die Bibliothek mit 15.000 Büchern vernichtet. Von rund einer Million Fotos konnten etwa 100.000 in einem aufwendigen Verfahren mit Schockfrostung und Reinigung gerettet werden.

Drei zusätzliche Führungen am Ostermontag

Dank der Flutschutzmaßnahmen, die danach getroffen wurden, konnte das Archiv wieder an seinen angestammten Platz in den Katakomben des Hauses der Presse ziehen. Ein Besuch der Ausstellung führt direkt in den Keller, der bisher für die Öffentlichkeit verschlossen war. Über einen QR-Code kann man sich auch einen Film mit privaten Aufnahmen aufs Handy laden, der das Ausmaß der Katastrophe von 2002 für Dresden zeigt.

Die Führungen seit der Eröffnung im August 2023 waren immer schnell ausgebucht, aber das SZ-Archiv bietet weiterhin feste Termine an. Und nun auch außer der Reihe – das ist kein Aprilscherz! Ab sofort können sich Interessierte für Ostermontag, dem 1. April, anmelden. Drei Zeiten stehen zur Auswahl: 11, 13 und 15 Uhr.

Außerdem gibt es wieder freie Plätze jeden ersten Sonntag um 11, 13 und 15 Uhr sowie jeden dritten Mittwoch im Monat um 15 Uhr. Für größere Gruppen wie Familien, Vereine oder Firmen können gesonderte Termine vereinbart werden. Der Eintritt kostet 5 Euro (mit SZ-Card 3 Euro).

Jetzt anmelden für Führungen im SZ-Archiv

Anmeldungen telefonisch unter 0351 48642483 (dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr) oder per E-Mail an [email protected]