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Gericht: Ex-Promi-Sportdoktor kommt nicht

Der lange Abstieg des alkoholkranken Dresdner Sportmediziners Sieghard F. dauert noch immer an. Zu seiner Verhandlung war er jetzt entschuldigt.

Von Alexander Schneider
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Der bekannte Dresdner Sportarzt Sieghard F. erscheint nicht zu seinem Prozess am Landgericht Dresden. Auch die Öffentlichkeit muss den Gerichtssaal verlassen.
Der bekannte Dresdner Sportarzt Sieghard F. erscheint nicht zu seinem Prozess am Landgericht Dresden. Auch die Öffentlichkeit muss den Gerichtssaal verlassen. © Symbolfoto: Rene Meinig

Dresden. Die Justiz lässt sich Zeit mit dem bekannten Dresdner Sportarzt Sieghard F. Der inzwischen 65 Jahre alte, alkoholkranke Mediziner beschäftigt seit Jahren nicht mehr die Klatschreporter ob seiner begnadeten Fähigkeiten und guten Kontakte zu Promi-Sportlern, sondern immer mehr die Staatsanwaltschaften und Gerichte.

Die traurige Geschichte des Niedergangs eines renommierten Dresdner Arztes begann schon mit einem Urteil im Sommer 2002, nachdem F. Sportsfreunde in der Umkleide eines Dresdner Tennisclubs vor laufender Überwachungskamera bestohlen hatte.

Jahre später folgte eine ganze Serie alkoholbedingter Ausfälle im Straßenverkehr. Nun war es offensichtlich, dass der 65-Jährige ein massives Alkoholproblem hatte. Zuletzt wurde der betrunkene Unfall-Fahrer am Amtsgericht Dresden im März 2019 zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Todesursache ungeklärt

Zuletzt ging es um die Beziehung zu seiner ebenfalls schwer alkoholkranken Ehefrau Katrin F. (53), die im September 2019 in der gemeinsamen Wohnung ums Leben kam. Die Todesursache ist bis heute unklar. F. saß mehrere Wochen wegen Tötungsverdachts in Untersuchungshaft.

Das dürfte der vorläufige Tiefpunkt in der lange erfolgreichen Karriere des Mediziners gewesen sein. Seine Praxis sei aufgelöst worden, seine Approbation ruhe, wie es damals hieß.

Im Mai 2020 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen F. wegen „Aussetzung“. Der Tötungsverdacht konnte nicht nachgewiesen werden, so ein Behördensprecher, doch F. soll seine Frau in einer hilflosen Situation im Stich gelassen haben. Das Verfahren liegt nun vor einem Schöffengericht des Amtsgerichts Dresden.

Hilferufe ignoriert

Am Montag hat am Landgericht Dresden ein Berufungsprozess gegen F. begonnen. Schon im Sommer 2017 habe sich der Arzt nicht um seine Frau gekümmert, nachdem sie in der Wohnung auf einer Treppe gestürzt war und sich schwer verletzt hatte.

Selbst Nachbarn, die morgens Hilferufe gehört hatten und gegen 8 Uhr an F.s Tür standen, habe er gesagt, sie kämen nicht aus seiner Wohnung. Dann habe der Arzt die Wohnung verlassen.

Die 53-jährige Geschädigte hatte in dem erstinstanzlichen Prozess am Amtsgericht Dresden nicht mehr als Zeugin vernommen werden können. Sie verstarb noch während der laufenden Verhandlung.

Am 26. September, dem Tag der Verhaftung von Sieghard F., wurde er wegen unterlassener Hilfeleistung zu einer Geldstrafe von 2.400 Euro verurteilt. Staatsanwaltschaft auf der einen Seite sowie F. und sein Verteidiger Andrej Klein auf der anderen legten Rechtsmittel ein.

Fall muss neu aufgedröselt werden

Nun muss das Landgericht den Fall neu aufdröseln und hat zahlreiche Zeugen für die dreitägige Hauptverhandlung geladen. Die Öffentlichkeit wurde für die Beweisaufnahme auf Kleins Antrag hin ausgeschlossen - wegen der schutzwürdigen Interessen des Angeklagten.

Sieghard F. selbst kam nicht, er war jedoch entschuldigt. Über eine Einstellung dieser Sache im Hinblick auf zu erwartende andere Urteile hatten sich die Beteiligten vor dem Berufungsprozess nicht durchringen können.

Es gibt noch ein offenes Verfahren. Schon seit 2014 wurde gegen den Arzt wegen Abrechnungsbetruges ermittelt, die Anklage stammt vom Mai 2019. Wann der Prozess vor dem Landgericht Dresden allerdings beginnt, steht noch nicht fest.

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