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Dresden stellt Forderungen an Bund für neue Bundesstraße B6

Eine Bürgerinitiative von Anwohnern hat einen politischen Erfolg errungen. Der Dresdner Stadtrat beschließt, Nachbesserungen bei der Planung der Straße zu fordern.

Von Andreas Weller
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Um die alte B6 (rot) zu entlasten, soll die neue B6 vier Kilometer parallel zu den Bahngleisen verlaufen.
Um die alte B6 (rot) zu entlasten, soll die neue B6 vier Kilometer parallel zu den Bahngleisen verlaufen. © Visualisierung: DEGES

Dresden. Geht es nach den Planungen des Unternehmens mit dem sperrigen Namen Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), wird das Dresdner Tierheim, die Grundschule Stetzsch und einiges mehr in der Stadt abgehängt, Kleingärten müssen weichen.

DEGES plant und baut für den Bund und die neuen Bundesländer wichtige Verkehrsprojekte, darunter seit einigen Jahren auch die B6. Die Bundesstraße durch Cossebaude soll zum Teil verlegt werden, um den Bereich zu entlasten. Diese Neubaupläne verärgern die Anwohner, die dadurch mehr belastet werden.

Seit Jahren kämpft eine Bürgerinitiative um Änderungen an den Plänen. Andreas Berger ist einer der Anwohner und redete am Freitag im Stadtrat. Er werde seinen Kleingarten und Teile seines Grundstücks verlieren. Der Neubau soll auf vier Kilometern zwischen der Autobahnabfahrt Dresden-Altstadt und Cossebaude parallel zu den Bahngleisen verlaufen.

"Das Tierheim Dresden wird an die äußerste Ecke gedrängt", so Berger. "Der Weg zum Tierheim wird sich um vier Kilometer für Autofahrer und um zwei Kilometer für Fußgänger verlängern." Dadurch seien die 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter betroffen, aber auch eine Pferdewirtschaft und ein Tierfriedhof.

Zweites Ärgernis ist, dass als Querung am Urnenfeld eine Brücke geplant ist, auf die man nur mit einem Aufzug oder über Treppen gelangt. "Das ist unzumutbar", so Berger. "Wie kann das als Fahrradquerung bezeichnet werden?" Die Initiative fordert eine Querung zum Tierheim, eine Unterführung am Urnenfeld für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge, die auch für Rettungswagen geeignet ist. Supermärkte, Ärzte, die Grundschule und einiges mehr seien sonst kaum erreichbar.

Sinnvolle Forderungen der Bürgerinitiative

Da Dresden eine Stellungnahme zu den Plänen der DEGES abgeben kann, gibt es die Möglichkeit, Einfluss auf die Planung zu nehmen. Alle Stadträte waren sich einig, dass die Forderungen der Bürgerinitiative sinnvoll sind. Deshalb beschlossen sie einstimmig, bei der DEGES diese einzufordern und auch zu prüfen, ob von den betroffenen Kleingärten möglichst viel erhalten werden können.

Die Räte waren sich auch einig, dass die Stadtspitze diese Forderungen vehement gegenüber der DEGES verteidigen soll. Gebaut werden soll dann frühestens Ende 2025.

Ein ganz anderes Verkehrsproblem hat Dresden an der Gostritzer Straße: Die Pläne für den grundhaften Ausbau der Holperpiste stammen von 2014, konnten aber aus finanziellen Gründen bisher nicht umgesetzt werden. Nun soll der Bau im kommenden Jahr beginnen.

Allerdings versuchten die Grünen, diesen jetzt noch per Antrag zu stoppen. Denn es Fehlen die Radwege deshalb solle nochmals umgeplant werden - mit Radwegen.

Als Gastredner trat hierfür auch Edwin Seifert von der Fahrradlobby ADFC auf. Er warnte davor, dass die Busse der Dresdner Verkehrsbetriebe und auch die Autofahrer "ausgebremst" werden, wenn Radfahrer mit auf der Fahrbahn fahren müssen. "Durch die geplanten Parkstreifen an den Seiten der Straße drohen zudem schwere Unfälle." Damit meint Seifert das sogenannte "Dooring", also das plötzliche Öffnen der Autotür der Not für Radfahrer, ausweichen zu müssen.

Eine Petition des ADFC für Radwege an der Gostritzer Straße erreichte 1.671 Unterstützerunterschriften. Die Stadt müsse die Pläne überarbeiten.

Auf der Straße fahren pro Tag rund 4.500 bis 6.000 Fahrzeuge, die DVB befördern in den Linien 63 und 66, die dort lang fahren, rund 4.000 Fahrgäste am Tag. Die Decke ist seit Jahren verschlissen.

Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) widersprach in der Sache der Grünen-Fraktion. "Wir haben uns die Planung selbstverständlich angeschaut, sie muss nicht überarbeitet werden, auch wenn sie zehn Jahre alt ist." Diese entspreche nach wie vor den Anforderungen. "Dass nicht gebaut wurde, liegt daran, dass wir eine lange Liste mit Straßen in schlechtem Zustand haben." Diese sei aber eine wichtige Strecke für die DVB. Wenn die Stadt umplane, würde das den Bau um zwei bis drei Jahre verzögern.

Am Ende lehnte der Stadtrat den Antrag der Grünen und die Petition ab, der Zeitverzug sei zu groß.