"Niederlage und Erfolg liegen oft nah beieinander", sagt Markus Weinberg, der frühere Radrennprofi, der jetzt Filme dreht und Bücher schreibt. Erst vor wenigen Monaten machte der Dresdner öffentlich, dass er mit einem von ihm gegründeten Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Betroffen waren Reisen, Veranstaltungen und Filmprojekte. Doch aufgeben war für den 39-Jährigen noch nie eine Option. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo die nächste.
Zum Beispiel die zu Netflix, dem größten Streaminganbieter der Welt. Der ist nun nämlich auf Weinbergs Dokumentarfilm "Jonas Deichmann - Das Limit bin nur ich" aufmerksam geworden. Der Vertrag ist bereits unterschrieben. Seit 1. Juni ist der Film bei Netflix abrufbar.
Für das Projekt begleitete Weinberg den Extremsportler Jonas Deichmann mit der Kamera bei dessen Triathlon rund um die Welt. 14 Monate wurde ab 2020 mitten in der Corona-Pandemie gedreht. In 18 Ländern. "Wir sind ein hohes Risiko eingegangen und hatten noch keinen Plan für die Finanzierung", erinnert sich Weinberg.
Erst, als Deichmann in Mexiko plötzlich zum Fernsehstar avancierte, als er gerade 120 Marathons am Stück lief, und von den Medien "Forrest Gump Aleman" getauft wurde, nahm die Sache Fahrt auf. Nun fanden sich plötzlich Sponsoren und der Film konnte aufwendiger produziert werden, als anfangs vorgesehen.
Der Lohn: Nach der Premiere des Films beim Dokfest in München wurde er in Deutschland zum Kinohit, lief sogar bei den Filmnächsten am Elbufer und wochenlang in der Schauburg. Zusammen mit Deichmann schrieb Weinberg zwei Bücher, von denen eines an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste landete. Außerdem nahm die Lufthansa den Film ins Bordkino auf.
Als die Vermarktung nun nach einem Jahr abgeschlossen zu sein schien, meldete sich plötzlich eine Berliner Agentur mit dem Netlix-Deal. "Ich habe selbst erst vor wenigen Tagen davon erfahren und kann es immer noch kaum glauben", sagt Weinberg. "Ein sächsischer Filmemacher bei Netflix und das auch noch mit einem Dokumentarfilm. Das kommt nicht alle Tage vor."
Sind Weinberg und die Dresdner Produktionsfirma Ravir Film damit auf einen Schlag reich? Da muss Weinberg lachen. "Zeig mir denjenigen, der mit einem Dokumentarfilm reich geworden ist." Durch den Netflix-Vertrag habe man das Projekt aber immerhin auf den letzten Drücker noch in die schwarzen Zahlen hieven können. Ein Erfolg, den niemand mehr für möglich gehalten hätte.
Am Freitag (2. Juni) 19 Uhr stellt Markus Weinberg in der Dresdner Neustadt (Grüne Ecke, Bischofsplatz 6) sein neues Buch “Great Divide” vor, ein Rucksackabenteuer über 4.300 Kilometer entlang der großen Wasserscheide der Rocky Mountains.