Dresden
Merken

Einigung im Dresdner Millionenpoker um den Drewag-Rückkauf

Die Dresdner Stadtwerke und die Enso können bald offiziell zur Sachsen-Energie fusionieren. Dafür muss Dresden noch Millionen für Drewag-Anteile nachzahlen.

Von Andreas Weller
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Rückkauf der Drewag-Anteile kann nun, nach langem Gerichtsstreit, vollzogen werden.
Der Rückkauf der Drewag-Anteile kann nun, nach langem Gerichtsstreit, vollzogen werden. © René Meinig

Dresden. Der Streit um viel Geld zwischen zwei Energieversorgern ist bald auch offiziell beigelegt. Dabei geht es um den Rückkauf von zehn Prozent der Drewag-Anteile. Um die zu zahlende Summe dabei gibt es seit Jahren Streit und Gerichtsverfahren.

Nachdem der letzte Prozesstermin im April ohne Einigung beendet wurde, haben sich die Beteiligten entschieden, ohne Richter einen Deal auszuhandeln. Dieser ist nun besiegelt, formal werden aber noch Zustimmungen benötigt, bis das Thema endgültig beendet ist.

Weshalb der Drewag-Rückkauf wichtig ist

Im Jahr 1997 und in Zeiten klammer Kassen hat der Dresdner Stadtrat entschieden, zehn Prozent der Drewag-Anteile an die Thüga zu verkaufen. Dabei handelt es sich einen Zusammenschluss mehrerer kommunaler Stadtwerke mit Sitz in München. Umgerechnet 18 Millionen Euro hat die Thüga damals dafür gezahlt und war über die Jahre an den Gewinnausschüttungen beteiligt, was dem Unternehmen rund 125 Millionen eingebracht hat.

Um die Sachsen-Energie zu gründen, benötigt sie auch die zehn Prozent der Anteile der Thüga. Deshalb hat der Stadtrat in Dresden beschlossen, 2020 die Option zum Rückkauf zu ziehen. Dieser Rückkauf läuft formal über die Dachorganisation, Energieverbund Dresden (EVD). Doch Thüga und EVD stritten bislang darum, wie viel die Drewag zu dem Zeitpunkt wert war und demnach für die Anteile zu zahlen ist.

Wie viel noch gezahlt werden muss

Hier klafften riesige Lücken zwischen den Bewertungen. Ein von der Thüga beauftragtes Gutachten kam zu dem Schluss, die Drewag sei rund 1,6 Milliarden Euro wert. Demnach müsste der EVD 160 Millionen Euro für die zehn Prozent zahlen.

In Dresden wurde ein weiteres Gutachten beauftragt. Das Ergebnis lautete hier, die Drewag sei 800 Millionen Euro wert, also müssen nur 80 Millionen Euro gezahlt werden. Es kam zum zähen Ringen vor Gericht, ein Sachverständiger wurde beauftragt, das Gutachten der Thüga zu überprüfen. Dieser fand gravierende Mängel, aber auch Ansätze, dass der EVD die Drewag "arm gerechnet" hat. Am Ende ließen die Richter beiden Seiten die Wahl, einen jahrelangen Prozess mit ungewissem Ausgang zu führen oder sich außergerichtlich zu einigen.

Die Gespräche dazu liefen seit April hinter den Kulissen. Jetzt gab es nach Informationen von Sächsische.de den Durchbruch. Beide Seiten verständigten sich, dass für die Drewag-Anteile 110 Millionen Euro zu zahlen sind, also immerhin 50 Millionen Euro weniger, als die Thüga ursprünglich wollte.

Der Stadtrat hat bereits vorher beschlossen, dass Dresden eine Bürgschaft übernimmt, wenn die Sachsen-Energie die Kaufsumme finanzieren muss. Da bereits rund 75 Millionen Euro vorab gezahlt wurden, verbleiben nun noch 35 Millionen Euro, die an die Thüga gehen.

Bestätigt: Einigung erzielt

Offiziell bestätigt werden die Details zu dem Deal von den Beteiligten auf Anfrage noch nicht, aber die Aufsichtsräte und an der Sachsen-Energie beteiligten Kommunen wurden bereits informiert - in München soll dies später erfolgen.

"Der EVD und die Thüga haben im Rechtsstreit über die Bewertung der Anteile der Thüga an dem EVD-Tochterunternehmen Drewag erfolgreiche Vergleichsgespräche geführt", bestätigt Sachsen-Energie-Sprecher Claudius Rokosch. Er bestätigt auch, dass man sich auf den Wert der Anteile geeinigt habe, will aber keine konkrete Zahl nennen. "Die nun erzielte Einigung wird nach Zustimmung der Gremien und mit Zugang der gerichtlichen Protokollierung des Vergleichs wirksam. Im Anschluss werden wir Details zum Vergleich veröffentlichen."

Damit kann die Fusion im Anschluss endgültig vollzogen werden. Das Unternehmen versorgt rund 600.000 Kunden in Dresden und in Ostsachsen in mehr als 160 Kommunen. Bei der Unternehmensgruppe arbeiten rund 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon gut 500 direkt bei der Sachsen-Energie in Dresden und der Jahresumsatz lag 2022 bei gut fünf Milliarden Euro.

Aus den Gewinnen der Sachsen-Energie werden in Dresden 55 Millionen als Zuschuss an die Dresdner Verkehrsbetriebe abgeführt und auch die Dresdner Bäder GmbH finanziert.