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Ministerium räumt weitere Panne im Grünen Gewölbe ein

Technische Mängel haben den Einbruch in das Juwelenzimmer im Dresdner Grünen Gewölbe erleichtert. Rätselhaft bleibt die Alarmanlage an der Außenfassade.

Von Karin Schlottmann
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30 Sekunden genügten, um die Vitrine zu zertrümmern.
30 Sekunden genügten, um die Vitrine zu zertrümmern. © David Brandt/Staatliche Kunstsammlungen Dresden/AP

Der spektakuläre Einbruch in das Grüne Gewölbe hat eine Reihe von eklatanten Mängeln beim Sicherheitskonzept der Staatlichen Kunstsammlungen offenbart. Die lückenhafte Sicherheit ermöglichte es den Tätern, innerhalb kürzester Zeit durch ein Fenster in das Museum einzudringen und mit dem Schmuck - geschätzte Versicherungssumme angeblich mehr als 100 Millionen Euro - zu verschwinden.

Eine der Pannen betrifft das vergitterte Fenster des Schlosses. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Täter das eiserne Gitter unbemerkt vom Wachschutz bereits einige Tage vor dem Einbruch durchgetrennt hatten, um keine Zeit zu verlieren.

Wie das Kulturministerium auf Anfrage des Linke-Fraktionschefs Rico Gebhardt mitteilte, sei das Residenzschloss mit Scannern ausgestattet gewesen, die bei der Erfassung einer Bewegung im Bereich der Fassade grundsätzlich Alarm auslösen. Die Öffnung, die die Täter in das Gitter schnitten, habe sich jedoch in einem toten Winkel befunden. Als sich die Männer Tage vor dem Einbruch an der Fassade und am Gitter zu schaffen machten, sei der Scanner zwar scharf geschaltet gewesen, er habe jedoch keinen Alarm ausgelöst, heißt es in der Antwort des Ministeriums. In der Nacht des Einbruchs, als sich die Täter erneut an der Fassade aufhielten, habe der Scanner wieder nicht reagiert, da er nicht scharf gestellt worden sei.

Grünes Gewölbe: Scanner war nicht scharf gestellt

Auf die Frage Gebhardts nach der Ursache für diese Panne verweist das Ministerium auf den Wachschutz. Dessen Mitarbeiter hätten nach einem Alarm am Vortag den Scanner nicht wieder aktiv scharf gestellt. Dies sei aber notwendig, damit er funktionieren könne.

Der Grund für den ominösen Alarm am Vortag habe sich nicht aufklären lassen. "Die betreffenden Wachschutzmitarbeiter haben in dem gegen sie geführten Ermittlungsverfahren keine Angaben gemacht", schreibt Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) an den Linke-Politiker. Der Verdacht, dass die beiden in der Nachtschicht eingesetzten Sicherheitsleute an dem Einbruch beteiligt gewesen seien, habe sich bisher nicht erhärtet.

Die Staatsanwaltschaft hat im August sechs Mitglieder des Berliner Remmo-Clans als Hauptbeschuldigte des Einbruchs angeklagt. Der Prozess könnte gegen Ende Januar beginnen. Die Arbeit der Sonderkommission des Landeskriminalamtes geht unterdessen weiter. Bei den weiteren Ermittlungen dürfte es auch um die Frage nach Helfern, Insiderwissen und vor allem nach dem Verbleib des Schmucks gehen.