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Immobilienmarkt: Kaufzahlen und Umsatz in Dresden "drastisch" gesunken

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte registriert in Dresden einen deutlichen Rückgang der Immobiliengeschäfte. Manche Werte sind daher nicht mehr messbar.

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Hier am Pirnaischen Platz wird saniert. Doch das Immobiliengeschäft in Dresden läuft längst nicht mehr auf vollen Touren, hat ein Gutachterausschuss der Stadt festgestellt.
Hier am Pirnaischen Platz wird saniert. Doch das Immobiliengeschäft in Dresden läuft längst nicht mehr auf vollen Touren, hat ein Gutachterausschuss der Stadt festgestellt. © Archiv/Sven Ellger

Dresden. In der Landeshauptstadt ist die Zahl der Grundstücksverkäufe deutlich gesunken. Damit einher ging auch, dass die Summe des dabei bewegten Geldes deutlich zurückgegangen ist. Vertragsanzahl und Umsatz haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jeweils halbiert, teilte die Stadt mit. Das hat der Gutachterausschuss für die Grundstückswerte in Dresden ermittelt.

Klara Töpfer, die Vorsitzende des Gutachterausschusses und Leiterin des Amtes für Geodaten und Kataster erklärt: "Im ersten Halbjahr 2023 setzte sich die angespannte Situation am Immobilienmarkt fort, die Mitte des vergangenen Jahres unter anderem aufgrund von Zinserhöhungen, Baukostensteigerungen und Inflation eingesetzt hatte."

Insbesondere beim Wohnungseigentum sei die Zahl der Transaktionen und Geldumsätze "drastisch" gesunken. Während die Preise bis auf wenige Ausnahmen im Jahr 2022 noch auf hohem Niveau stabil geblieben seien, sei im ersten Halbjahr 2023 "keine einheitliche Preisentwicklung" in den verschiedenen Teilmärkten des Immobiliengeschäfts ablesbar. Die geringe Anzahl der Transaktionen und zum Teil hohe Preisschwankungen innerhalb der Teilmärkte erschwere es, belastbare Aussagen zum Preisniveau und zu Preistendenzen zu machen.

Immobilien sind nicht mehr erste Wahl bei Geldanlage

Auch die Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Baukosten- und Zinsentwicklungen hat deutliche Auswirkungen. Der Neubau sei "weitgehend eingestellt" worden, gestiegene Zinsen sorgten außerdem für alternative Anlagemöglichkeiten. Das heißt "die in den letzten Jahren zu verzeichnende Flucht in Immobilien" habe sich "deutlich abschwächt". Ob steigende Mieten trotz höherer Zinsen zukünftig wieder für Investitionen in Wohneigentum sorgen, bleibe abzuwarten.

Der Gutachterausschuss erfasste im ersten Halbjahr lediglich 1.305 sogenannte Immobilienübergänge mit einem Volumen von rund 500 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2022 waren es fast 2.300 und rund eine Milliarde Euro Umsatz. Mit 1.050 Kaufverträgen und einem Umsatz von 475 Millionen Euro hätten sich auch die Anzahl und der Geldumsatz der Teilmärkte Bauland, bebaute Grundstücke und Wohnungseigentum halbiert.

Nur 34 Bauland-Verkäufe im ersten Halbjahr 2022

Die Anzahl der Kaufverträge für Baugrundstücke ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 von 58 auf 34 gesunken. Damit setzte sich der Trend fort, dass immer weniger Baugrundstücke gehandelt werden, teilt die Stadt mit. Im ersten Halbjahr 2021 wurden noch 74 Kaufverträge unterschrieben.

Baugrundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser wurden laut den Gutachtern im ersten Halbjahr 2023 zu durchschnittlich 375 Euro pro Quadratmeter gehandelt; im ersten Halbjahr 2022 lag der Quadratmeterpreis bei durchschnittlich 490 Euro. Auch zur Entwicklung der Bodenwerte sei aufgrund der geringen Vertragszahl, der Verteilung im Stadtgebiet sowie der stark differierenden Kaufpreise keine verlässliche Aussage möglich, heißt es aus dem Rathaus.

Baugrundstücke für sogenannte Geschossbauten, also für Wohngebäude mit mehreren abgeschlossenen Wohneinheiten auf mehr als einer Etage, sowie Baugrundstücke für geschäftliche und gewerbliche Zwecke seien im ersten Halbjahr 2023 kaum gehandelt worden. Deshalb sei auch in diesem Bereich auch keine Preisauswertung möglich.

Verkauf von bebauten Grundstücken sinkt um 45 Prozent

Laut dem Gutachterausschuss sank die Anzahl registrierter Kaufverträge bei bebauten Grundstücken gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 um rund 45 Prozent von 385 auf 215. Der Geldumsatz sank ebenfalls um rund 45 Prozent auf rund 295 Millionen Euro.

Für frei stehende Einfamilienhäuser wurden demnach – abhängig vom Gebäudezustand und der Lage – Preise zwischen 830 Euro und 6.285 Euro pro Quadratmeter gezahlt; der Durchschnittspreis lag für das erste Halbjahr 2023 bei 3.555 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 ist der Durchschnittspreis um etwas mehr als 15 Prozent gesunken.

Bei Mehrfamilien- und Wohn- und Geschäftshäusern wurden für Bestandsobjekte bis zum Baujahr 2021 durchschnittlich 1.945 Euro pro Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche gezahlt. Im zweiten Halbjahr 2022 lag dieser Wert bei 2.430 Euro pro Quadratmeter, was einem Preisrückgang von knapp 20 Prozent entspricht. Die Anzahl der gehandelten Objekte ging als mehr um als die Hälfte zurück. "Dies spiegelt die Zurückhaltung der Investoren in diesen Teilmarkt wider und könnte eine Begründung für die gesunkenen Preise sein", so die Stadt.

Preissteigerung bei neuen Eigentumswohnungen

Bei den Eigentumswohnungen erfasste der Gutachterausschuss 801 Kaufverträge. Dies entspricht einem Rückgang um etwa 50 Prozent im vergangenen Jahr. Davon wiederum waren fast 90 Prozent sogenannte Weiterverkäufe. Bei erstverkauften Neubaueigentumswohnungen wurden durch den Gutachterausschuss 46 Kaufverträge registriert. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 wurden damit nur etwa 25 Prozent der Anzahl der Kaufverträge abgeschlossen.

Bei Erstverkäufen von Neubaueigentumswohnungen betrug der durchschnittliche Kaufpreis 6.425 Euro pro Quadratmeter. Der Kaufpreis ist damit im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 um rund sieben Prozent gestiegen.

Weitere Informationen: Der Gesamtbericht zum ersten Halbjahr 2023 steht zum Download zur Verfügung: www.dresden.de/gutachterausschuss (SZ/csp)