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Kunstsammlungen prüfen Titel auf Diskriminierungen

SKD-Chefin Marion Ackermann lässt einen Dresdner "Mohr" durch vier Sternchen ersetzen. Auch andere Werke bekommen neue Namen.

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SKD-Chefin Marion Ackermann will diskriminierende Begriffe von historischen Titeln durch vier Sternchen ausblenden.
SKD-Chefin Marion Ackermann will diskriminierende Begriffe von historischen Titeln durch vier Sternchen ausblenden. © dpa

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben die Titel von bisher 143 Werken wegen rassistischer oder anderweitig diskriminierender Begriffe verändert. Das geht aus der Antwort des sächsischen Kulturministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervor, die am Montag in Dresden veröffentlicht wurde. Demnach wurden diskriminierende Worte wie etwa „Mohr“, „Zigeuner“ und „Eskimo“ aus Werkbezeichnungen entfernt.

Bereits vor Wochen hatte SKD-Chefin Marion Ackermann in einem SZ-Gastbeitrag geschrieben: „Doch manchmal sind die Sachverhalte komplexer, etwa wenn es um den spezifischen Sprachgebrauch einer Zeit geht, in den damals unreflektiert Begriffe Eingang fanden, die heute als eindeutig rassistisch oder diskriminierend bewertet werden.“ Das betreffe Werktitel, alte Aufschriften oder zitierte Quellen. „Um keine Menschen über die Reproduktion dieser Sprache zu verletzen, werden die Werktitel in der Datenbank für die Ausspielung in der Online Collection sukzessive von uns überarbeitet, in großen Teilen umbenannt und diskriminierende Begriffe von historischen Titeln durch vier Sternchen ausgeblendet.“ Der weltberühmte „Mohr mit der Smaragdstufe“ im Grünen Gewölbe heißt demnach jetzt „**** mit der Smaragdstufe“.

Anführungszeichen als Alternative

Soll trotz diskriminierender Inhalte ein Titel erhalten bleiben, dann werde dieser in Anführungszeichen gesetzt und mit dem Hinweis „historischer Titel“ versehen. Das sei etwa der Fall, wenn es sich um einen von einem Künstler vergebenen Originaltitel handelt oder die Bezeichnung durch historische Inventare, Beschriftungen oder Kataloge fest verankert sei.

Grundsätzlich würden aber keine historischen Informationen oder Titel getilgt, hieß es, sondern im Änderungsfall für Forschungszwecke in eine nicht öffentliche Dokumentationsebene verschoben. Seit Anfang 2020 werden in der SKD-Datenbank Titel von Werken auf rassistische oder anderweitig diskriminierende Begriffe oder Inhalte hin überprüft. (SZ/epd)