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Jean Asselborn kommt für Wolfgang Schäuble zu den Dresdner Reden

Nach dem Tod von Wolfgang Schäuble war das Podium vakant geworden. Nun ist klar: Der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn spricht im März bei den Dresdner Reden. Sein Thema: die Zukunft Europas.

Von Karin Großmann
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Als Chefdiplomat des Großherzogtums Luxemburg kämpfte Jean Asselborn für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und gemeinsames Handeln in Europa.
Als Chefdiplomat des Großherzogtums Luxemburg kämpfte Jean Asselborn für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und gemeinsames Handeln in Europa. © PR

Auf dem Rad wie in der Politik ist Jean Asselborn ein Mann für die lange Strecke. Fast zwanzig Jahre lang engagierte sich der Luxemburger in der europäischen Politik. Im vorigen November wurde er als dienstältester Außenminister der EU verabschiedet. Nun kommt er nach Sachsen.

Am 17. März hält er eine Dresdner Rede. Nach dem Tod von Wolfgang Schäuble war das Podium vakant geworden. Jean Asselborn spricht im Dresdner Schauspielhaus über sein Herzensprojekt: die Zukunft Europas. Trotz aller Krisen hält der 74-Jährige an der Überzeugung fest, dass ein geeintes Europa mehr ist als die Summe nationaler Interessen. Er verteidigt die Wertegemeinschaft aus tiefster Überzeugung und, wenn es sein muss, auch lautstark. So forderte er beispielsweise den Ausschluss Ungarns aus der EU, weil das Land Kriegsflüchtlinge fast schlimmer behandle „als wilde Tiere“. Er ist ein Freund klarer Worte – für einen Chefdiplomaten nicht selbstverständlich.

Asselborn wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Er arbeitete in einer Reifenfabrik und in der Gemeindeverwaltung. Erst mit 27 holte er das Abitur nach. Nach dem Jurastudium stieg der Sozialdemokrat die politische Leiter immer weiter nach oben, so wie er sich einmal im Jahr mit dem Rad auf den fast 2.000 Meter hohen Mont Ventoux in der Provence quält. 2004 wurde Asselborn Außenminister im Großherzogtum, später auch Minister für Immigration und Asyl. Als Medienprofi belebt er jede Talkshow mit seinem Humor.

Auch Katja Riemann spricht

Die Reihe der Dresdner Reden wird seit über dreißig Jahren in Kooperation von Staatsschauspiel Dresden und Sächsischer Zeitung veranstaltet. Den Auftakt gibt die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Sarah Pagung am 25. Februar. Sie hat sich auf Russland und Osteuropa spezialisiert, auf Sicherheits- und Informationspolitik. Die 34-jährige Wissenschaftlerin wird über den russischen Angriff auf die Ukraine sprechen. Sie sucht Antworten auf die Frage, wie es zu diesem Krieg kam und welche Folgen er für die beteiligten Länder und für Europa hat. Langjährige Überzeugungen müssten überdacht werden, meint sie.

Auch die Schauspielerin Katja Riemann geht in ihrer Dresdner Rede am 3. März von einer veränderten Realität aus. Sie berichtet von ihren Erfahrungen hinter den Zäunen: Sie besuchte die Lager von Geflüchteten auf Lesbos und in Jordanien, sprach mit Gestrandeten im Dschungel von Calais, begleitete Ärzte an der bosnisch-kroatischen Grenze und Traumatologen in die nordirakischen Camps der Jesiden. Seit über zwanzig Jahren engagiert sich die Schauspielerin für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Sie unterstützt Amnesty International und setzt sich für Demokratie und Menschenrechte ein.

Mit existenziellen Fragen der Veränderung befasst sich auch die Weltklasse-Tennisspielerin Andrea Petković. Als Kleinkind kam sie mit ihren Eltern aus Bosnien in die Bundesrepublik. Im Alter von sechs Jahren begann sie mit dem Tennissport. 2022 spielte sie ihr letztes großes Turnier. Wie mit dem Ende ein neuer Anfang gelingen kann, ist ein Thema ihrer Dresdner Rede am 10. März. In Reportagen und Essays wirbt Andrea Petković für kreative Grenzüberschreitungen und verbindet ihr Wissen über den Tennissport mit der Literatur.

Die Dresdner Reden 2024 im Überblick:

  • Dresdner Reden finden am 25. 2., 3., 10. und 17.3., jeweils 11 Uhr im Schauspielhaus Dresden statt.
  • Karten für 13 Euro (ermäßigt bzw. mit SZ-Card 10 Euro) gibt es in allen DDV-Lokalen und an den Theaterkassen des Staatsschauspiels Dresden, unter 0351 4864 2002 und www.sz-ticketservice.de oder 0351 4913 555, www.staatsschauspiel-dresden.de
  • Karten für Jean Asselborn müssen neu gebucht werden. Der Vorverkauf beginnt am 16.01. um 10 Uhr.