Feuilleton
Merken

Dresdens Staatsschauspiel plant in der nächsten Saison 22 Premieren

Volles Programm am Staatsschauspiel Dresden: "Lust bekommen" soll das Publikum bei der Mackie Messer, Napoleon und der Piaf. Die Bürgerbühne setzt auf Sexyness und dickes Erbe.

Von Bernd Klempnow
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Joachim Klement ist seit der Spielzeit 2017/2018 Intendant des Staatsschauspiels Dresden.
Joachim Klement ist seit der Spielzeit 2017/2018 Intendant des Staatsschauspiels Dresden. © Agentur

Gute Nachricht für alle Christian-Friedel-Fans: Das seit Monaten ausgebuchte Solostück „Dorian“ mit dem Star am Dresdner Staatsschauspiel wird es in einer zusätzlichen Aufführungsserie auch in der Spielzeit 2023/24 geben. Das konnte das Staatsschauspiel mit dem Kooperationspartner dieser umjubelten Produktion, dem Schauspielhaus Düsseldorf, vereinbaren, obwohl auch dort die Kasse brummt, wie am Dienstag Intendant Joachim Klement ankündigte.

Er tat es bei der Präsentation der nächsten Dresdner Saison, die 22 Premieren und 30 Wiederaufnahmen bieten wird und noch immer von Corona-Nachwirkungen beeinflusst ist. So kommt im September zum Start Frank Wedekinds Hauptwerk „Lulu“ heraus, zu dem bereits zweimal in den vergangenen Jahren Proben begonnen hatten, deren Abbruch dann die Pandemie erzwang.

Hausregisseurin Daniela Löffner will mit einem „rein männlichen Ensemble die vermeintliche Grenzenlosigkeit der Lust Lulus“, die der Autor thematisiert, erkunden. Die zweite Hausregisseurin, Lily Sykes, wiederum nimmt sich Georg Büchners „Woyzeck“ vor und plant „eine Forschungsarbeit am Stück aus den Perspektiven der handelnden Frauen“.

In "Dorian" nach Motiven von Oscar Wilde brilliert Christian Friedel.
In "Dorian" nach Motiven von Oscar Wilde brilliert Christian Friedel. © Lucie Jansch

Frauen sind generell das große Thema der Saison: Elf der 22 Neuproduktionen steuern Regisseurinnen bei. Heldinnen von Dürrenmatts „Alter Dame“ über Medea bis Piaf und Shakespeares Schwester setzen auf ihre Weise Schwerpunkte. Sieben Uraufführungen versprach der Intendant, etwa den Musiktheaterabend „Atlantis“ von Regisseur Sebastian Hartmann und Musiker PC Nackt um jene sagenumwobene Fiktion und eine dokufiktionale Revue „Napoleon Bonaparte“. Die begibt sich auf die „Stiefelspuren des so genialen Kriegsherren wie eben auch Kriegsverbrechers“ und bis heute wirkenden Politikers.

Regiestar Volker Lösch verlegt Dreigroschenoper ins Jahr 2023

Auch die Bürgerbühne am Haus ist mit wieder spannend-klingenden Vorhaben dabei, die von interessierten, auch theaterunerfahrenen Laien jeden Alters realisiert werden. Einmal geht es um das Thema „Was wir erben“, und damit sind nicht nur das große Geld oder Immobilien, sondern auch Ängste, Hoffnungen oder die Art zu Lachen gemeint. Interesse dürfte auch „Hey Sexy!“ finden, wenn das Kollektiv Turbo Pascal im Kleinen Haus einen alternativen Nachtklub gründet, um sich mit Fragen der Sexyness und den damit einhergehenden Normen zu beschäftigen.

Ein Clou ist dem Staatsschauspiel bei der Ansetzung der „Dreigroschenoper“ gelungen. Nicht nur, dass Regiestar Volker Lösch inszeniert. Er wird den Klassiker von Brecht und Weill von 1928 in ein fiktives Deutschland im Jahr 2023 verlegen. Dazu will das Team in Absprache mit Verlag und Erbin „leicht in die Textfassung gehen“.

Termin für den Vorverkaufsstart gibt es noch nicht

Wunderbare Anregungen erhofft sich der Intendant auch von E. T. A. Hoffmanns „Sandmann“ und Kafkas „Schloss“. „Lust machen“ ist das Motto: „Erwartungsfroh in Zeiten multipler Krisen in die Gegenwart und Zukunft zu blicken, ist nicht leicht“, so Joachim Klement. „Gerade da kann sinnlich erfahrbares Spiel helfen, die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken.“

Es lohnt, das aktuelle Theater-Magazin und die noch ausstehenden Online-Veröffentlichungen zu diesen Premieren und vielen weiteren Theaterangeboten in Ruhe zu lesen. Das schon traditionelle Familienfest öffnet die Saison am 2. September. Einen Termin für den Start des Vorverkaufs gibt es noch nicht.