Feuilleton
Merken

Neue Saison im Staatsschauspiel Dresden: Ein Regie-Gigant kehrt zurück

Mit sechs Uraufführungen und vielen Klassikern bietet das Staatsschauspiel Dresden in der Saison 2024/25 gewohnte Vielfalt. Das Theater wirbt für ungewohnte Perspektiven und sogar Karl Lauterbach „spielt“ mit.

Von Bernd Klempnow
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Joachim Klement ist seit der Spielzeit 2017/2018 Intendant des Staatsschauspiels Dresden.
Joachim Klement ist seit der Spielzeit 2017/2018 Intendant des Staatsschauspiels Dresden. ©  Ronald Bonss

Schauspiel-Intendant Joachim Klement verspricht nicht zu viel, wenn er über die Spielzeit 2024/25 sagt: „Es tut sich was. Sie können viel erleben.“ Am Dienstag präsentierten er und sein Team die 23 Premieren der nächsten Saison. Die übergreifende Idee sei, „die kreative Kraft des Theaters zu nutzen, um fremde Perspektiven spielerisch erfahrbar zu machen, und für eine offene, vielfältige Gesellschaft zu werben“.

Den Wallenstein in der Regie von Frank Castorf spielte vor zwei Jahren Götz Schubert.
Den Wallenstein in der Regie von Frank Castorf spielte vor zwei Jahren Götz Schubert. © Sebastian Hoppe

Die Klassiker prägen dieses Theaterjahr mehr als in der jüngsten Vergangenheit. Zum Saisonstart gibt es Gotthold Ephraim Lessings dramatisches Gedicht „Nathan der Weise“. Dreimal kommt William Shakespeare auf die Bühne, darunter „Was Ihr wollt“. Hans Falladas Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“ wird adaptiert, ebenso wie Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ und Georg Büchners „Dantons Tod“. Letzte Produktion will Regie-Gigant Frank Castorf leisten und sicher den Büchner-Stoff erweitern. Seine letzte Arbeit in Dresden war 2022 ein gut siebenstündiger „Wallenstein“ – laut Kritik war die „Hälfte davon zum Verlieben schön, ein Fest! Die andere zäh und dröge, eine Geduldsprobe“.

Rollatorengeschwader gegen Zombies und Nazis

Sechs Uraufführungen kündigte der Intendant an, darunter die von „Der Komet“ nach dem vor einem halben Jahr veröffentlichten Dresden-Buch von Durs Grünbein über den Lebensweg einer einfachen Frau bis zum Untergang Dresdens im Inferno 1945.

Vier Uraufführungen steuert die Bürgerbühne bei, deren Leitung Christiane Lehmann nun innehat. Sie war seit Gründung dieser Bühne 2009 bis 2020 schon dabei, kehrt jetzt vom Deutschen Theater in Berlin zurück und soll „diesem Vorzeigemodell des partizipierenden Theaters neue Impulse geben“. Interessant sind ihre Ansätze, wenn es in einer Produktion explizit um ein „Rechercheprojekt mit Töchtern und deren Müttern“ geht. Ebenso spannend könnte „Droge Faust“ über die Auswirkungen von Drogen und Rauschzuständen in der Gesellschaft sein. Die agierenden Jugendlichen haben für ihr Vorhaben auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach interviewt. Seniorinnen und Senioren werden für eine Horrorsatire gesucht, wenn sie als Rollatorengeschwader Zombies und Nazis das Fürchten lehren sollen.

Udo Zimmermanns vergessene "Die Weiße Rose"

Zwei Koproduktionen unter den vielfältigen Zusatzangeboten hob der Intendant hervor. Das Ballett der Semperoper wird im Kleinen Haus mit dem zeitgenössischen Tanztheater „Wonderful World“ gastieren, „das viele Berührungspunkte mit dem Schauspiel aufweist“, weil unter anderem auch mit Sprache gearbeitet wird. Auch im Kleinen Haus kommt Udo Zimmermanns Jugendkomposition „Die Weiße Rose“ in der Urfassung mit der Musikhochschule heraus. 1967 hatte die Hochschule den Vorläufer der sehr erfolgreichen Kammeroper „Weiße Rose“ uraufgeführt. Seitdem war das groß besetzte Stück nicht mehr auf der Bühne zu sehen und zu hören gewesen.

Der Vorverkauf startet Ende Juni 2024.