Dresden
Merken

Dresden: Musik und Demo vor Synagoge

Gegen stärker werdenden Antisemitismus richtete sich eine Veranstaltung nahe der Carolabrücke. Es ging auch um "Querdenker" und Pegida-Anhänger.

Von Christoph Springer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Mehr als 200 Menschen nahmen an der Demonstration vor der Synagoge teil.
Mehr als 200 Menschen nahmen an der Demonstration vor der Synagoge teil. © SZ/Christoph Springer

Dresden. Es war nicht der erhobene Zeigefinger, auch nicht nur das Bedauern der Zustände oder der Blick in die Vergangenheit, was am Donnerstagabend die Menschen zusammenbrachte, die sich ab 18 Uhr an der Synagoge trafen. Sie folgten einem Aufruf zu einer Demonstration gegen Antisemitismus. Mehr als 200 waren gekommen. Sie hörten Musik von der Banda Comunale und vom Ensemble "Paradiesisch Musizieren" unter der Leitung von Paul Hoorn. Jüdische Musik, internationale Musik, Musik die auch zum Tanzen und Mitklatschen einlud.

Sie hörten Ansprachen von Rednern, die nicht nur vor "eskalierendem Antisemitismus" warnten, wie etwa Michael Hurshell, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Sie hörten alle auch von der Dankbarkeit der Juden in Dresden für dieses und ähnliche Treffen. "Dann fühlen sich unsere Leute nicht so alleine", sagte eine Rednerin, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammt.

Nicht zu den Rednern, "nur" zu den Demonstrationsteilnehmern gehörten Petra Köpping (SPD), sächsische Ministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und die Zweite Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke).

Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen forderte ein "landesweites Konzept, wie Antisemitismus zurückgedrängt werden soll". Gerade in der Corona-Zeit hätten Verschwörungsideologien zugenommen, "die oft antisemitische Bilder und Sterotype verbreiten". Nattke zielte damit unter anderem auf die "Querdenker"-Demonstrationen und Pegida ab, wo montags regelmäßig Symbole gezeigt werden, die die Corona-Schutz-Maßnahmen mit den nationalsozialistischen Verbrechen gleichsetzen. Die Teilnehmer treten zum Beispiel mit Davidsternen und Impfspritzen am Revers auf.

"Antisemitismus muss klar benannt werden"

"Ob in Reden bei rechten Demonstrationen, in verbalen und auch körperlichen Angriffen in der Öffentlichkeit und im Internet, oder im Zusammenhang mit den sogenannten Coronaprotesten – eines zeigt sich immer wieder: Antisemitismus hat viele Gesichter", hieß es Anfang der Woche im Aufruf zu der Kundgebung am Donnerstagabend. Zu den Organisatoren der Demo gehörten unter anderem die Jüdischen Gemeinde, der Hatikva-Verein und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

"Antisemitismus ist in Sachsen nicht neu", so die Organisatoren weiter. "So wird seit Jahrzehnten am 13. Februar ein die Shoah relativierendes Transparent mit der Aufschrift 'Bombenholocaust' von Alt- und Neonazis durch die Straßen Dresdens getragen und diese Behauptung in Redebeiträgen verbreitet."

Dabei nehme Antisemitismus bundesweit zu, auch in Sachsen. "Wir werden unsere Solidarität mit jüdischem Leben deutlich auf die Straße tragen", erklärten die Initiatoren den Hintergrund der Veranstaltung. "Wir stehen solidarisch an der Seite der Jüdinnen und Juden in Dresden, Sachsen, Deutschland und der Welt, die alltäglich der Gewalt von Antisemiten ausgesetzt sind." Antisemitismus müsse klar und eindeutig benannt werden.