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"Fröhliche Kinder sind das Allerschönste!": Wie es ist, seit 40 Jahren Erzieherin zu sein

Vom ersten Tag an arbeitet Angelika Jentsch in der Dresdner Kita Wiesenfrösche - seit 40 Jahren. Die Kinder von einst bringen heute ihren eigenen Nachwuchs in ihre Gruppe.

Von Nadja Laske
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In der Ruhe liegt die Kraft: Angelika Jentsch (l.) ist seit mehr als 40 Jahren Erzieherin. Annegret Werner ging selbst in die Kita Wiesenfrösche und bringt nun ihre Tochter Flora hin.
In der Ruhe liegt die Kraft: Angelika Jentsch (l.) ist seit mehr als 40 Jahren Erzieherin. Annegret Werner ging selbst in die Kita Wiesenfrösche und bringt nun ihre Tochter Flora hin. © Matthias Rietschel

Dresden. Was nimmt eine Erzieherin auf eine einsame Insel mit? Vorausgesetzt, sie hat ihre Kitagruppe dabei - Klorollenherzen. Diese kleinen Pappzylinder, die am Ende aller Geschäfte übrig bleiben und sich hervorragend zum Basteln eignen. Fast alles können sie sein: lustige Püppchen, Raketen, die ins All fliegen, ein ganzer Zoo. Oder Weihnachtskerzen und Adventskalender, wie die im Kita-Raum der Reizendorfer Wiesenfrösche.

Die mittlere Gruppe dort hat schon fleißig für Weihnachten gebastelt und wird schöne Geschenke mit nach Hause nehmen, wenn dieses besondere Jahr zu Ende geht. Seit 40 Jahren gibt es die ASB-Kindertagesstätte. Das haben Kinder, Eltern und Erzieherinnen im Sommer mit einem großen Fest gefeiert. Jetzt, da bald ein neues Jahrzehnt beginnt, denkt Angelika Jentsch doch öfter an die vielen Weihnachtszeiten, die sie hier erlebt und zusammen mit ihren Steppkes zelebriert hat.

Die 61-Jährige war eine Pädagogin der ersten Stunde. Gerade erst hatte sie ihr dreijähriges Studium absolviert, war ein Jahr in Radeberg eingesetzt, wurde Mutter und wünschte sich einen Arbeitsplatz in der Nähe ihres Wohnortes. Den bekam sie und war glücklich. "Das Gebäude sah grau aus, der Putz fiel ab, aber wir haben es schön eingerichtet, und jeder, der zu uns kam, war begeistert von dem großen Garten und der herrlichen Umgebung", erinnert sie sich.

Viel Eigenleistung sei in den neuen Kindergarten geflossen, der zuvor eine Schule war. Die großen Bauangelegenheiten regelte der Staat, doch für die vielen kleinen Handgriffe war immer Verlass auf Eltern und Nachbarn. Vier Gruppen mit Kindern im Alter zwischen drei und sieben Jahren verbrachten ihre Spiel- und Lernzeit dort. Erst später kamen auch Krippenkinder dazu.

Neue Schminke vom Weihnachtsmann

Inzwischen hat Angelika Jentsch schon mehrere Generationen kommen und herauswachsen sehen. Die von Annegret Werner zum Beispiel, die sich noch gut an ihre eigene Kitazeit in Reizendorf erinnert, an unbeschwerte Jahre und das Glück einer vertrauten Gemeinschaft, die über das Kitaleben hinausreichte. "Es sind ganz viele Kinder aus dem Viertel in die Kita gegangen und später kamen wir auch zusammen in die Grundschule", erzählt sie. Die Ruhe im Ländlichen ist ihr noch sehr präsent, und natürlich hat sie auch ihr Symbol nicht vergessen, das kleine Bild, welches das Namensschild ersetzte, weil die Kleinen noch nicht lesen konnten. "Ich hatte den Käfer", sagt Annegret Werner. Auch Plastikkipper, Ausflüge und Weihnachtsfeiern gehören ins gedankliche Album.

Noch immer ist sie den Wiesenfröschen treu - inzwischen als Mama. Ihre beiden älteren Töchter sind in die ASB-Kita gegangen. Flora, die Jüngste, ist fünf Jahre alt und besucht Angelika Jentzschs Gruppe. Ihr Highlight der Adventszeit hängt als befüllter Kalender an der Wand. Jeden Tag darf ein Kind ein Tütchen öffnen. Was sich Flora vom Weihnachtsmann wünscht? "Ich brauche neue Schminke", erklärt die Kleine mit ernster Mine: Rosa, grün und pink soll sie sein.

Nach der Wende geriet die Kita auf den Prüfstand. "Wir hatten damals durchaus Sorge um unsere Einrichtung und unsere Jobs", erzählt die Erzieherin. Doch die geburtenschwachen Jahre gingen ohne Schließung an dem Team vorbei. Wie in allen Lebenslagen bewies sich Angelika Jentschs Credo auch da: In der Ruhe liegt die Kraft. Das gilt für sie vor allem im Umgang mit Kindern, in welchen Zeiten auch immer: Liebe, Zuwendung, ohne Hast und Druck. "Fröhliche Kinder schon am Tagesbeginn sind doch das Allerschönste!"