Dresden
Merken

Nach TV-Show: "Ich war erstmal platt"

Der Dresdner Steve Hauptvogel schlägt sich in der Sat1-Sendung "Das große Backen" Woche für Woche wacker. Aber wie hat er selbst die Dreharbeiten erlebt?

Von Daniel Krüger
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Konnte sich trotz Corona einen Traum erfüllen: Steve Hauptvogel in der Schürze "seiner" TV-Show.
Konnte sich trotz Corona einen Traum erfüllen: Steve Hauptvogel in der Schürze "seiner" TV-Show. © René Meinig

Dresden. Steve Hauptvogel hatte als Jugendlicher immer zwei große Wünsche: Er wollte aus der Niederlausitz nach Dresden ziehen und er wollte grandiose Torten backen.

Den ersten Traum erfüllte sich der 34-Jährige bereits 2007. Der zweite Traum wird wahr, als an einem Freitag im Februar 2020 sein Smartphone klingelt. "Ich lag mit Jogginganzug auf der Couch, als ich einen Videoanruf von einem Phillipp bekam. Ich dachte mir, ich kenne keinen Phillipp und bin nicht rangegangen", erzählt Hauptvogel und lacht.

Ein erneuter Anruf klärt das Mysterium auf. Hauptvogel hatte sich bereits zum dritten Mal für die Sat1-Fernsehsendung "Das große Backen" beworben - und wurde als Kandidat unter 1.000 Bewerbern ausgewählt.

Das Prinzip: Zehn Hobbybäcker müssen sich in den unterschiedlichsten Back-Disziplinen messen, jede Folge beinhaltet drei Prüfungen, am Ende winken Geld, eine goldene Trophäe in der Form eines Cupcakes und ein eigenes Backbuch im Handel.

"Eigentlich ein Typ, der in sich ruht"

Hauptvogel ist Fan seit der ersten Sendung, Fan von aufwendig verzierten Torten und Fan von Moderatorin Enie van de Meiklokjes, die in Senftenberg aufgewachsen ist und an der Hochschule für Tanz in Dresden studiert hat.

"Ich bin eigentlich ein Typ, der in sich ruht", sagt Hauptvogel, der an der Dresdner Uniklinik als Assistent im OP-Saal arbeitet. "Aber als die Zusage kam, bin ich richtig ausgerastet, meine Pumpe ist gegangen wie verrückt."

Als der 34-Jährige dann 16 Themen vom TV-Sender zugeschickt bekommt, zu denen er innerhalb von nur zwei Monaten eigene Rezepte kreieren soll, kommt Panik zu seiner Aufregung dazu. "Ich hatte dann Kontakt zu den anderen Kandidaten. Denen ging es nicht anders, der Zeitdruck war enorm. Die haben teilweise nicht mal geschafft, alle Rezepte einmal auszuprobieren."

Und obwohl Hauptvogel, der gerne strukturiert arbeitet, in der heimischen Küche fortan fleißig Gebäck zaubert, das "immer geschmeckt hat", empfindet er es doch als Glück, dass die Sendung wegen Corona um zwei Monate nach hinten verschoben wird.

Unbezahlter Urlaub für die Show

Die Liebe zu Süßem hat der Wahldresdner von seiner Tante und seiner Großmutter mitbekommen. "Zu jedem Geburtstag wurden riesige Mengen Kuchen gebacken und es wurde schon drei Tage vorher mit den Vorbereitungen begonnen. Wenn ich dann von der Schule kam und ich nicht mehr helfen konnte, war ich enttäuscht", sagt er.

Obwohl Hauptvogel seiner Familie sehr nahe steht, zieht es ihn nach dem Abitur nach Dresden. "Eine Großstadt, aber klein und schnuckelig und nicht so weit weg von Zuhause." Ein Zivildienst in einer Klinik in Lauchhammer bringt ihn nach einer abgebrochenen Hotellehre schließlich ins Uniklinikum.

Bitte lächeln: Die Kamera war beim "Großen Backen" immer ganz nah dabei.
Bitte lächeln: Die Kamera war beim "Großen Backen" immer ganz nah dabei. © © SAT.1

Hier verwöhnt Hauptvogel seine Kollegen gerne mit Selbstgebackenem. Für die Teilnahme an der TV-Show hat er zusätzlich unbezahlten Urlaub genommen. Doch erholsam waren die Dreharbeiten nicht, sagt er.

Jede Folge der Sendung beansprucht drei Drehtage, wer bis zum Finale bleibt, erlebt vier Wochen voller Adrenalin und Emotionen. "Da kam um halb sieben Uhr morgens der Abholvan zum Hotel und je nach Dauer der Prüfung waren wir teilweise erst um 19, 20 Uhr fertig. Wenn die letzte Verkostung zu Ende war, haben wir noch einmal auf die Entscheidung gewartet", sagt der Dresdner. "In der Woche nach der Aufzeichnung war ich erstmal richtig platt."

"Da merkt man dann: Ich kann doch etwas"

Doch es habe "riesig viel Spaß gemacht", eine einzigartige Zeit, sagt Hauptvogel. Manchmal wünsche er sich, er könnte die Uhr noch einmal zurückdrehen. Befürchtungen seiner Freunde, dass man ihn "durch den Kakao ziehen" könnte, hatte er selbst im Vorfeld nicht. "Das ist ja nicht RTL", sagt er und lacht.

Überrascht war Hauptvogel hingegen von den Beurteilungen der Jury. Sternepatissier Christian Hümbs und Konditormeisterin Bettina Schliephake-Burchardt hätten ihm viele wertvolle Tipps gegeben und seine Backkünste meist sehr gelobt. Mit Moderatorin Van de Meiklokjes habe er sich fast freundschaftlich verstanden.

Natürlich darf Hauptvogel nicht verraten, wie die Sendung für ihn ausgegangen ist. Doch für den bescheidenen operationstechnischen Assistenten war die Teilnahme auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins. "Da merkt man dann: Ich kann offenbar doch etwas."

Wegen Corona: Lange Hosen bei 30 Grad im Schatten

Auch allerlei Kurioses habe sich in der Show zugetragen. So mussten die Teilnehmer wegen der Verschiebung der Dreharbeiten bei über dreißig Grad im Schatten französische Macarons backen und diese zu einem landestypischen Kunstwerk hindrapieren.

"Die haben trotz Eisspray partout nicht gehalten", sagt Hauptvogel. Eine unangenehme Nebenwirkung der Temperaturen sei es auch gewesen, dass alle Teilnehmer lange Hosen tragen mussten. "Mit der Schürze hätte es sonst ausgesehen, als hätten wir nichts drunter".

Bei einer anderen Aufgabe hingegen sei ihm Salzkaramell angebrannt. 10 Minuten vor Ende der Aufgabe musste er Teile eines französischen Mürbekuchens komplett neu herstellen. "Da stand dann das ganze Drehteam inklusive Jury um mich herum und hat mitgefiebert."

Steves Ratschlag an andere Hobbybäcker

Doch Sorgen nicht fertig zu werden, hatte Hauptvogel nach eigenen Angaben trotzdem nie. "Entweder es klappt oder es klappt nicht. Einer muss am Ende eh immer gehen, das ist eben das Prinzip der Sendung."

Ähnlich sieht Hauptvogel auch das Backen an sich. Sein Tipp: Zusammengefallene Kuchen und flüssiges Baiser akzeptieren. "Mir gelingt auch nicht alles", sagt der 34-Jährige. Backen sei vor allem Übungssache. Nach der Sendung wurde er deshalb von Jurymitglied Betty Schliephake-Burchardt zu einem Seminar eingeladen, das in Dresden stattfand.

Dabei lernten Hauptvogel und mehrere Konditormeister die hohe Kunst der Tortengüsse und -verzierungen. Mehrere Prachtexemplare stehen bei dem Hobbybäcker auf den Wohnzimmerkommoden.

Doch reinbeißen kann man hier nicht: Das Innenleben ist aus Styropor. Dadurch bleiben die Werke quasi ewig erhalten, sagt Hauptvogel. So wie seine Erinnerung an die Teilnahme an "Das Große Backen".

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.