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Autofrei oder nicht? So soll die Dresdner Louisenstraße künftig aussehen

Eine der Hauptachsen in dem Stadtteil Neustadt in Dresden wird umgestaltet. Bevor das umgesetzt wird, sollen Anwohner, Partygänger und Gastronomen zu Wort kommen.

Von Julia Vollmer
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Soll es bald weniger Autos auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt
geben?
Soll es bald weniger Autos auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt geben? © Marion Doering

Dresden. Anwohnerinnen und Anwohner wollen schlafen, Partygänger wiederum in der Nacht feiern und Freunde treffen. Diesen Grundkonflikt gibt es nicht nur am sogenannten "Assi-Eck" in der Neustadt, sondern im Grunde in dem ganzen Stadtteil - so auch auf der Louisenstraße. "Sie ist eine der Hauptschlagadern im Viertel", wie Stadtbezirksamtsleiter Andre Barth sagt.

Warum soll sich die Louisenstraße in der Neustadt verändern?

Die Louisenstraße in der Neustadt soll in den kommenden Jahren umgestaltet werden. Dabei sollen sich Anwohner, Feiernde und Gastronomen und Händler gleichermaßen gesehen fühlen. Außerdem soll die Straße laut Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) "klimaangepasster und stadtraumverträglicher werden". Immer wieder war zuletzt in der Diskussion, dass die Straße teilweise autofrei werden soll, um mehr Raum zu schaffen.

Zum Auftakt der Planungen stellte das Amt für Stadtplanung das Projekt an diesem Montag im Stadtbezirksbeirat Neustadt vor. Gleichzeitig startet das Amt eine Online-Befragung zur Gestaltung der Louisenstraße. Grundlage für das Projekt ist der Beschluss des Stadtrats von 2019 für eine "stadtteilangepasste Mobilitätsplanung für die Louisenstraße".

Wie soll sich die Louisenstraße verändern?

"Die Louisenstraße ist eine unglaublich vielfältige Straße. Wie kann die Louisenstraße grüner werden und Regenwasser dort besser gespeichert werden, sodass sie zu einer klimaangepassten Infrastruktur wird?", fragt Kühn. Außerdem soll die Straße möglichst sicher und barrierefrei für Menschen mit Behinderung, aber auch für Eltern mit Kinderwagen werden.

Laut Andre Zschoge aus dem Stadtplanungsamt soll die Straße in drei Abschnitten betrachtet werden. Im Abschnitt rund um die Feuerwache müsse geschaut werden, dass der Betrieb der Feuerwehr reibungslos ablaufe. Dort müssten auch die Händler und Gastronomen ihre Waren anliefern, was eingeplant werden muss.

"Im Abschnitt rund um das Gymnasium Dreikönigschule wollen wir auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen besonders schauen und gucken, wie wir die Aufenthaltsqualität erhöhen - mit etwa Bäumen und Bänken", sagt er. Der Teil ab der Kamenzer Straße sei dann beinahe reines Wohnviertel.

Laut Baubürgermeister Kühn solle vor allem eine bessere Aufenthaltsqualität gewährleistet werden. Aber auch der Denkmalschutz der bestehenden Häuser steht auf der Agenda. Es soll auch eine Verkehrsberuhigung im Bereich Louisenstraße geben, gleichzeitig soll auch die Ver- und Entsorgung gewährleistet bleiben. "Die kommenden eineinhalb bis zwei Jahre wird nun der Planungsprozess dauern, danach wird wahrscheinlich in Abschnitten mit der Umgestaltung begonnen", so Kühn.

Stephan Kühn, Baubürgermeister in Dresden und André Barth, Stadtbezirksamtsleiter in der Neustadt, machten sich ein Bild vom aktuellen Zustand der Louisenstraße.
Stephan Kühn, Baubürgermeister in Dresden und André Barth, Stadtbezirksamtsleiter in der Neustadt, machten sich ein Bild vom aktuellen Zustand der Louisenstraße. © Marion Doering

Wie können die Anwohner der Neustadt mitentscheiden?

Die Gestaltung der Louisenstraße soll von möglichst vielen Akteuren getragen werden. Vom 4. bis 31. März sind deshalb alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich über die Online-Befragung an der Gestaltung zu beteiligen. Der Fragebogen kann auch in Englisch ausgefüllt werden. Die Ergebnisse fließen in den Planungsprozess ein.

Es ist auch Beteiligung der jüngsten Neustadt-Bewohner geplant, die das Kinder- und Jugendbüro realisiert. Das Kinder- und Jugendbüro Dresden begleitet die Planung mit altersgerechten Beteiligungen für Kinder und Jugendliche.

Kinder und Familien können am 6. März von 15 bis 17 Uhr und am 13. März, 14.30 bis 16.30 Uhr am Spielplatz "Louisengrün" auf der Louisenstraße teilnehmen. Jugendliche und junge Erwachsene am Assi-Eck, also der Kreuzung Louisenstraße Ecke Görlitzer-/Rothenburger Straße am 6. März von 17 bis 19 Uhr und am 15. März von 17 bis 19 Uhr.

Welche Ideen gibt es aus der Politik?

Auch die Politikerinnen und Politiker haben Wünsche an die Umgestaltung der Louisenstraße. "Als SPD wünschen wir uns vor allem breitere Gehwege, auf denen Auslagen von Geschäften und Außengastronomie stattfinden können und man trotzdem noch mit einem Kinderwagen vorbeikommt", sagt SPD-Neustadt-Stadtrat Vincent Drews. Auch Bäume oder Pflanzkübel gehören für ihn dazu.

Grünen-Stadträtin Tina Siebeneicher hat die Kinder und die Natur im Blick. "Es geht darum, im Zentrum der Neustadt mehr Grün und Raum für Fußgänger und Radfahrende zu schaffen, dabei sind die verschiedenen Interessen zu beachten."

Piraten-Stadtbezirksbeirätin Anne Herpertz hält an der Idee eines KFZ-freieren Kiez fest. "Mit einer autofreieren Neustadt ist Platz für Freizeit, Begrünung und Entsiegelung, damit sich die Louisenstraße im Sommer nicht mehr so aufheizt."

Die CDU ist dagegen. "Eine autofreie Lösung lehnen wir ab", heißt es von Johannes Schwenk und Katharina Kern von der Neustadt-CDU. Kurzfristige Maßnahmen wären, so die CDU, mehr Fahrradbügel und eine bürokratische Vereinfachung für die Außenbestuhlung der Gewerbetreibenden.

Linken-Stadtrat Christopher Colditz wünscht sich auch einen Blick auf das Assi-Eck: "Ebenfalls erstrebenswert ist es zu prüfen, wie das Eck umgestaltet werden kann, um einerseits die Lautstärke zu vermindern und andererseits, wie die Linie 13 auch bei der Anwesenheit von vielen Menschen sicher durchfahren kann und der ÖPNV nicht beeinträchtigt wird."

Holger Zastrow, der aktuell noch für die FDP im Stadtrat sitzt, sieht das Projekt kritisch. "Jeder weiß, dass eine echte Belebung der Louisenstraße an der Lebenswirklichkeit scheitert. Erstens, weil normale Leute tagsüber arbeiten und sich eher weniger einfach mal so mit Nachbarn auf der Straße zum Schachspielen treffen können", so Zastrow. Außerdem scheitere eine ausgeweitete Außengastronomie und Straßenkultur an "den enormen, bürokratischen Auflagen der Stadt".