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Der Dresdner Zookasper verabschiedet sich in den Ruhestand

Er spielte 15.000 Vorstellungen - nun geht er nach 33 Jahren in den Ruhestand: der Kasper im Dresdner Zoo. Aber eine Chance auf eine Erinnerung haben die Dresdner noch.

Von Henry Berndt & Theresa Hellwig
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Der Dresdner Zookasper Steffen Flinner geht nach 33 Jahren in den Ruhestand.
Der Dresdner Zookasper Steffen Flinner geht nach 33 Jahren in den Ruhestand. © Zoo Dresden

Dresden. Sie sei mit ihm aufgewachsen, schreibt eine Person auf Instagram. "Danke für die schönen Erinnerung", kommentiert eine andere. "Da kommen mir sogar ein paar Tränchen", schreibt die dritte Person. Einfach nur "Schnippedebab" schreibt wieder eine andere. Schnippeldibapp - das sagte er immer, der Kasper im Dresdner Zoo. Nun hat es sich ausgeschnippelt, ausgebappt: Zookasper Stefan Flinner verabschiedet sich in den Ruhestand. Der Zoo nennt dafür gesundheitliche Gründe.

33 Jahre lang war der Kasper im Einsatz. 1991 spielte er zum ersten Mal, über 15.000 Vorstellungen brachte er auf die Bühne, berichtet der Zoo. Mehr als zwei Millionen Besucher fanden demnach ihren Weg zu der Hütte des Kaspers.

"Liebe Kinder", schreibt der Zookasper höchstpersönlich auf der Internetseite des Zoos, "Es hat mir viel Freude bereitet, euch auf meine aufregenden Abenteuer durch den Zoo mitzunehmen und Groß und Klein zum Lachen zu bringen". Er verabschiede sich nun mit einem dreifachen "Schnibbeldibabb".

Ob es einen Nachfolger gibt, ist ungewiss

Dass viele mitfühlen, als der Zoo die Nachricht auf Instagram öffentlich macht, ist kein Wunder: Viel Liebe und Herzblut steckte in Flinners Vorstellungen. Die Puppen des 75-Jährigen waren handgemacht, ebenso das Bühnenbild. Die Lieder sang Flinner selbst ein, die Ausmalbilder, die er nach den Vorstellungen an die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer verteilt, hatte er selbst gemalt. Mehr als 50 Geschichten hat sich Stefan Flinner ausgedacht. Publikums-Liebling: die vom Äffchen Troll, das seine Jäger an der Nase herumführt.

Ob es einen Nachfolger gibt, ist ungewiss: "Ob und wie es mit dem Zookasper nach Flinners Abschied weitergehen wird, steht noch in den Sternen", schreibt der Zoo auf Instagram. Zunächst sollen laut Zoodirektor Karl-Heinz Ukena Veranstaltungen verschiedener Künstler die Zookasperbühne mit Leben füllen.

Seit 1931 gibt es im Dresdner Zoo einen Kasper

Seit 1931 gibt es im Zoo einen Kasper. Als erster spielte Egon Gäble mit seinen Puppen in der Holzhütte. Nach dessen Tod 1967 konnte allerdings lange kein Nachfolger gefunden werden - bis sich 1991 Stefan Flinner bewarb.

Stefan Flinner ist der Sohn eines Tischlers und stammt aus Wilkau-Haßlau bei Zwickau. Als er klein war, nähte bereits seine Großmutter Puppen. Er selbst lernte für sechs Jahre das Puppennähen in der Arbeitsgemeinschaft junger Puppenspieler. Beruflich ließ er sich allerdings zunächst zum Betriebsschlosser ausbilden. Nach seinem Studium am Zwickauer Robert-Schumann-Konservatorium wurde er Berufsmusiker. Er spielte Keyboard, Gitarre, Schlagzeug - und zeigte, bis er 1990 nach Dresden kam, Puppenspiele in Kindergärten und auf Volksfesten.

"Der Zoo Dresden bedankt sich von Herzen bei Stefan Flinner, der mit seiner Spielweise und Leidenschaft für sein Puppentheater ein echtes Unikat war und immer ein Teil der Zoo-Familie bleiben wird", sagt Karl-Heinz Ukena.

Wem das jetzt alles zu plötzlich kam, der hat eine Chance auf eine Erinnerung an Flinners Vorstellungen: Zum 30-jährigen Jubiläum des Kaspers hat der Zoo eine DVD herausgebracht. Neun der Stücke des Kaspers sind darauf zu sehen. Seine Ausmalbilder können zudem auf der Internetseite des Zoos heruntergeladen werden.