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Die Dresden Dukes: Wie ein Baseballverein integriert

Der Baseballverein Dresden Dukes ist international. Weil momentan viele neue Spieler aus Venezuela kommen, hat der Verein seit Kurzem einen Integrationsbeauftragten. Das Ziel ist klar: der Aufstieg. Aber da gibt es ein großes Problem.

Von Fionn Klose
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Derwis Mucett spielt bei den Dresden Dukes. Seit er klein ist, spielt er Baseball.
Derwis Mucett spielt bei den Dresden Dukes. Seit er klein ist, spielt er Baseball. © Sven Ellger

Dresden. Derwis Mucett ist voll konzentriert. Beide Hände umklammern fest den hölzernen Schläger. Seine Blicke fixieren den weißen Baseball. Gleich kommt der Wurf. Mucett macht die Beine breit, er muss fest und stabil stehen. Dann flitzt der kleine Ball so schnell durch die Luft, dass man ihn kaum sehen kann. Ein lautes "Klonk" schallt über den Rasen. Der Ball fliegt in hohem Bogen über das Feld.

Derwis Mucett kommt aus Venezuela. Dort ist Baseball Nationalsport. Seit September 2022 ist er in Dresden. "Ich habe im Internet recherchiert und bin auf die Dukes gestoßen", sagt er. "Baseball ist meine Leidenschaft seit der Kindheit und ich wollte aktiv bleiben." Mucett fühlt sich wohl im Verein, hat hier viele neue Freunde gefunden.

Seit 2000 gibt es den Baseball- und Softballverein Dresden Dukes. Mittlerweile zählt er über 100 Vereinsmitglieder aus rund 15 Nationen, darunter die USA oder Tschechien. Der Verein wurde von Einwanderern, größtenteils aus Kuba, gegründet. Viele der heute aktiven Spieler kommen aus Lateinamerika. "Dadurch haben wir ein Grundgerüst an Leuten, die sich integriert haben, Deutsch können und die neuen Leute übernehmen können", sagt Vorstand Erik Wegener.

Neue Kontakte und neue Freunde in Dresden

Viele Lateinamerikaner, die neu nach Dresden gekommen sind, suchen Anschluss, neue Kontakte, neue Freunde. "Wir stehen vor der Herausforderung, dass immer mehr Menschen aus Venezuela zu uns kommen", sagt Wegener. "Sie finden uns relativ schnell und wollen bei uns Baseball spielen. Das ist super." Denn der Verein begreife sich als Integrationsprojekt.

Um Herausforderungen, wie Sprachbarrieren oder das Ausfüllen des Mitgliedsantrages zu überwinden, hat der Sportverein sogar seit Kurzem einen Integrationsbeauftragten, Armando Avila. Der Kubaner spielt seit seiner Kindheit Baseball und hat den Verein mitgegründet. "Sowas hatten wir in der Form noch nie", sagt er. "Weil wir bisher nicht konfrontiert waren mit so vielen internationalen Spielern, die die deutsche Sprache nicht beherrschen."

Avila hilft ihnen dabei, geht mit den neuen Spielern und Spielerinnen zur Bank, füllt gemeinsam mit ihnen den Mitgliedsantrag aus, gibt ihnen einen Crash-Kurs in Sachen Deutschland. "Das hilft den Leuten einfach so einen Einstieg zu kriegen", sagt Robert Vaternam von den Dukes. Und Armando Avila macht es Spaß, den Leuten zu helfen. "Und ich bin nicht mehr der Jüngste", sagt er. Er spiele noch, aber in ein paar Jahren wird das nicht mehr möglich sein wegen des Alters. "Und da habe ich noch eine Beschäftigung im Verein, bin dem Verein treu, kann ihm helfen. Und neue Kontakte knüpfen."

Potenzial der Neuen ist eine Chance für Dresdner Dukes

Für den Verein sind die lateinamerikanischen Spieler wichtig. Denn sie bringen mehr Erfahrung und Fähigkeiten im Baseball mit. "Ich bin mit Handball groß geworden", sagt Erik Wegener. "Wir haben alle nicht Baseball von klein auf gelernt. Das heißt, jeder der Latinos, der zu uns kommt, ist grundsätzlich besser als der Großteil unserer Spieler." Das Potenzial der Neuen sei eine Riesenchance. Denn der Verein hat ein Ziel: den Aufstieg in die zweite Bundesliga.

Doch es gibt da ein großes Problem für den Verein. Der Baseballplatz fehlt. "Unsere erste Mannschaft spielt in der Berlin-Brandenburg-Liga", sagt Robert Vaternam. "Die Berliner Teams haben alle eigene Plätze. Und in der Mitteldeutschen Verbandsliga, wo Dresden, Leipzig, Erfurt und Chemnitz dabei sind, ist Dresden die einzige Stadt, die keinen Baseballplatz hat."

Die Dresden Dukes trainieren auf dem Sportplatz am Narzissenweg in Niedersedlitz. Dort dürfen aber keine Ligaspiele stattfinden. "Der Platz musste 2012 aufgrund von Sicherheitsbedenken gesperrt werden", sagt Sportbürgermeister Jan Donhauser (CDU). "Abirrende Bälle stellten zunehmend eine Gefahr für die Anwohner dar, da die Bebauung in dem Gebiet immer näher an den Platz rückte und somit Gefahr für Leib und Leben entstand."

So seien die abgeschlagenen Bälle immer häufiger in Gärten und auf Häusern gelandet. "Ein nicht kalkulierbares Risiko", so Donhauser. Wegen der Lage und Bebauung sei es ausgeschlossen, dass der Platz wieder freigegeben wird.

Aufstieg der Dresdner Dukes ohne Heimspielplatz nicht möglich

Ohne offiziellen Heimspielplatz können die Dukes aber nicht aufsteigen. Ihre Heimspiele bestreiten sie momentan im Sportpark Ostra. Der Platz ist für Spiele in der zweiten Liga aber auch nicht geeignet - es fehlt der sogenannte Mount, eine Erhöhung aus Sand, von der aus der Pitcher wirft.

Der Verein spielt mit einem portablen Mount, einer Holzkonstruktion, überzogen mit einem grünen Teppich. Den müssen die Dukes zu jedem Spiel mitschleppen. Das kostet. "Wir müssen uns für jedes Spiel Transporter mieten", sagt Robert Vaternam.

Für den Deutschen Baseballverband, der die zweite Bundesliga ausrichtet, ist der mobile Mount das Ausschlusskriterium. "Der mobile Mount kann verrutschen, das ist für die zweite Bundesliga nicht zulässig", sagt Philipp Würfel vom Deutschen Baseballverband. Aber: Von den Maßen und Distanzen her entspreche das Ostra einem normalen Baseballfeld. "Man bräuchte aber einen festen Mount." Laut Sportbürgermeister Donhauser sollen mit der Sportentwicklungsplanung Lösungen für internationale Sportarten wie Baseball gefunden werden.

Für Derwis Mucett ist das Aufstiegsziel realistisch. "Wenn wir das schaffen, haben wir uns das verdient", sagt er. "Wir werden alles dafür tun, um das Niveau zu erreichen. Wir sind füreinander da. Der Zusammenhalt ist stark."