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Dresdner gedenken deportierter Juden aus Lager Hellerberg

Im März 1943 werden die vor allem jüdische Insassen des Lagers Hellerberg zunächst zum Alten Leipziger Bahnhof gebracht und dann nach Auschwitz deportiert. In Dresden ist der Opfer am Donnerstag gedacht worden - verbunden mit einer Forderung.

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Am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden ist am Donnerstag der deportierten und ermordeten Insassen des Lagers Hellerberg gedacht worden.
Am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden ist am Donnerstag der deportierten und ermordeten Insassen des Lagers Hellerberg gedacht worden. © Marion Doering

Dresden. Zum 80. Mal hat sich an diesem Donnerstag die Räumung des Lagers Hellerberg gejährt. Mit der Räumung verbunden war die Deportation von mehr als 350 Insassen, darunter 293 Dresdner Jüdinnen und Juden, in das Vernichtungslager Auschwitz. Der Weg führte über den Alten Leipziger Bahnhof.

Am Vormittag haben Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) und Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) Blumen niedergelegt. Am Abend sind Menschen einem Gedenkaufruf der Initiative "Herz statt Hetze" zum Alten Leipziger Bahnhof gefolgt.

Am Abend sollte auch darüber diskutiert werden, wie ein dauerhafter Gedenk-, Bildungs- und Begegnungsort am Alten Leipziger Bahnhof errichtet werden kann. Die Geschichte der Deportation am 3. März 1943 sei weitestgehend aus dem Stadtgedächtnis gestrichen, so "Hertz statt Hetze". Der marode Zustand des Alten Leipziger Bahnhof stehe sinnbildlich dafür. Das müsse sich ändern. "Wir wollen der Schicksale der Deportierten und aller weiteren Opfern des nationalsozialistischen Vernichtungswahns gedenken und unserer Forderung nach einem angemessenen Gedenk-, Begegnungs- und Lernort am Alten Leipziger Bahnhof Ausdruck verleihen."

Alter Leipziger Bahnhof soll so schnell wie möglich Gedenkort werden

Die Stadt hatte im vergangenen Jahr einen Wettbewerb zur Entwicklung von Gedenkorten zur NS-Diktatur im Dresdner Norden durchgeführt, der neben weiteren Orten das Lager Hellerberg und den Alten Leipziger Bahnhof betrachtet hat. Ziel ist es, beide Orte, neben weiteren, in ihrer historischen Bedeutung zu markieren und in den Kontext zu stellen, so die Stadt. "Das Engagement von vielen mutigen Bürgerinnen und Bürgern hat dazu geführt, dass wichtige und notwendige Debatten an verschiedenen Orten nationalsozialistischer Verbrechen in unserer Stadt stattfinden", so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. "Dadurch ist es heute möglich, miteinander zu sprechen und auch zu streiten, um den richtigen Umgang mit unserer Vergangenheit zu finden."

Unterstützt wird der Plan, am Alten Leipziger Bahnhof ein Gedenkort einzurichten, auch von den Linken im Stadtrat. "Die Räumung des 'Judenlagers Hellerberg' und die anschließende Deportation Hunderter Jüdinnen und Juden vom Alten Leipziger Bahnhof aus gehören in das Gedächtnis unserer Stadt", so Stadträtin Margot Gaitzsch. "Der Holocaust, die Schoa - die Vernichtung von Jüdinnen und Juden ist eine der schlimmsten Gräueltaten des deutschen Faschismus." Es sei deshalb wichtig, den Alten Leipziger Bahnhof so zeitnah wie möglich zu einem Gedenk- und Lernort für alle zu machen.

Das Lager Hellerberg wurde am 23./24. November 1942 von der Zeiss-Ikon AG, der Dresdner Gestapo und der Kreisleitung der NSDAP eingerichtet. Es befand sich zwischen Hammerweg, Radeburger Straße und heutiger Stauffenbergallee. Die Gefangenen waren gezwungen, im Rüstungsbetrieb der Goehle-Werke der Zeiss-Ikon AG in der Großenhainer Straße Zwangsarbeit zu leisten.

Am 27. Februar 1943 wurde das Lager Hellerberg zum "Polizeihaftlager" erklärt. In der Nacht vom 2. zum 3. März 1943 wurde das Lager geräumt. Die Lagerinsassen wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. (SZ)