Dresden
Merken

Schon 5,2 Millionen auf Waldschlößchenbrücke eingeblitzt

Die Hightech-Blitzer auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke sind für die Stadt eine gute Einnahmequelle. Den Tempo-Rekord hält immer noch ein BMW-Fahrer.

Von Peter Hilbert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Kräftig gezahlt haben bereits viele zu schnelle Kraftfahrer, die von diesem und dem zweiten Blitzer auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke erfasst wurden. Im vergangenen Jahr wurden 12.800 Autos geblitzt.
Kräftig gezahlt haben bereits viele zu schnelle Kraftfahrer, die von diesem und dem zweiten Blitzer auf der Dresdner Waldschlößchenbrücke erfasst wurden. Im vergangenen Jahr wurden 12.800 Autos geblitzt. © Sven Ellger

Dresden. Die beiden Hightech-Blitzer auf der Waldschlößchenbrücke sind für die Stadt eine gute Einnahmequelle. Seit der Eröffnung vor knapp neuneinhalb Jahren wurden schon rund 5,2 Millionen Euro Buß- und Verwarnungsgelder eingenommen, teilt das Ordnungsamt mit. Geblitzt wurden bis Ende vergangenen Jahres 156.738 zu schnelle Fahrzeuge. 118.533 davon kamen bergab aus dem Waldschlößchen-Tunnel und fuhren in Richtung Johannstadt.

Das Limit: Ab April nachts nur Tempo 30

Kraftfahrer müssen auf der Brücke vor allem in den Nächten des Sommerhalbjahrs aufpassen. Denn ab 1. April darf nur 30 Stundenkilometer gefahren werden. Damit sollen vor allem Gefahren für die seltene Fledermausart Kleine Hufeisennase, genannt Hufi, abgewehrt werden. Das Tempolimit wird von zwei Hightech-Blitzern überwacht. Im April gilt die Beschränkung von 19 bis 7 Uhr, zwischen Mai und Juni von 20 bis 6 Uhr, im August und September von 19 bis 6 Uhr und im Oktober in der Zeit von 18 bis 7 Uhr.

Die Verstöße: 17.457 Autos im Rekordjahr geblitzt

Tempoverstöße gibt es seit der Brückeneröffnung. Gleich danach gab es sogar noch die Jagd nach dem besten Blitzerfoto. Nachdem die erste Welle vorbei war, stieg die Zahl der Verstöße 2015 und 2016 wieder an und erreichte 2017 mit 23.014 ihren Höhepunkt. 17.457 davon kamen bergab aus dem Tunnel und fuhren Richtung Altstädter Elbseite. Danach sank die Zahl wieder. Während des Corona-Lockdowns lag die Zahl der der geblitzten Autos 2020 bei nur 12.022. 2021 stieg sie wieder leicht auf 13.269, 2022 waren es 12.800.

Der Rekord: Schnellster zahlt 1.600 Euro

Den Temporekord hält seit Juli 2021 ein BMW-Fahrer. Er brauste gegen Mitternacht aus dem Tunnel in Richtung Johannstadt, als er bei 118 km/h den Blitz sah. Zulässig sind nachts 30 km/h. Als Quittung hat er 1.600 Euro Geldbuße und zwei Punkte in Flensburg bekommen, erklärt das Ordnungsamt. Außerdem musste er einen Monat seinen BMW stehen lassen.

Der Ursprung: Gericht legte Beschränkung fest

Bereits vor dem Bau wurde das Tempolimit festgelegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung resultierte aus Auflagen des Oberverwaltungsgerichts Bautzen (OVG) von 2007. Naturschutzverbände hatten gegen den Baustart mobilgemacht. Zwar hob es mit dem Urteil vom 14. November 2007 den Baustopp auf und machte somit den Weg für den Brückenbau frei. In der Brücke sahen die Richter auch keine Gefahr für die Kleine Hufeisennase. Doch, um sie zu schützen, verpflichtete das Gericht die Stadt zu Nachbesserungen und legte ein Tempolimit fest.

Das ist eine Kleine Hufeisennase, die beim Streit um die Baugenehmigung für die Waldschlößchenbrücke besondere Berühmtheit erlangte.
Das ist eine Kleine Hufeisennase, die beim Streit um die Baugenehmigung für die Waldschlößchenbrücke besondere Berühmtheit erlangte. © dpa/Klaus Bogon

Fachleute gehen davon aus, dass diese Fledermäuse das Dresdner Elbtal als Transferroute nutzen. Sie fliegen zwar im Normalfall unter einer Brücke hindurch. Dafür wurden beiderseits der Elbe autobahnbreite, 350 Meter lange Strauchreihen angelegt. Falls die Hufeisennasen jedoch in den Verkehr auf der Brücke geraten sollten, könnten sie beim vorgeschriebenen Tempo 30 wegen ihrer extrem kurzen Reaktionszeit ausweichen.

Die Fledermausautobahn: Weiden im Oktober gestutzt

Die langen Reihen von Purpurweiden und Schneeballsträuchern sind gut gewachsen. Deshalb war Anfang 2019 die erste Hälfte der Fledermausautobahnen zurückgeschnitten worden. In der nächsten Runde wurde im Oktober vergangenen Jahres die andere Hälfte von städtischen Garten- und Landschaftsbaulehrlingen "auf den Stock gesetzt", erklärt Harald Wolf vom Umweltamt.

Die Fledermausautobahn war im Oktober vergangenen Jahres gestutzt worden. Die Arbeiten hatten städtische Gärtner- und Landschaftsbaulehrlinge ausgeführt. Alle sechs Jahre wird eine Hälfte der jeweiligen Strauchreihe „auf den Stock gesetzt“.
Die Fledermausautobahn war im Oktober vergangenen Jahres gestutzt worden. Die Arbeiten hatten städtische Gärtner- und Landschaftsbaulehrlinge ausgeführt. Alle sechs Jahre wird eine Hälfte der jeweiligen Strauchreihe „auf den Stock gesetzt“. © René Meinig

Die Pflege der jeweiligen Hälften erfolgt alle sechs Jahre. "Die
Hälfte, die im Frühjahr 2019 zurückgeschnitten wurde, wird im Jahr 2025
auf den Stock gesetzt werden", kündigt er an.

Die Baugenehmigung: Kippt Tempo-30-Limit?

Das Bundesverwaltungsgericht hatte mit der sogenannten Planfeststellung im Juli 2016 die Baugenehmigung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen EU-Richtlinien für Flora-Fauna-Habitate (FFH). Dabei wird auch geprüft, ob das nächtliche Tempo-30-Limit zum Schutz der Fledermäuse im Sommerhalbjahr kippt.

Die Stadt hatte die Unterlagen erstellt und Mitte 2021 bei der Landesdirektion eingereicht. Ende Juni 2022 kamen Fragen von ihr an die Stadt zurück, die beantwortet werden mussten. Am 13. Oktober 2022 hat das Straßen- und Tiefbauamt die sieben Ordner umfassenden ergänzenden Unterlagen mit einem Umfang von mehr als 1.400 Seiten sowie weitere erläuternde Berichte und Pläne bei der Landesdirektion Sachsen eingereicht, teilt die Behörde mit.

Die Planfeststellungsunterlagen lagen bis 23. Dezember 2022 aus. Stellungnahmen und Einwendungen können noch bis einschließlich 23. Januar bei der Stadt und der Landesdirektion Sachsen vorgebracht werden. Erst dann kann das eigentliche Verfahren bei der Landesdirektion beginnen.

"Wie lange das Verfahren dauert, können wir noch nicht sagen", erklärt Sprecher Ingolf Ulrich von der Landesdirektion. Das hänge auch vom Umfang und der Art der Einwendungen ab.