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Dresden soll mehr öffentliche Toiletten bekommen

In Dresden herrscht ein Mangel an öffentlichen Toiletten. Die Stadt hat im vergangenen Jahr ein Konzept beschlossen, neue Standorte sollen entstehen. In der Neustadt gibt es ein kostenfreies Angebot, das Abhilfe schaffen soll, aber wenige kennen.

Von Fionn Klose
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Birgit Heller nimmt mit ihrem Unverpackt-Laden Lose an der Böhmischen Straße in Dresden am Angebot "Nette Toilette" teil. Hier kann jeder kostenfrei auf Toilette gehen.
Birgit Heller nimmt mit ihrem Unverpackt-Laden Lose an der Böhmischen Straße in Dresden am Angebot "Nette Toilette" teil. Hier kann jeder kostenfrei auf Toilette gehen. © Sven Ellger

Dresden. Wer durch die Dresdner Innenstadt wandelt und dringend seine Notdurft erledigen muss, der stößt schnell auf ein Problem: Jederzeit zugängliche öffentliche Toiletten sind nicht so leicht zu finden. Zwar bieten auch ein paar Restaurants oder Bäckereien ihre Toiletten gegen Entgelt an. Aber für manche ist die Frage, ob man mal das Klo benutzen dürfe, auch mit Scham verbunden.

Laut Zahlen der Stadt gebe es derzeit insgesamt 86 öffentliche Toiletten, davon 21 in öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern. Gerade einmal zehn öffentliche Toiletten, die im Stadtgebiet verteilt sind, gehören der Stadt selbst. Zu wenig, findet CDU-Stadtrat Mario Schmidt: "Die Anzahl ist definitiv zu gering, da muss mehr passieren", sagt er. "Wenn man sich das ganze Stadtgebiet anschaut, findet man Stellen, an denen es gar keine öffentliche Toilette gibt."

Selbst in der Innenstadt sei die Abdeckung relativ gering. "Auch bei behindertengerechten Toiletten kann mehr gehen", so Schmidt. "Es sind ja ohnehin Unisex-Toiletten, wenn man gleich eine barrierefreie und behindertengerechte Toilette baut, macht man aus diesem Doppelmodell eins."

WC unter der Carolabrücke seit Wochen nicht nutzbar

Die Toiletten-Problematik beschäftigt auch den Tourismusverein Dresden. Zwar gebe es tagsüber einige Möglichkeiten für Touristen, gegen Entgelt saubere Toiletten zu benutzen, beispielsweise am Zwingerteich, im Kulturpalast oder unter dem Altmarkt, so Carola Knipping, zweite stellvertretende Vereinsvorsitzende. "Aber vor 10 Uhr und auch bei abendlichen Rundgängen ist es wirklich problematisch."

In solchen Fällen würden sich die Containertoiletten unter der Carolabrücke gut eignen. "Es sind nur viel zu wenige und sie sind in diesem Sommer seit zehn Wochen nicht benutzbar, da anscheinend das Einwerfen der Münze nicht funktioniert", sagt Knipping.

Schon seit Ende Mai sind die Toiletten unter der Carolabrücke geschlossen. Nur das Behinderten-WC ist nutzbar. Grund dafür sind fünf Einbrüche in diesem Jahr, bei denen die Münzautomaten aufgebrochen wurden. Laut Stadt habe man sich deshalb entschieden, den Zugang per Münzeinwurf zurückzubauen und die Benutzung kostenfrei zu stellen. Die nötigen Ersatzteile seien zwar bestellt, es gebe aber Lieferschwierigkeiten. "Somit können wir momentan leider keine Auskunft geben, wann die Toiletten wieder geöffnet werden können", so ein Stadtsprecher.

Weitere Informationen zu den öffentlichen und "netten" Toiletten im Stadtgebiet finden Sie im Themenstadtplan der Stadt.

Eine kostenfreie Toilette für alle

Auch im Stadtrat sind öffentliche Toiletten Thema. Mario Schmidt stellte im vergangenen Jahr gemeinsam mit seiner Fraktion einen Antrag auf die Erstellung eines Toilettenkonzepts für Dresden. "Das gehört für mich auch zur öffentlichen Daseinsfürsorge dazu", sagt Schmidt. Beim Bau oder der Neugestaltung von Sport- oder Freizeitanlagen solle man öffentliche Toiletten immer mitdenken. Das sei in den vergangenen Jahren immer verpasst worden. "Es muss ja auch nicht immer eine öffentliche Toilette sein", sagt er. "Man könnte ja auch das Konzept der 'Netten Toilette' ausweiten."

Die "Nette Toilette" ist ein kostenloses Angebot von Neustädter Läden und Gastronomen. Jeder teilnehmende Laden ist mit einem kleinen Aufkleber an der Eingangstür gekennzeichnet. Passanten, die mal auf Toilette müssen, können diese dort kostenfrei nutzen, auch ohne Gast oder Käufer zu sein. Die erste "Nette Toilette" wurde schon 2012 im Café Neustadt eingeweiht.

Dresden plant weitere WC-Standorte

Auch das Lebensmittelgeschäft "Lose" an der Böhmischen Straße nimmt seit vier Jahren an der Aktion teil. "Man füllt ein kurzes Formular aus, was man für Räumlichkeiten hat", erklärt Inhaberin Berit Heller. "Damit stimmt man der Teilnahme zu und bekommt den Aufkleber." Allerdings könne das Konzept "Nette Toilette" mehr beworben werden. Im Lose kämen nur wenige Leute für den Toilettengang vorbei. "Das hat aber auch was damit zu tun, dass die Leute den Aufkleber nicht sehen", sagt Heller. "Ich weiß nicht, ob größere Aufkleber helfen würden. Vielleicht könnte es was bringen, wenn der Gewerbeverein ein bisschen mehr die Werbetrommel rühren würde."

Dennoch kann die "Nette Toilette" kein Allheilmittel gegen den Mangel an öffentlichen Toiletten in Dresden sein. Denn die Teilnahme ist auch mit Kosten für die Läden und Gastronomen verbunden, die höher oder niedriger ausfallen können, je nachdem, wie häufig die Toilette genutzt wird.

Im vergangenen Jahr beschloss die Stadt das Toilettenkonzept. Es sollen weitere Standorte ausgebaut werden, zum Beispiel am Busparkplatz an der Ammonstraße, am Pirnaischen Platz oder am Wasaplatz, für den schon länger eine öffentliche Toilette gefordert wird. In einem Zwischenbericht vom 12. Mai schrieb Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne), man prüfe auch zwei innerstädtische Standorte für barrierefreie und behindertengerechte Toiletten. Das Standortkonzept soll dem Stadtrat nach der Sommerpause vorgestellt werden.