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Warum fallen am Wasserwerk Tolkewitz so viele Bäume?

Das kleine Wäldchen rund um das Wasserwerk Tolkewitz in Dresden hat sich gelichtet. Warum der Versorger Sachsen-Energie die Bäume gefällt hat und wo außerdem Bäume gefallen sind.

Von Nora Domschke
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Ziemlich kahl sieht es rund um das Wasserwerk Tolkewitz aus. Die gefällten Bäume an der Wehlener Straße sollen durch neue ersetzt werden.
Ziemlich kahl sieht es rund um das Wasserwerk Tolkewitz aus. Die gefällten Bäume an der Wehlener Straße sollen durch neue ersetzt werden. © Marion Doering

Dresden. Die Elbwiesen am Wasserwerk Tolkewitz sind ein beliebter Anlaufpunkt im Dresdner Osten. Viele Hundebesitzer nutzen die Grünflächen, um ihrem Vierbeiner etwas Auslauf zu gönnen. So wie Karin Höhna, die regelmäßig ihre Runden am Wasserwerk dreht. Dabei hat sie beobachtet, dass im kleinen Wäldchen um das Wasserwerk herum Bäume gefällt werden.

Zudem bemerkt die Anwohnerin, dass Traktoren über die nassen Wiesen am Wasserwerk fahren und tiefe Spuren im Schlamm hinterlassen. "Da ist der Trinkwasserschutz völlig uninteressant", kritisiert sie die Fällaktion und ihre Folgen. Tatsächlich aber geht es bei den Fällungen genau darum, wie Nora Weinhold von Sachsen-Energie erklärt: um den Schutz des Trinkwassers.

Die Traktoren, die das Holz abtransportierten, haben tiefen Spuren auf den schlammigen Elbwiesen hinterlassen.
Die Traktoren, die das Holz abtransportierten, haben tiefen Spuren auf den schlammigen Elbwiesen hinterlassen. © privat

Das Areal rund um das Wasserwerk ist nämlich Trinkwasserschutzgebiet. Auf dem Wasserwerk-Gelände verlaufen im Bereich, also nördlich von den Gebäuden, die Hauptleitungen der Wasserfassung.

"Um die Wasserversorgung für die Dresdner und Dresdnerinnen sicherzustellen, sind wir als Wasserversorger verpflichtet, diese Leitungen zu schützen." Aus diesem Grund, so erklärt die Sprecherin weiter, müssen einige Bäume gefällt werden, deren Wurzeln die Leitungen sonst angreifen und im schlimmsten Fall zerstören würden.

Spielende Kinder sollen geschützt werden

"Darüber hinaus ist die Lichtung der Baumgruppen nötig, um den Arbeitsschutz sicherzustellen." Als Eigentümer der Fläche sei Sachsen-Energie dafür verantwortlich und haftet im Schadensfall, etwa, wenn brüchige Äste herunterfallen. Auf dem Gelände spielen zum Teil auch Kinder, obwohl es zum Betrieb gehört. Für ihre Sicherheit muss das Energie-Unternehmen sorgen. Die Fällungen seien vorher mit der Stadt abgestimmt worden, so Nora Weinhold.

Auf dem Wasserwerk-Areal spielen immer wieder Kinder - obwohl es ein Betriebsgelände ist. Für deren Sicherheit ist der Eigentümer Sachsen-Energie verantwortlich.
Auf dem Wasserwerk-Areal spielen immer wieder Kinder - obwohl es ein Betriebsgelände ist. Für deren Sicherheit ist der Eigentümer Sachsen-Energie verantwortlich. © privat

So habe es sich bei den gefällten Bäume an der Wehlener Straße um abgestorbene Exemplare gehandelt. Die gute Nachricht: "Dieser Bereich wird komplett, in Abstimmung mit dem Umweltamt, neu mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt."

Nora Weinhold verweist noch einmal darauf, dass es sich bei den Flächen rund um das Wasserwerk um eine Trinkwasserschutzzone handelt. "Sie dient der Sicherung der Wasserqualität des Dresdner Wassers. Aus diesem Grund gilt hier ein Betretungsverbot auf der gesamten Wiese, auch in Bezug auf die frei laufenden Hunde und deren Hinterlassenschaften."

Die Elbwiesen in Tolkewitz sind bei Hundebesitzern wie Karin Höhna ein beliebtes Areal fürs Gassi-Runden. Weil es sich dort um ein Überflutungs- und Landschaftsschutzgebiet handelt, darf es allerdings nicht eingezäunt werden. Zumindest entlang der Tolkewitzer Straße wurde vor einigen Jahren ein Zaun errichtet, sodass der Zugang zur Wiese nicht mehr überall möglich ist.

Im Februar gibt es die meisten Fällungen

Doch nicht nur in Tolkewitz sorgen Baumfällungen bei den Dresdnern für Aufregung. Auch an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche Bäume abgesägt. In Nickern etwa fielen etliche Buchen entlang eines Naturlehrpfades, worüber sich die Anwohner wunderten und auch verärgert waren. Die Fällungen waren aus Sicht der Stadt aber nötig, weil die Bäume sowohl die Sicherheit der Hochspannungsleitung als auch der Spaziergänger gefährdet hätten.

Jedes Jahr im Februar melden sich viele Leser bei Sächsische.de und fordern Antworten, vor allem auf die Frage: Warum musste dieser oder jener Baum gefällt werden? Und kommen stattdessen neue Bäume in die Erde? Bis März haben Grundstückeigentümer die Möglichkeit, Gewächse auf ihren Flächen abzuholzen. Danach ist das verboten, zum einen, weil dann die Vegetationsperiode der Pflanzen beginnt, zum anderen, um Vögel nicht in der Brutzeit zu stören. Je nach Baumart benötigen die Eigentümer eine Genehmigung für die Fällungen - oder auch nicht. Viele Bäume stehen tatsächlich nicht unter Schutz und dürfen deshalb einfach umgesägt werden.

14 Bäume in der Hochschulstraße gefällt

Auf die 14 großen Bäume, die rund 40 Jahre lang die Hochschulstraße in der östlichen Südvorstadt säumten, dürfte das wohl eher nicht zutreffen. Schon aufgrund ihres Alters und der Prägung des Straßenbildes.

Anwohnerin Dagmar Bartels ist entsetzt, als sie Ende Februar aus ihrem Urlaub nach Hause kommt und sieht, dass die alten Bäume abgesägt worden. Vor den Eingängen der frisch sanierten Vonovia-Hochhäuser sind nur noch die Baumstümpfe übrig geblieben, die Straße wirkt richtig kahl.

Vor den Hausnummern 34, 36 und 38 sind auf der Hochschulstraße große und alte Bäume gefällt worden.
Vor den Hausnummern 34, 36 und 38 sind auf der Hochschulstraße große und alte Bäume gefällt worden. © Christian Juppe

Dagmar Bartels ist keine Baumexpertin, aber beim Blick auf die Stümpfe kommen der Anwohnerin doch Zweifel. "Die Bäume waren, wenn man die Reste, die noch vorhanden sind, betrachtet, anscheinend völlig gesund." Das Alter schätze sie auf mindestens 40 Jahre, ähnlich wie die Häuser, die dort stehen. Drei Bäume würden derzeit noch stehen.

Dagmar Bartels bedauert den Verlust des Grüns. "Nachdem die Bäume die lange Bauphase während der Sanierung der Häuserzeile schadlos überstanden hatten, bin ich über die Fällung - angesichts von Klimawandel und Aufheizung der Stadt in den Sommermonaten - nur fassungslos und erschüttert", schreibt sie an Sächsische.de.

Die Stadt konnte eine Anfrage zu den Gründen der Fällungen und ob sie genehmigt waren, bislang noch nicht beantworten. Nur so viel kann eine Stadtsprecherin sagen: Die Bäume standen nicht auf einer öffentlichen, sondern einer privaten Fläche.