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Fahren bald Roboter auf den Feldern in Dresden?

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden testet auf einem Feld in Dresden-Weißig einen Agrarroboter. Der kann vieles, was bisher Menschen ausführen. Aber kann er diese tatsächlich ersetzen?

Von Kay Haufe
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Landwirt Mauritz von Grundherr (l.) bespricht mit HTW-Professor Karl Wild, was der Agrarroboter Agbot alles können muss, um gut einsetzbar zu sein. Studentin Lydia Praters steuert das Gerät zur Probe auf dem Acker.
Landwirt Mauritz von Grundherr (l.) bespricht mit HTW-Professor Karl Wild, was der Agrarroboter Agbot alles können muss, um gut einsetzbar zu sein. Studentin Lydia Praters steuert das Gerät zur Probe auf dem Acker. © Kay Haufe

Dresden. Was genau fährt denn da auf dem Feld hinter der Gutsverwaltung Schönfelder Hochland in Weißig? Es ist wesentlich kleiner als ein Standardtraktor, hat keine Fahrerkabine, zieht aber ein Bodenbearbeitungsgerät hinter sich her. Dafür hat dieses Fahrzeug eine 360-Grad-Kamera auf der Oberseite montiert sowie vorn eine breite Sicherheitsstoßstange mit zahlreichen Sensoren. Es ist ein Agrarroboter, kurz "Agbot" genannt, den die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden, konkret die Agrarwirtschaftler um Professor Karl Wild, in diesen Tagen im Dresdner Hochland testen.

Sie prüfen, wie sich so ein Fahrzeug in der Praxis bewährt und vor allem, wie Anbaugeräte wie Pflüge, Grubber oder Mäher ausgerüstet sein müssen, um mit dem "Agbot" zu kommunizieren und ihm die nötigen Informationen zu liefern, damit die Arbeit auf dem Feld effektiv durchgeführt werden kann und Störungen vermieden werden. Beispielsweise können Maisstroh oder große Erdmengen zu Verstopfungen und Blockaden führen, oder Steine können eine Pflugschar beschädigen. Derzeit bemerken die Fahrer in den Traktoren, wenn sich so etwas ereignet und können reagieren. Ein "Agbot" aber, der autonom fährt, muss diese Informationen vom Anbaugerät geliefert bekommen.

Umfangreiche Technik in Dresdner "Agbot" installiert

Damit der Agbot autonom unterwegs sein kann, ist umfangreiche Technik in ihm installiert. Über zwei GPS-Empfänger kann er die jeweiligen Grenzen der Gebiete erkennen, die er gerade bearbeiten soll und die vor Arbeitsbeginn programmiert werden. Der Roboter errechnet dann, wie er den idealen Bearbeitungsweg in kürzester Zeit zurücklegen kann und wie Hindernisse zu umfahren sind.

Über Ultraschallsensoren an den Seiten der Sicherheitsstoßstange sowie über die Kamera und das Radarsystem auf der Motorhaube bemerkt er, wenn sich zum Beispiel Menschen oder Tiere nähern und bremst ab. Wenn er zu dicht dran ist, schaltet sich der "Agbot" komplett aus.

Wie das funktioniert, hat Mauritz von Grundherr am vergangenen Mittwoch selbst ausprobiert. Er ist der Geschäftsführer der Gutsverwaltung Schönfelder Hochland, auf deren Acker die Wissenschaftler testen dürfen. Schon seit 25 Jahren arbeiten die HTW und die Gutsverwaltung zusammen, die früher Agrikultur hieß. "Wir haben einfach viel größere Flächen als die HTW in Pillnitz und stellen sie für solche Versuche gern zur Verfügung", sagt der Landwirt.

Lydia Praters, die im fünften Semester an der HTW Agrarwirtschaft studiert, hat die Fernbedienung für den "Agbot" in der Hand, mit dem sie die erstaunlich schnelle und wendige Maschine steuert. Sie erklärt, wie vor dem Start des Roboters auf dem Feld Arbeitsgeschwindigkeit und -tiefe programmiert werden. Auch die Aussaat von Mais, Getreide und Raps wäre mit entsprechenden Anbaugeräten möglich. Aber dafür müssten noch Versuche unternommen werden, wo genau Sensoren eingebaut werden müssen, um Fehler bei der Saatgutablage zu erkennen.

Sicherheit ist das entscheidende Kriterium

Für Landwirt von Grundherr wäre der Einsatz solcher Agbots durchaus interessant, wenn ihr Preis in gutem Verhältnis zum Nutzen stünde und wenn sie denn schon in die Serienproduktion gehen würden. Davon sind die Hersteller aber noch etwas entfernt.

Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, vor allem die Sicherheitsfrage und wer bei einem Unfall haftet, sind noch nicht hundertprozentig geklärt. "Der Agbot würde ohne Sonntagszuschläge arbeiten und ist sogar nachts einsetzbar", sagt von Grundherr. Doch das hieße im Umkehrschluss nicht, dass er auf seine Mitarbeiter verzichten könne. "Vieles in der Landwirtschaft und auch bei der Feldbearbeitung funktioniert nur über die Erfahrung und das Können der Mitarbeiter."

Zudem bearbeitet die Gutsverwaltung auch viele kleinere Anbauflächen, zu denen ein "Agbot" dann jeweils aufwendig mit dem Tieflader transportiert werden müsste. "Das lohnt sich vor allem auf großen zusammenhängenden Flächen wie es sie in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern gibt und wo der 'Agbot' schnell mal über zehn Stunden ohne Unterbrechung bearbeiten kann", sagt Karl Wild. Dort seien solche Maschinen bereits im Testbetrieb im Einsatz.

Lydia Praters muss für ihre Bachelorarbeit jetzt Protokolle zum Einsatz des "Agbots" auf dem Weißiger Feld schreiben. Welche Probleme aufgetreten sind und welche Ursachen sie hatten. Dafür muss sie viele Dateien durchsehen und Fehlercodes auslesen. "Für den künftigen Einsatz der 'Agbots' ist auch ein flächendeckendes Mobilfunknetz in der Landwirtschaft enorm wichtig", sagt Karl Wild.