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Pilotprojekt für Ukrainerinnen: Hoffnung für Dresdens Gastronomie

Der Personalmangel in der Gastronomie in Dresden ist groß. Ein neues Projekt will geflüchteten Ukrainerinnen den Weg in diese Branche erleichtern. Wie ein Sprachkurs dabei helfen soll.

Von Julia Vollmer
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Maria Gleißner unterrichtet die geflüchteten Frauen in den Räumen der Euro-Schule.
Maria Gleißner unterrichtet die geflüchteten Frauen in den Räumen der Euro-Schule. © Matthias Rietschel

Dresden. Aufgeregt sitzen die zehn Frauen auf ihren Stühlen in der Euro-Schule nahe dem Dresdner Hauptbahnhof. Gleich beginnt der Sprachkurs, der ihnen den Weg in den Berufsein- oder Wiedereinstieg ebnen soll. Sie alle eint ein sehr herausforderndes Schicksal: Sie sind vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geflüchtet.

Der Ausländerrat Dresden rief diesen Sprachkurs, der 13 Wochen dauert, ins Leben und hat damit gleich zwei Bedarfe erkannt: Zum einen den Wunsch der ukrainischen Frauen, in Dresden zu arbeiten und den großen Personalbedarf in der Gastronomie. Dort fehlen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an allen Ecken und Enden.

Begleitend zum Sprachkurs gibt es Einzel-Coachings

"Der berufsbezogene Deutsch-Sprachkurs will die Kursteilnehmerinnen auf eine Arbeitstätigkeit in der Gastronomie und bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen", sagt Olga Sperling, Geschäftsführerin beim Ausländerrat. Es geht um Vokabeln in den Bereichen Küchenhilfe und Service, Kommunikation im Team und mit Kunden und Chefs aber auch um Konfliktmanagement und das Verstehen von Arbeitsrechten und Arbeitspflichten. Die Teilnehmerinnen erhalten während des Kurses auch eine Schulung am Rechner und in Sachen Internetrecherche und digitaler Kommunikation.

Doch das Angebot vom Ausländerrat geht noch weiter. "Die Sprachkursteilnehmerinnen haben begleitend die Möglichkeit, eine sozialpädagogische Betreuung zu nutzen", erklärt Robert Zeißig, der beim Ausländerrat unter anderem für dieses Projekt zuständig ist. Die Sozialpädagogin berät die Frauen also zum Beispiel zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse, zum Aufenthaltsrecht oder zur Kinderbetreuung und Schule.

Nach Abschluss des Kurses bekommen die Teilnehmerinnen ein Zertifikat als Nachweis ausgehändigt. Zur sprachlichen Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt wird zum Ende eine B1-Niveau - und Beruf-Sprachprüfung abgelegt.

Dazu kommt noch ein Einzelcoaching in den Bereichen Bewerbungscoaching, Selbstvermarktung und psychosoziale Stärkung dazu. "Dieses soll die Frauen mit Fluchterfahrung stärken und sie unter anderem auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten", erklärt Zeißig. Dabei legt es einen besonderen Fokus auf die psychosoziale Situation der Teilnehmerin.

Kurse im Gastro-Bereich sollen in Dresden fortgesetzt werden

Warum bietet der Ausländerrat die Maßnahme im Bereich "Gastronomie" ausschließlich für arbeitslose Frauen mit Fluchterfahrung an? "Die Gastronomiebranche leidet, wie viele andere Branchen, an einem Fachkräftemangel. Ob Ausgabenküchen in Kita und Schule, ob Restaurants, ob Großküchen – überall werden Fachkräfte gesucht", sagt Robert Zeißig vom Ausländerrat.

Der Anteil erwerbstätiger Frauen mit Fluchterfahrung sei erheblich niedriger als bei Männern mit Fluchterfahrung, beobachtet der Ausländerrat. Das soll sich mit Kursen wie diesem nun ändern. "Vielfältige Vermittlungshemmnisse erschweren die Arbeitsmarktintegration für geflüchtete Frauen wie die Kinderbetreuung, fehlende Deutschkenntnisse und die oft fehlende Anerkennung von Berufsabschlüssen", sagt Zeißig.

Nach dem aktuellen Pilotkurs soll es auch weitergehen. "Wir werden weitere berufsbezogene Deutschkurse und Coachings anbieten und wenn möglich, werden wir praktische Gruppenmaßnahmen in der Küche anbieten", so Zeißig. Der Ausländerrat plane auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dem Gastro-Bereich.