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Geheimnis gelüftet: So soll die Leipziger Vorstadt in Dresden neugestaltet werden

Hafencity und Marina Garden waren die ersten beiden Bausteine zur Neugestaltung der Leipziger Vorstadt. Jetzt steht auch fest, wie das Gebiet "Alter Leipziger Bahnhof" aussehen soll.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Lars Barendregt
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So sieht der Siegerentwurf des neuen Quartiers "Alter Leipziger Bahnhof" in Dresden aus.
So sieht der Siegerentwurf des neuen Quartiers "Alter Leipziger Bahnhof" in Dresden aus. © So sieht der Siegerentwurf des neuen Quartiers "Alter Leipziger Bahnhof" in Dresden aus.

Dresden. Das Areal ist riesig: Hafencity und Marina Garden würden beide zweimal auf das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs passen. Die Immobilie liegt nahe der Innenstadt, die Elbe ist nicht weit entfernt, die neuen Wohngebiete Hafencity und Marina Garden befinden sich gleich auf der anderen Seite der Leipziger Straße. Ein Filetstück, könnte man sagen. Doch der Großteil liegt brach. Hinzu kommen die Reste des Alten Leipziger Bahnhofs. An der Erfurter Straße ist Gewerbe angesiedelt. Die Stadt will das Gebiet nun von Grund auf neugestalten und damit die westliche Leipziger Vorstadt vollenden. Am Donnerstag ist der Entwurf erstmals der Öffentlichkeit gezeigt worden.

Das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs soll rekultiviert werden. Neben einem Marktplatz ist auch eine Erinnerungsstätte geplant.
Das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs soll rekultiviert werden. Neben einem Marktplatz ist auch eine Erinnerungsstätte geplant. © KOPPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23
So stellen sich die Architekten den Leipziger Park vor - das Herzstück des Areal zwischen Altem Leipziger Bahnhof und Erfurter Straße.
So stellen sich die Architekten den Leipziger Park vor - das Herzstück des Areal zwischen Altem Leipziger Bahnhof und Erfurter Straße. © KOPPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23
So stellen das gesamte Gebiet einmal aussehen.
So stellen das gesamte Gebiet einmal aussehen. © KOPPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23
Herzstück wird der Park. (Beschriftung: Sächsische.de)
Herzstück wird der Park. (Beschriftung: Sächsische.de) © undefinedKOPPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23

Der Entwurf trägt den Namen "Urbanität und Wildnis" und stammt von dem Berliner Architekturbüro "Kopperroth Architektur & Stadtumbau". Er ist in Zusammenarbeit mit den Büros "Fabulism" - ebenfalls aus Berlin - und "Station C23" aus Leipzig entstanden.

Die wichtigsten Eckpunkte sind:

  • Zwischen dem alten Bahnhof und der Erfurter Straße ist eine weitläufige Grünanlage vorgesehen - der "Leipziger Park". Er soll Herzstück des Areals werden. Ein "grüner Boulevard" soll diesen mit dem Schulcampus Pieschen verbinden.
  • Zwischen den historischen Bahnhofsgebäuden soll ein Marktplatz entstehen - für Wochenmärkte, aber auch Veranstaltungen.
  • Die beiden parallel stehenden, bogenförmigen Hallen des Alten Leipziger Bahnhofs sollen saniert und ergänzt werden. Darin entstehen Gewerbeeinheiten, Werkstätten und Ateliers mit angeschlossenen Apartments. Der Grünraum dazwischen wird kultiviert und mit Glas überdacht. Er soll als Garten oder Gewächshaus genutzt werden. Zum Bahndamm hin soll ein Erinnerungsort mit Gedenkanlage entstehen.
  • Als Verbindung zwischen Bahnhof und Stadtpark ist "Gleispark" geplant, in dem sich die Spuren der historischen Eisenbahngleise mit Wildgraswiesen und Ruderalflächen verbinden werden.
  • Zum Alexander-Puschkin-Platz hin soll die Blockrandbebauung wiederhergestellt werden.
  • Geplant ist darüber hinaus eine Wohnzeile zum "kooperativen Wohnen". Diese beinhaltet etwa Gemeinschaftsküchen, Homeoffice-Flächen, "Wohnungen für unterschiedlichste Konzepte des Zusammenlebens" und eine Dachterrasse.
  • Darüber hinaus sieht der Entwurf auf der Nordseite zur Erfurter Straße hin eine ganze Reihe weiterer Wohn- und Arbeitsquartiere vor. Dieser Bereich soll auf diese Art und Weise schön dicht bebaut und "wirklich urban" werden, sagt Architekt Martin Roth. Auf der Südseite ging es darum, eine Verbindung mit der Geschichte des Alten Leipziger Bahnhofs zu schaffen.
  • Alter Schlachthof und Club Puschkin bleiben erhalten.
  • Der Skatepark soll um eine Skate- und Sporthalle ergänzt werden.
  • Der Entwurf soll in vier Phasen umgesetzt werden.

"Ich bin mit diesem Wettbewerbsergebnis sehr zufrieden", sagte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) am Donnerstag. "Für das Quartier am Alten Leipziger Bahnhof gibt es viele Ansprüche, Ideen und Erwartungen. Ich kann mit Überzeugung sagen: Dieser Siegerentwurf spiegelt das Interesse der Stadtgesellschaft wieder."

Das Verfahren um das für die Stadt bedeutende Areal war in seinem Aufwand ein Novum. Eine Begleitgruppe aus 48 Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung, Politik, Eigentümerschaft, Fachbehörden, Interessensgruppen sowie der Bürgerschaft hatte vorab Eckpunkte dazu erarbeitet. Immerhin misst das Areal ungefähr 200.000 Quadratmeter.

Stadtrat entscheidet jetzt, wie es weitergeht

Der Entwurf habe das Preisgericht mit seinem großzügigen zentralen Freiraum, dem respektvollen Umgang mit wichtigen historischen Erinnerungsorten im denkmalgeschützten Bahnhofsareal sowie seinem innovativen und entwicklungsfähigen Städtebau überrascht. Das Bahnhofsensemble werde behutsam durch Um- und Anbauten für neue urbane Nutzungen und die Erinnerungskultur ergänzt. Im nördlichen Bereich des Wettbewerbsgebiets konzentriere sich das Neubaupotenzial des Entwurfs und könne dort abschnittsweise mit der geforderten Geschossfläche in unterschiedlichen Gebäudetypologien für vielfältige Wohn- und Gewerbenutzungen entwickelt werden.

In den nächsten Monaten soll der Stadtrat den Siegerentwurf als Grundlage für die weitere Bearbeitung bestätigen, damit dieser in einen integrierten Rahmenplan überführt werden kann, so die Stadt. Hiermit verbunden sind Verfahren für die bau- und planungsrechtlichen Voraussetzungen wie zum Beispiel die Aufstellung eines oder mehrerer Bebauungspläne. In einigen Bereichen, in denen kein Bebauungsplanverfahren notwendig ist, könnte bereits 2025 begonnen werden zu bauen.

Im Zentrum für Baukultur (ZfBK) im Kulturpalast werden alle Entwürfe des Wettbewerbs noch bis zum 13. April zu sehen sein. Geöffnet ist immer dienstags bis samstags, 13 bis 18 Uhr (am Karfreitag ist geschlossen).