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Hebamme aus Dresden wird Influencerin: "Ich will den Frauen die Ängste nehmen"

Jasmin Hess arbeitet an der Uniklinik in Dresden und beantwortet viele Fragen von werdenden Müttern bei Instagram. Sie will den Frauen die Sorgen und Berührungsängste nehmen.

Von Julia Vollmer
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Hebamme Jasmin Hess arbeitet im Uniklinikum Dresden und liebt ihren Job von Herzen.
Hebamme Jasmin Hess arbeitet im Uniklinikum Dresden und liebt ihren Job von Herzen. © Marion Doering

Dresden. Die Handy-Kamera begleitet sie in ihrem Berufsalltag. Egal ob im Kreißsaal, beim Besuch eines Neugeborenen auf der Entbindungsstation oder beim Weg zur Arbeit. Jasmin Hess ist frisch ausgelernte Hebamme am Uniklinikum in Dresden. Seit ein paar Wochen hat sie einen eigenen Account beim sozialen Netzwerk Instagram. Und dort nimmt sie ihre Follower mit in die Welt der Geburtshilfe und den vielen Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt. Sie zeigt in kurzen Videos Situationen aus ihrem Tag und beantwortet Fragen. Das Format kommt gut an: Ihr bisher erfolgreichstes Video wurde beinahe 30.000 Mal angeschaut.

"Ich denke, dass Instagram und TikTok immer relevanter werden"

2020 begann sie ihre Ausbildung zur Hebamme, seit Herbst vergangenen Jahres ist sie fest angestellt an der Uniklinik. Seit kurz vor Weihnachten hat sie ihren eigenen Account. "Ich will vor allem den Frauen die Ängste nehmen, was im Krankenhaus so passiert. Denn all das, was wir hier machen, kein Geheimnis ist, sondern alles ganz natürlich", sagt sie.

Natürlich dreht sie keine Videos ohne Absprache mit den Familien. Datenschutz ist ihr sehr wichtig. "Ich denke, dass Instagram und TikTok immer relevanter werden. Hier können alle Menschen Fragen stellen, ohne Angst zu haben, zu müssen, komisch angeguckt zu werden." Es kommt viel Feedback unter ihren Beiträgen. Zum Beispiel von Eltern, die sich wohlgefühlt haben in der Klinik. Sie beantwortet in ihren Videos auch Fragen zu Themen wie Stillen und Sodbrennen. Hier kann jeder Frage stellen, die ihn oder sie umtreiben.

Angefangen nach der Ausbildung hat Jasmin Hess auf der Wochenstation, jetzt ist sie meist im Kreißsaal im Dienst. Dort betreut sie die Geburten. Dort arbeitet die 22-Jährige wechselnd in Früh-, Spät- oder Nachtschicht. Die Frühschicht beginnt um 6 Uhr früh und endet um 14.30 Uhr. Wenn viele andere Dresdnerinnen und Dresdner schlafen, arbeitet sie in der Nachtschicht von 21.30 Uhr bis 6.30 Uhr.

"Wir haben ein großartiges Team und natürlich übergeben wir kurz vor Ende einer Geburt nicht an den nächsten, auch wenn die Schicht vielleicht seit 20 Minuten vorbei ist", sagt sie. Sollte aber absehbar sein, dass sich die Geburt noch ein bisschen hinzieht, übergeben sie und ihre Kollegin an die nächste Kollegin.

Im Durchschnitt kommen sechs bis acht Babys am Tag zur Welt

Fragt man die junge Hebamme, warum sie sich für ihren Beruf entschieden hat, beginnen Jasmins Augen zu strahlen. "Ich habe ein Praktikum gemacht und ab war klar: Es gab keine andere Option für mich, als Hebamme zu werden." Natürlich läuft auch nicht immer alles reibungslos, in der Geburtshilfe erlebt man auch traurige Momente. Erkrankte Babys oder Komplikationen bei der Entbindung. "Hier ist es toll, dass ich ein tolles Team habe und Kollegen, die immer für mich da sind. Es gibt immer Gespräche und so fühlt man sich nie alleine."

Im Durchschnitt kommen sechs bis acht Babys am Tag im Uniklinikum zur Welt. Über 2.000 sind es jedes Jahr. Nicht immer verläuft bei einer Entbindung alles reibungslos, manchmal müssen Geburten auch eingeleitet werden oder dauern sehr viele Stunden. Im Uniklinikum werden auch Frühchen geboren oder Kinder mit angeborenen Erkrankungen und Herzfehlern, da die Klinik über eine gute technische Ausstattung verfügt. Aber auch Mehrlingsgeburten sind immer ein kleines Abenteuer. Kinderärztinnen und Ärzte sind rund um die Uhr bei Bedarf zur Stelle.

Mit der eigenen Playlist in den Kreißsaal

Sie empfiehlt allen werdenden Müttern sich schon in der 36. Schwangerschaftswoche in der Klinik anzumelden. "Dann haben wir den Papierkram schon mal erledigt", sagt sie. Dann führt sie die Eltern in spe durch die Kreißsäle und zeigt die Neugeborenenstation. Aber auch spontan, oder wenn die Geburt früher losgeht als gedacht, können alle Frauen in der Uniklinik vorstellig werden.

Um es den Familien so schön wie möglich zu machen, gibt es jetzt auch Bluetooth-Boxen im Kreißsaal und sie können ihre eigene Musik-Playlist abspielen. "Ich rate auch immer allen Frauen sich eine Lippenpflege mitzubringen, falls der Mund trocken wird. Daran denkt sonst immer niemand", so die Hebamme. Ein Großteil der Frauen werde von ihrem Partner begleitet, manche aber auch von ihren Müttern oder Schwestern oder Freundinnen. Ab und zu seien auch mal Geburten in der Badewanne gefragt oder mit der Hilfe von Aromatherapie oder mit Homöopathie. Ob das mal im sozialen Netzwerk Instagram zu sehen sein wird, entscheidet Hebamme aber zusammen mit der jeweiligen Familie.