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"Hilfe übers Telefon kann Leben retten"

Auf der Feuerwehr-Messe "Florian" in Dresden wird ein System vorgestellt, das Anrufern die Reanimation erleichtern soll.

Von Henry Berndt
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In der Leitstelle werden die 112-Notrufe entgegengenommen.
In der Leitstelle werden die 112-Notrufe entgegengenommen. © PR/Tobias Ritz

Dresden. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 60.000 bis 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. In mehr als der Hälfte der Fälle seien Angehörige, Freunde oder Passanten in der Nähe, zitiert der Dresdner Feuerwehr-Sprecher Michael Klahre eine aktuelle Studie. In den wenigen Minuten, bis nach einem Notruf die ausgebildeten Helfer eintreffen, sinke die Überlebenschance des Betroffenen um zehn Prozent, wenn nicht bereits vorher mit der Reanimation begonnen wurde. Anders ausgedrückt: Im Ernstfall zählt jede Minute.

„Genau an dieser Stelle wollen wir mit unserem neuen System der Telefonreanimation ansetzen“, sagt Klahre. Schon jetzt würden Anrufer in einem Notfall solange von einem Mitarbeiter der Leitstelle am Telefon betreut, bis die Retter vor Ort sind. Künftig aber wird ein eigens für die Dresdner Berufsfeuerwehr entwickeltes Computerprogramm durch den Ablauf der Rettungsmaßnahmen führen. „Die Vorlage für das Programm stammt aus Bayern, wurde aber an unsere Bedürfnisse angepasst“, sagt Klahre. „Im Notfall kann Hilfe übers Telefon Leben retten."

“Kommt über die 112 ein Notruf bei der Leitstelle an und spricht der Anrufer von einer nicht ansprechbaren Person, so werde das Programm gestartet. Der Anrufer könne das Telefon neben sich legen und den Lautsprecher aktivieren. Schritt für Schritt soll ihn der Leitstellenmitarbeiter dann anleiten, unabhängig davon, ob der Anrufer einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat oder vollkommen überfordert ist. Jetzt den Kopf überstrecken, jetzt die Atmung prüfen, jetzt auf den Brustkorb drücken. Auch wenn sich die Lage durch die Reanimation bessert, bleibe die Leitstelle in der Leitung. „Oftmals verspüren die Anrufer eine große Ohnmacht“, sagt Klahre. „In solch einer Schocksituation kann es nicht einfach genug sein.“ Die Leitstelle lasse den Anrufer nicht allein und sorge damit auch dafür, dass sich Folgeschäden wie Traumatisierungen in Grenzen hielten.

Ab Mitte Oktober sollen die Leitstellenmitarbeiter in Dresden für das neue Programm geschult werden, bevor es anschließend offiziell eingeführt wird. Bereits in dieser Woche können die Besucher der Feuerwehrmesse „Florian“ die Funktionsweise selbst testen. Vor Ort wird ein kompletter Leitstellen-Arbeitsplatz eingerichtet. Mithilfe einer Puppe kann die Zusammenarbeit mit dem Ersthelfer dann realistisch nachempfunden werden.

Die Fachmesse für Feuerwehr, Zivil- und Katastrophenschutz „Florian“ auf dem Dresdner Messegelände ist von Donnerstag bis Samstag geöffnet. Die Tickets gibt es in diesem Jahr nur online. Die Ortec als Firma hinter der Messe ist Teil der DDV Mediengruppe, zu der auch die SZ und sächsische.de gehören.

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