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Dresdner Jobcenter streicht Maßnahmen für 120 Langzeitarbeitslose

Weil weniger Geld zur Verfügung steht, muss Geschäftsführerin Solveig Buder die Betroffenen nach Hause schicken. Wie sie nun den Verein retten will.

Von Julia Vollmer
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Geschäftsführerin Solveig Buder mit Sergej Schiller, der im Verein in stundenlanger Kleinarbeit ein Holzhaus gebastelt hat.
Geschäftsführerin Solveig Buder mit Sergej Schiller, der im Verein in stundenlanger Kleinarbeit ein Holzhaus gebastelt hat. © Marion Doering

Dresden. 120 langzeitarbeitlose Dresdnerinnen und Dresdner hängen künftig in der Luft. Der Grund: Das Jobcenter hat dem Träger Jugend/Arbeit/Bildung (JAB) von den 16 beantragten Maßnahmen für das Jahr 2023 nur sechs bewilligt.

"Das ist eine Reduzierung um 62 Prozent und bedeutet auch, dass 120 Teilnehmer künftig zu Hause sind", so Geschäftsführerin Solveig Buder. Den Menschen fehle damit eine Perspektive und eine Tagesstruktur. Damit würden auch die Arbeitsplätze der Praxisanleiter in den Werkstätten, die die Langzeitsarbeitlosen betreuen, in akute Gefahr geraten. Bisher würden in Werkstätten etwa Holz-oder Näharbeiten gefertigt.

Hinzu komme, dass die Miete für Räume, die nach Wegfall der Maßnahmen nicht mehr benötigt würden, für sechs Monate weitergezahlt werden müssten. Dem Verein fehlt dadurch laut Buder rund eine Million Euro pro Jahr. "Dafür müssen neue Finanzierungsquellen gefunden werden."

Bisher waren in den sogenannten "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung", auch „Ein-Euro-Job“ genannt, Menschen beschäftigt, die nach Einschätzung des Jobcenters auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben. "Also Menschen ohne Abschluss, mit Drogen- und Alkoholerkrankungenoder psychischen Krankheiten", sagt Buder.

Warum hat das Jobcenter die Maßnahmen gestrichen?

Jobcenter-Chef Thomas Berndt begründet die Streichung auf Anfrage von Sächsische.de mit seinem Budget. "Standen dem Jobcenter Dresden für das Jahr 2022 noch 33,6 Millionen Euro für Eingliederungen in Arbeit zur Verfügung, sind es für das Jahr 2023 nur noch 30,1 Millionen."

Mitte August 2022 sei in einer Beratung zwischen dem Jobcenter, der Stadt und dem Trägerverbund, dessen Mitglied JAB sei, auf die damalige unklare und schlechtere finanzielle Situation der Jobcenter für das Jahr 2023 hingewiesen worden. Auch um mögliche Schwerpunkte der Förderung für Langzeitarbeitslose sei es gegangen.

So sei gesagt worden, dass die Förderung von Qualifizierungen und der Einstieg in den 1. Arbeitsmarkt mehr im Fokus stehen würden als der Bereich des 2. Arbeitsmarktes. "Dies geht insbesondere aus dem Bürgergeld-Gesetz hervor, welches am 1.Januar in Kraft getreten ist. Daran ist das Jobcenter gebunden", so Berndt.

Der Jobcenter-Chef betont, sofern durch freie finanzielle Mittel oder weitere Mittel vom Bund neue Maßnahmen geplant werden könnten, werde dabei auch der Bedarf auf dem 2. Arbeitsmarkt berücksichtigt.

Wie will sich der Verein nun finanzieren?

Um die finanziellen Einbußen zu kompensieren, sucht der Träger JAB nun nach Aufträgen von Firmen oder Privatpersonen beispielsweise für Holz- und Näharbeiten. Aber auch um Aufträge außerhalb der Werkstätten will der Verein werben.

So haben Teilnehmer in der Vergangenheit die historischen Badkabinen im Naturbad Mockritz und im Waldbad Langebrück instand gesetzt und im Großen Garten Bänke renoviert. Mit den Einnahmen sollen vor allem die Lohnkosten der Praxisanleiter getragen werden.

Auch für das vom Jobcenter geplante Projekt Einzelcoaching von Langzeitarbeitslosen will sich der Verein bewerben. Und für das Projekt „Tafelgärten“ hat der JAB Erweiterungspläne, denn der Bedarf an Obst und Gemüse für die Dresdner Tafel übersteigt das Angebot. Gern würde der JAB weitere Flächen dafür bewirtschaften.