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Dresdner Videospiel wird Millionenerfolg: Auszeichnung für Dome Keeper

Entwickler René Habermann liebt Videospiele. Nun hat der Dresdner mit seinem eigenen Videospiel einen weltweiten Erfolg gelandet. Dome Keeper wurde jetzt sogar ausgezeichnet.

Von Moritz Schloms
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"Ich habe acht Stunden für die Arbeit vor dem PC gesessen und danach noch weitere Stunden, um zu programmieren", sagt René Habermann. Jetzt ist sein Videospiel ein Erfolg.
"Ich habe acht Stunden für die Arbeit vor dem PC gesessen und danach noch weitere Stunden, um zu programmieren", sagt René Habermann. Jetzt ist sein Videospiel ein Erfolg. © Bippinbits / PR

Dresden. "Als Kind habe ich gern Brettspiele gespielt, besonders 'Die Siedler von CATAN'. Dann habe ich Computerspiele entdeckt." René Habermann liebt Spiele. Nun hat der 35-jährige Dresdner sein Hobby zum Beruf gemacht. Mit seinem Videospiel Dome Keeper landete er einen weltweiten Erfolg - und wurde nun auch prämiert.

Am Donnerstag wurde Dome Keeper beim Deutschen Entwicklerpreis als "Bestes Indie Game" ausgezeichnet. Zudem siegte das Spiel bei der Verleihung in Köln in der Kategorie "Bestes Gamedesign". Bei dem im Weltraum verorteten Spiel müssen Türme gegen immer stärker werdende Wellen von Gegnern verteidigt werden.

Der Deutsche Entwicklerpreis ist die älteste Auszeichnung der Games-Branche und wird seit 2004 jährlich verliehen. Dabei werden die besten Leistungen bei der Entwicklung von Video- und Computerspielen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geehrt.

Mit seiner Frau in einem Team

Für Habermann war es ein weiter Weg hierhin. Zur Konfirmation bekam er genug Geld, sich einen eigenen Computer leisten zu können. Von da an spielte er mehrere Stunden täglich. Auf seinem Computer brachte er sich selbst das Programmieren bei, auf einer alten NES-Konsole zockte er Super Mario Bros. "Ich habe Spiele geliebt und als ich gesehen habe, dass man selber welche programmieren kann, war ich direkt begeistert."

Habermann studiert später an der TU Dresden Informatik, seinen Abschluss macht er 2014. Er arbeitet danach in der IT-Branche, hat beruflich aber nichts mit Videospielen zu tun. Privat bleibt das Spielen und Programmieren aber sein größtes Hobby.

"Ich habe acht Stunden für die Arbeit vor dem PC gesessen und danach noch weitere Stunden, um zu programmieren", sagt René Habermann heute. "Teilweise habe ich mir sogar Urlaub genommen, um an sogenannten 'Game Jams' teilzunehmen." Spielebegeisterte bekommen dort die Aufgabe innerhalb weniger Tage ein Spiel auf die Beine zu stellen. Dabei gibt es immer ein bestimmtes Motto, an das sich alle halten müssen. Dabei tritt man in Teams an. In René Habermanns Team? Seine Frau Anne.

Dome Keeper wird ein Millionen-Erfolg

Bei ihrer zehnten Teilnahme an einer solchen Veranstaltung entsteht die Idee für Dome Keeper. In dem Pixel-Videospiel geht es darum, dass man als Spieler im Boden nach wertvollen Mineralien schürft und anschließend die eigene Glaskuppel vor Monstern verteidigt. "Das Feedback war großartig, obwohl es nur eine Demo-Version war. Die Leute waren hungrig auf mehr."

Bei ihrer zehnten Teilnahme endlich die entscheidende Idee. Mit Dome Keeper wird für René Habermann Hobby zum Beruf.
Bei ihrer zehnten Teilnahme endlich die entscheidende Idee. Mit Dome Keeper wird für René Habermann Hobby zum Beruf. © Bippinbits / PR

Habermann weiß zu dem Zeitpunkt, dass es mit diesem Videospiel klappen und er mit diesem Spiel endlich sein Hobby zum Beruf machen kann. Er gründet die Firma Bippinbits und arbeitet neben dem eigentlichen Job weiter an seinem Traum, nimmt teilweise extra Urlaub, um das Projekt weiter voranzutreiben. Seine Frau Anne macht das Grafikdesign.

Was er in der Zeit vermisst, ist Unterstützung durch staatliche Förderprogramme. "In Berlin-Brandenburg gibt es viel bessere Förderstrukturen. Außerdem gibt es dort mehr Co-Working-Spaces, wo man mit anderen Spieleentwicklern zusammensitzt und sich austauschen kann. Wir dagegen sitzen zu zweit in unserem Wohnzimmer." Auch Axel Dietze, der Projektkoordinator für Esports an der Hochschule Mittweida, sagt: "Esports hat sich in Ostdeutschland abgesehen von Berlin allgemein noch nicht so stark durchsetzen können, wie es in anderen Regionen der Fall ist."

Im Oktober 2021 dann der Durchbruch: Die schwedische Computerspiel-Firma Raw Fury, ein eher kleinerer Anbieter, ist von dem Spiel begeistert. Der Publisher übernimmt die kompletten Entwicklungskosten für das Spiel, Habermann behält aber die komplette kreative Kontrolle. Ab Januar 2022 können er und seine Frau endlich Vollzeit an dem Spiel arbeiten.

Dome Keeper erscheint Ende September 2022 auf der Videospiel-Plattform Steam. Dort kann man es für 18 Euro kaufen. Davon geht die Mehrwertsteuer ab, einen Teil erhält die Plattform und einen Teil die schwedische Firma, die ihre Kosten decken muss. Nur etwas mehr als 25 Prozent landen bei Habermann. Doch das Spiel wird für alle Seiten ein voller Erfolg. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung hat Dome Keeper seine Kosten eingespielt. Innerhalb von nur einem Tag, erwirtschaftet er mehr als eine Million Euro Umsatz.

YouTuber wie HandofBlood sind das beste Marketing

Schon vor Veröffentlichung des Spiels haben es über eine Viertelmillion Spieler weltweit auf ihre Wunschliste gepackt. Das Spiel erfährt internationale Aufmerksamkeit, sogar ein Radiosender aus Frankreich berichtet darüber. Das Spiel ist auf Spielemessen in der ganzen Welt präsent. Auf der deutschen Gamescom, wo Habermann selbst ausstellt, aber auch in Tokio, London und Seattle. Die größte Werbung für das Spiel sind dabei YouTuber, die das Spiel zocken und sich dabei filmen.

Maximilian Knabe, besser bekannt als HandofBlood, zählt auf YouTube mit über einer Million Abonnenten zu den bekanntesten Vertretern des Videospielgenres in Deutschland. Er erzählt in einem Video, er habe das Spiel Dome Keeper auf der Gamescom, einer Spielemesse in Köln, entdeckt. Das Spiel macht ihm sichtlich Spaß, beim Spielen von Dome Keeper haben ihm auf seinem YouTube-Kanal schon über 150.000 Menschen zugeschaut. "Das ist natürlich das beste Marketing, was uns noch nicht einmal etwas kostet", so René Habermann.

Habermann und seine Frau können jetzt vom Videospiele entwickeln leben und tüfteln bereits an neuen Ideen. 10 Freelancer sind bei Ihnen angestellt.

Mit dem Erfolg hoffe Habermann auch ein Vorbild für die noch junge Games-Szene in Sachsen zu sein. Bisher gibt es nur wenige kommerziell erfolgreiche Videospiele aus Sachsen.

Seit 2021 gibt es jedoch den Branchenpreis Innovation Award Saxony, der vom Freistaat Sachsen gefördert wird und die Sichtbarkeit von sächsischen Videospielen erhöhen soll.

Zudem gibt es heute Studiengänge, die sich mit dem Thema Videospiele beschäftigen und den Nachwuchs ausbilden sollen. So zum Beispiel die Studienvertiefung "Esports Marketing" im Bachelorstudiengang Medienmanagement an der Hochschule Mittweida. Aktuell lernen im neu angelaufenen vierten Jahrgang 18 Studierende.

Bereits seit 2011 kann man in Mittweida den Studiengang "Medieninformatik und Interaktives Entertainment" studieren. "Inzwischen sitzen in so gut wie jedem größeren Spielestudio in Deutschland Absolventen aus Mittweida, was uns als Standort und Netzwerkknoten ein nicht geringes Gewicht verschafft", sagt Axel Dietze, der Projektkoordinator für ESports an der Hochschule Mittweida. Ein Student aus Mittweida ist bei René Habermann Praktikant. Und der kann der Situation auch etwas Positives abgewinnen. "Dadurch dass es in Dresden nicht so viele attraktive Spieleentwickler gibt ziehen wir natürlich die Talente an." Und davon gebe es in Sachsen viele. Trotzdem hält er fest: Ein kommerziell erfolgreiches Videospiel zu entwickeln, wäre in Berlin leichter gewesen.

René Habermann und seine Frau arbeiten jetzt erstmal weiter an ihrem Erfolgsspiel Dome Keeper. Als nächstes geplant ist ein Multi-Player-Modus, dann können mehrere Gamer zusammen zocken. "Das wird von unseren Kunden zurzeit am stärksten nachgefragt." Dann wollen sie sich neuen Spielideen widmen. Vollzeit. Denn, da sind sie sich sicher, ihr Hobby haben sie jetzt zum Beruf gemacht.