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Freundeskreis für Dresdner Semperopernball: "Neustart braucht breite Unterstützung"

Nach kräftiger Krise wagt das neue Ballteam des Dresdner Semperopernballs den Neustart und gründet einen Freundeskreis. Er soll Unterstützung aktivieren und Zweifler überzeugen. Eine große Aufgabe.

Von Nadja Laske
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Unter Freunden: Zum neuen Freundeskreis des Semperopernballes gehören unter anderen Hoteldirektor Sebastian Klink (.l), Designerin Dorothea Michalk (3. v.r.) und Gastronom Stephan Herz (r.).
Unter Freunden: Zum neuen Freundeskreis des Semperopernballes gehören unter anderen Hoteldirektor Sebastian Klink (.l), Designerin Dorothea Michalk (3. v.r.) und Gastronom Stephan Herz (r.). © Sven Ellger

Dresden. Schulen haben Freundeskreise, Theater ebenso. Warum nicht auch ein Ball? Der Semperopernball. Schließlich sind ihm doch so viele Tanzfreunde treu, die im besten Haus am Platze oder davor beim Open-Air-Ball ihre Begeisterung bekunden. Die sollten sie weitertragen und sich mit ihrer guten Energie einbringen, in ein Event, das Dresden auszeichnet und Strahlkraft weit hinaus über die Stadt, ja sogar bis ins Ausland hat.

Diese Gedankengänge beschäftigen Dorothea Michalk seit Monaten. Die neue Vorständin des Semperopernball e.V. ist mit Herzblut dabei, den Dresdner Semperopernball gemeinsam mit allen anderen Ehrenamtlichen an seiner Spitze wieder zu dem zu machen, was er verdient und was er sein sollte: ein sympathisches, glaubhaftes, erfolgreiches Erlebnis für die Dresdner und seine Gäste.

Er hatte es nicht leicht, der Ball. Parallel zu Corona schüttelte ihn eine schwere Krise, die man als hausgemacht bezeichnen kann: Der frühere Ball-Chef Hans-Joachim Frey hatte die Verantwortung für das, was er maßgeblich geschaffen hat, vor seinen privaten Visionen aus den Augen verloren und sich am kulturell ummantelten politischen Agieren verhoben. So verlieh er dem als Diktator geltenden Staatschef Ägyptens den St. Georgs Orden, eine hohe Auszeichnung, mit der zuvor schon große Künstler, Sportler, Unternehmer und auch Politiker geehrt worden waren. Den Fehler räumte er nur unter Druck und halbherzig ein.

Ruf des Semperopernballs ist beschädigt

Kein Druck von außen und auch nicht sein innerster moralischer konnte ihn dazu bewegen, sich von Russlands Präsident Wladimir Putin zu distanzieren, dessen Gunst Hans-Joachim Frey als Künstlerischer Direktor des Kultur- und Festivalzentrums der Sirius-Stiftung in Sotschi und als Berater des Bolschoi-Theaters genießt. Erst kürzlich nahm Frey von Putin in Russland eine Auszeichnung für sein Wirken entgegen.

Das alles hat den Ruf des Balles beschädigt. Die Pandemie ließ ihm noch etwas Luft, um sich zu sortieren. Nun ist er wieder am Start - mit neuem Chef und neuem Vorstand, zu dem neben der Designerin Dorothea Michalk auch der Journalist Wolf-Dieter Jacobi als erster Vorsitzender, sowie Tillmann Blaschke, Geschäftsführer der Staatlichen Porzellan Manufaktur Meissen, der Direktor des Kempinski Hotels Dresden, Marten Schwass, der Rechtsanwalt Eberhard Reetz und Gerhard Müller, Chef der Sparkassenversicherung, gehören.

Sie alle haben sich auf die Fahnen geschrieben, den Dresdner Semperopernball weiterzuführen. Doch dafür brauchen sie Unterstützung. Die haben sie seitens der Semperoper, der Stadtverwaltung und auch der sächsischen Staatsregierung. Nicht minder wichtig ist der neuen Führungsriege jedoch auch der Rückhalt in der Dresdner Gesellschaft.

Freundeskreis für Dresdner Semperopernball gegründet

"Deshalb haben wir den Freundeskreis Dresdner Semperopernball gegründet", sagt Dorothea Michalk. Er soll den Ball und seine Organisatoren mit positiver Kommunikation, mit Ideen und fachlicher Expertise unterstützen. Im Freundeskreis vertreten sind unter anderem der ehemalige sächsische Justizminister, Mitglied des Sächsischen Landtages und sächsischer Ausländerbeauftragte, Geerd Mackenroth. Außerdem der Direktor des Bilderberg Bellevue Hotels Dresden, Sebastian Klink, der Dresdner Wempe-Chef Ralf Pfeiffer, der Gastronom Stephan Herz und die Boutiquebetreiberin Franziska Rüpprich.

"Der Neustart des Semperopernballs braucht eine breite, handfeste Unterstützung in der Stadtgesellschaft, gute Organisation und auch Mut", sagt Geerd Mackenroth. Das "wunderbare Vorhaben" könne ein fröhlicher Zusammenschluss Gleichgesinnter am besten voranbringen. "Natürlich bin ich dabei!"

Auch Hoteldirektor Sebastian Klink sichert seine volle Unterstützung zu: "Als Dresdner und Vorstand des Tourismusverbandes habe ich großes Interesse an allem, was die Stadt belebt, bekannter macht und Gäste anlockt." Mit seinem Wirken im Freundeskreis wolle er den Neubeginn des Semperopernballs positiv beeinflussen und mit Kritikern und Zweiflern ins Gespräch kommen.

"Am wichtigsten ist ein offener Umgang miteinander. Fragen und Beanstandungen müssen laut ausgesprochen und laut besprochen werden." Auch geben etliche Köpfe im Freundeskreis den Ballmachern kostenlose Unternehmensberatung.

"Riesige Aufgabe, diesen Ball in ruhiges Fahrwasser zu bringen"

Das braucht das Team. Zwar sind alle Vorstände erfahrene Unternehmer oder Führungskräfte. "Trotzdem ist es eine riesige Aufgabe, diesen Ball in ruhiges Fahrwasser zu bringen und gut aufzustellen", gibt Dorothea Michalk zu. Viele Monate habe es gedauert, alle Hintergründe zu verstehen, Verbindlichkeiten zu überblicken und die Finanzen zu klären. Jetzt gehe es an die Planung des Programmes.

"Das ist zugegebenermaßen recht spät", so Michalk. Schließlich soll der Semperopernball in nur fünf Monaten gefeiert werden. Doch ohne einen soliden organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmen sei das Ereignis inhaltlich nicht zu füllen gewesen. Seit der Vertrag mit einer großen Eventagentur geschlossen sei, gewinne die Planung an Struktur.

"Aktuell liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Semper-Open-Air-Ball, der nicht nur bestehen bleiben, sondern den wir noch weiter ausbauen wollen." Zudem gebe es ein neues Bar-Konzept für die Fledermausbar und die Tanzbar Madeleine mit eigener Live-Musik. Die Tickets für diese Locations sind mit 390 Euro pro Person verhältnismäßig günstig, gleich nach den Flanierkarten zu 290 Euro.

Der Verkauf läuft. Die unteren Tische im dritten Rang sind bereits ausverkauft. Dorothea Michalk setzt auf die Feierlaune der Dresdner und der vielen Ballfans, die aus anderen Städten und sogar aus dem Ausland anreisen. "Ich selbst liebe den Semperopernball und freue mich riesig auf den 23. Februar!"

Karten sind im Internet unter www.semperopernball.de zu haben.