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Pflegeschülerin wagt mit 48 Jahren Neustart in Dresden

Agnieszka Szlek aus Polen wagt in Dresden einen Neuanfang. Mit 48 Jahren lässt sie sich zur Pflegekraft am Städtischen Klinikum ausbilden. Was sie antreibt.

Von Julia Vollmer
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Agnieszka Szlek, genannt Agnes, absolviert eine Ausbildung am Städtischen Klinikum in Dresden. Die 48-Jährige fängt damit noch mal ganz von vorn an.
Agnieszka Szlek, genannt Agnes, absolviert eine Ausbildung am Städtischen Klinikum in Dresden. Die 48-Jährige fängt damit noch mal ganz von vorn an. © SZ/ Julia Vollmer

Dresden. Noch einmal ganz von vorn anfangen, das alte Leben über den Haufen werfen und einen Neustart in Deutschland wagen. Das hat sich Agnieszka Szlek, genannt Agnes, getraut. Seit September macht die Polin eine Ausbildung zur Pflegefachkraft am Städtischen Klinikum in Dresden.

Mit 48 Jahren startet sie in ein neues Berufsleben. Um sie herum sitzen in ihrer Ausbildungsklasse 16- und 18-Jährige. "Das stört mich gar nicht, ich habe die beste Klasse überhaupt und beim Lernen sind wir alle gleich", sagt sie. Sie wollte auch in ihrem Alter noch mal etwas Neues machen.

Von der Verwaltung ins Krankenhaus

"Deutschland habe ich kennengelernt, als ich zum Erasmus-Studium in Mannheim war", erzählt die studierte Verwaltungswirtin. In ihrer Heimat arbeitete sie viele Jahre in dem Bereich. Gesundheits- und Medizinthemen hätten sie aber schon immer interessiert. "Ich wollte gerne mein Deutsch verbessern - das war mein Ziel und so durchforstete ich die Möglichkeiten", so die gebürtige Polin.

Schließlich bewarb sie sich für eine Stelle in der häusliche Pflege und landete in Rathewalde in der Sächsischen Schweiz. Dort habe es ihr sehr gut gefallen und sie wollte bleiben. Sie pflegte eine ältere Dame, die irgendwann verstarb.

2021 die nächste Station. "Als ungelernte Pflegehelferin begann ich in einem Seniorenheim in Pirna", so Agnes. Die Arbeit mit Menschen bereitete ihr so viel Spaß, dass sie gerne bleiben wollte - in Deutschland und im Pflegebereich. "Ich wollte aber das nötige Wissen haben und nichts falsch machen. Daher habe ich mich entschieden, noch mal eine Ausbildung zu machen", berichtet sie. Im Krankenhaus. Zur Pflegefachkraft.

"Hey, ich bin Agnes und bin 48 Jahre alt!"

Das Vorstellungsgespräch im Städtischen Klinikum habe sie dann überzeugt. "Die Atmosphäre war super und ich habe mich sofort wohlgefühlt", sagt sie. Es reize sie auch, dass das Städtische Klinikum eine Kooperation mit Kliniken im Ausland, etwa in Österreich hat, sodass sie im Rahmen der Austauschprogramme weitere Länder entdecken könnte.

Mit ihrem - für Azubi-Verhältnisse - fortgeschrittenen Alter geht sie ganz locker um. "Wenn ich neu zu einem Patienten komme, sage ich: Hey, ich bin Agnes, bin 48 Jahre alt und im ersten Ausbildungsjahr", sagt sie mit einem Schmunzeln.

Bisher war sie schon auf der HNO-Station und auf der Diabetologie, beides fand sie toll. "Das sind Stationen, in denen ich mir vorstellen könnte, später auch zu arbeiten", so die Pflegeschülerin. Ihr großer Wunsch: Später würde sie gerne übernommen werden. "Ich mag es sehr, mit den Patienten zu sprechen, ihnen zuzuhören und zu helfen", sagt sie.

Aktuell wechselt sie noch zwischen Schule und Praxiserfahrung hin und her. Sie freue sich auf den Ausbildungsbereich in der stationären Pflege. Die Azubis werden, wenn sie volljährig sind, in Früh-, Spät- und Nachtschichten eingeplant und pauken dann nebenbei für ihre Klausuren in der Schule.

Chancen für einen Neustart, wie ihn Agnieszka Szlek gewagt hat, gibt es auch für andere Interessierte. Das Klinikum hat für die Ausbildungsplätze ab dem 1. September noch Plätze frei. "Wir freuen uns über Bewerber aus allen Altersklassen und mit allen Erfahrungen, auch wer im fortgeschrittenen Alter noch mal neu durchstarten ist herzlich willkommen", sagt Sprecherin Viviane Piffczyk.