Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Dresden
Merken

Ölpipeline zugedreht: Dresdner Klimaschützer Christian Bläul steht vor Gericht

Der Dresdner Klimaschützer Christian Bläul steht am Montag in Köln vor Gericht. Der Vorwurf: Störung öffentlicher Betriebe, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.

Von Dirk Hein
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Dresdner Klimaschützer Christian Bläul steht in Bergheim bei Köln vor Gericht.
Der Dresdner Klimaschützer Christian Bläul steht in Bergheim bei Köln vor Gericht. © Archiv: Marion Doering

Dresden. Am 1. Mai 2022 drehte Christian Bläul das Handrad am Wartungsventil zu: Stundenlang floss kein Öl durch die Leitungen der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft. Diese Pipeline transportiert Mineralöl aus den Niederlanden nach Süddeutschland und dient als Zwischenstation, um den Druck innerhalb der Leitungen aufrechtzuerhalten.

Bis zu fünf Jahre Haft drohen

Zwei Jahre später, am 13. Mai 2024, steht Bläul dafür in Bergheim bei Köln vor Gericht. Er ist angeklagt wegen Störung öffentlicher Betriebe, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Allein die Störung öffentlicher Betriebe kann mit einer Geldstrafe oder bis zu maximal fünf Jahren Haft geahndet werden.

Bläul und eine zweite Person, die sich momentan im Hungerstreik befindet und so vor Gericht erscheinen will, hatten vor zwei Jahren laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft mit einem Bolzenschneider die Kette eines Vorhängeschlosses durchtrennt. Danach schlossen beide das Wartungsventil.

Ein Mitangeklagter kettete sich an das Ventilrad, Bläul blockierte laut Staatsanwaltschaft das Rad mit seinen Händen. Hierfür verklebte er seine Hände mit Sekundenkleber ineinander, sodass sie erst durch die Feuerwehr mit Speiseöl vom Ventilrad getrennt werden konnten. Das Wartungsventil war zwei Stunden geschlossen. Der Gesamtschaden liegt bei 10.000 Euro.

So begründet der Dresdner seine Aktion

"Ich finde es richtig, dass mein Akt der Zivilcourage gerichtlich geprüft wird. Wir brauchen die Debatte zur Dekarbonisierung", sagt Bläul in einer Pressemitteilung. Der 42-jährige Dresdner wird sich vor Gericht selbst verteidigen wird, um Geld für einen Anwalt zu sparen. "Deutschland ist süchtig nach fossilen Brennstoffen, aber sie gefährden unsere Lebensgrundlagen. Klima schützen heißt Enkel schützen: Wir leben auf Kosten zukünftiger Generationen", begründet er seine Aktion.

Der Klimaschützer gibt an, den Pipeline-Betreiber vor dem Abdrehen der Pipeline angerufen zu haben. Sein Ziel sei es gewesen, die fossile Infrastruktur sorgsam zu behandeln. Er wollte demnach nicht die Pipeline beschädigen, sondern "ein politisches Zeichen gegen das fossile Weiter-so setzen".