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Räumung der Wohnungslosen-Hütte in Dresden: So geht es weiter

Im Januar ließ die Stadt Dresden die Hütte eines Wohnungslosen im Prießnitzgrund räumen. Die Aktion sorgte für viele Diskussionen. Was ist heute über den Verbleib des Bewohners bekannt?

Von Julia Vollmer & Connor Endt
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Die Stadt ließ die Hütte im Prießnitzgrund in Dresden im Januar räumen. Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen.
Die Stadt ließ die Hütte im Prießnitzgrund in Dresden im Januar räumen. Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen. © SZ/ Julia Vollmer

Dresden. Die Räumung der Hütte eines wohnungslosen Menschen im Dresdner Prießnitzgrund sorgte Mitte Januar für Debatten und für viel Kritik an den Behörden. Die Stadt entfernt die Behausung ohne Ankündigung. Viele Dresdnerinnen und Dresdner konnten es nicht nachvollziehen, warum dem Mann in dieser kalten Jahreszeit der Unterschlupf genommen wurde.

Danach gab es Ärger, weil sich Anwohnende und Spaziergängern beschwert hatten. Stadt und Sachsenforst hätten die Hütte zwar geräumt, hätten aber im Prießnitzgrund ein riesiges Chaos, hieß es. Doch inzwischen ist nichts mehr zu sehen von einer angeblich hinterlassenen Baugrube oder chaotischen Zuständen.

Fragt man die Stadt zum aktuellen Stand heißt es: "Aus Sicht der unteren Forstbehörde ist die Räumung der Hütte abgeschlossen. Das noch vorhandene Material, insbesondere der Naturstein und Wurzel- und Astreste sind nicht schädlich." Die Entfernung der Ziegelreste und Kunststoffe sei Sache des Staatsbetriebs Sachsenforst als Eigentümer.

Sicherheit der Waldbesucher steht im Vordergrund

Doch wie geht es dem Mann, dem seine Behausung genommen wurde? Hier betont das Rathaus: "Die Person erhält und erhielt auch in der Vergangenheit Unterstützungs- und Hilfsangebote. Zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte des Mannes können zum Aufenthaltsort keine Angaben gemacht werden."

Mehrere Jahre lang wohnte der Mann in der Heide. Mehrfach habe der Freistaat als Flächeneigentümer den Mann aufgefordert, die Fläche zu räumen, so die Stadt. Stattdessen sei das Gelände "seit 2020 immer weiter ausgebaut worden".

Die Stadt rechtfertigte die Räumung der Hütte mit der Sicherheit der Waldbesucher. Die Sicherheit der stark befahrenen Stauffenbergallee könne durch "Grabungen vor Ort" gefährdet sein. Es sei in einigen Bereichen zu Bodenverdichtungen und Ausspülungen gekommen, "was das Wurzelwachstum der Bäume negativ beeinflusst". Außerdem seien die Wurzeln der Bäume beschädigt worden. Neben den Schäden wies das Rathaus im Januar auf "diverse Rückfragen und Beschwerden" von Bürgern hin.

Zahl der wohnungslosen Menschen in Dresden ist gestiegen

Doch der Mann im Prießnitzgrund ist nur einer von vielen in Dresden, der kein Dach über dem Kopf hat. Die Zahl der Wohnungslosen ist in den vergangenen Monaten gestiegen. Mit Stand November waren laut Sozialamt 343 Personen ohne festen Wohnsitz. 2022 waren es noch 300. Im Jahr 2010 waren es 217. Hunderte Menschen verloren in den vergangenen Monaten ihre Wohnungen durch Zwangsräumungen.

Die Plätze in den Unterkünften der Stadt sind fast voll. In Dresden stehen laut Sozialamt 437 Schlafplätze zur Verfügung. In neun Wohnungslosenheimen gibt es 324 Plätze. 63 Betten stehen in Gewährleistungswohnungen und 50 Notschlafplätze im Übergangswohnheim Hechtstraße 10 und in der Florastraße 16.

Zusätzlich sind im Winter die Nachtcafés geöffnet. Bis zum 31. März können wohnungslose Menschen von 20 Uhr bis 7 Uhr die Nachtcafés besuchen. Dort bekommen sie für einen Euro Getränke, eine warme Mahlzeit und ein gemeinsames Frühstück. Teilweise gibt es auch die Möglichkeit, zu duschen und Wäsche zu waschen und zu trocknen.