Der Kaiser in Dresden: Warum hat er nicht "Nein" gesagt?

Dresden. Damit hatten zuletzt nicht mal mehr die größten Optimisten gerechnet: Die vier gigantischen Kaisermania-Konzerte am Elbufer sollen in diesem Sommer stattfinden. Mit jeweils 11.000 Besuchern plant Veranstalter Dieter Semmelmann, wie er in dieser Woche sagte.
Dabei geht er davon aus, dass die pandemiebedingten Beschränkungen bis August komplett aufgehoben sein könnten. "Wir setzen da auf volles Risiko", brachte er die Pläne auf den Punkt, wobei die Genehmigung noch in den Sternen steht. Dasselbe gilt für Details wie Zutrittsvoraussetzungen und eine mögliche Maskenpflicht.
Wer nach dieser Entscheidung aber mit einem einzigen lauten Freudenschrei in der Fanszene gerechnet hatte, der täuschte sich. Viele Anhänger reagierten zuhaltend auf die Bekanntgabe und hätten im Zweifel doch lieber ein weiteres Jahr bis zur nächsten Kaisermania gewartet.

Ein Grund für viele negative Reaktionen war die Verschiebung der Termine in diesem Sommer. Statt am 30. Juli und 31. Juli sollen die ersten beiden Konzerte nun erst am 6. und 7. August stattfinden. Die bislang für Ende Juli gekauften Tickets sollen nun jedoch für den Einlass am 13. bzw. 14. August berechtigen, damit nicht auch noch die Besucher der Konzerte am 6. und 7. August ein weiteres Mal umplanen müssen. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Maren Angermann reist seit 1997 fast jedes Jahr aus der Nähe von Hamburg für die Kaisermania an und sicherte sich auch für 2020 Tickets für alle vier Konzerte. "Durch die Verschiebung auf dieses Jahr hätte ich schon die Tickets für das zweite Wochenende verkaufen müssen, weil es nicht in die diesjährigen Schulferien fällt und ich meinen Urlaub als Lehrerin nicht frei planen kann", sagt sie. Durch die erneute Änderung der Termine müsse sie nun alle vier Karten verkaufen - was angesichts der Personalisierung gar nicht so einfach ist.
Doch auch unabhängig von den Terminen haben viele Kaiser-Fans wenig Verständnis für die Planung derartiger Großveranstaltungen in diesem Jahr. "Für mich ist es ein Schlag in die Fresse für jeden anderen Künstler, der seine Open-Air-Termine absagen musste", schreibt Sabrina Voß in einem Kommentar auf Facebook. "Ich mag mir gar nicht vorstellen, was mit Konzerten passiert, wenn es nach der Kaisermania zu einem Ausbruch kommt. Ich hätte es besser gefunden, auf nächstes Jahr zu verschieben."

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Auch Maren Angermann hält die Planungen in Zeiten der noch immer grassierenden Pandemie für unverantwortlich. Bislang seien nur die wenigsten geimpft und durch die Ausbreitung der Delta-Variante des Virus steige das Ansteckungsrisiko gerade wieder.
"Masken bei dem Wetter über Stunden werden bei vielen zu Problemen führen", glaubt Maren Angermann. "Auch Abstände können ganz sicher nicht eingehalten werden. Im Gegenteil, es wird wie immer wildes Gedränge geben. Ich habe seit über einem Jahr keine Freunde mehr umarmt, da werde ich mich ganz bestimmt nicht mit Tausenden Wildfremden ins Gruppenkuscheln stürzen."
Andere Fans sehen die Sache weit weniger dramatisch und sehnen den Kaisermania-Neustart nach einem Jahr Pause bereits herbei: "Ich finde es super und auch richtig, Dinge wieder zuzulassen, die wir so unendlich lange vermisst haben", sagt Silke Steiper aus Baden-Württemberg. "Ich freue mich riesig auf Roland und seine Band. Die Welt war lange genug still."

Auch Maria Thieme aus Cottbus fiebert dem Konzert und damit einem Stück Normalität entgegen, hadert aber mit den neuen Terminen. "Ich finde ich die Verlegung auf zwei Wochen später nicht gut durchdacht. Hotels und Zugreisen lassen sich teilweise nicht umbuchen und nicht jeder kann spontan freinehmen."
Verunsichert wenden sich viele Fans an den Veranstalter Semmel, der dazu mitteilt: "Wir versuchen, für uns alle bis Mitte Juli Klarheit darüber zu bekommen, ob die Wunschtermine so umsetzbar sind und bitten daher zunächst freundlich darum, im Moment von Rückfragen abzusehen."
Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung für dieses Jahr und versuche mit allen Mitteln, eine weitere Verschiebung zu verhindern. "Allerdings können wir das zum aktuellen Zeitpunkt nicht gänzlich ausschließen."