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Tierfriedhof Dresden: "Ich habe schon ans Aufgeben gedacht"

Ronny Petz übernahm 2020 den Dresdner Tierfriedhof in Stetzsch und merkte schnell, dass die Nachfrage nach Gräbern gering ist. Das macht ihm zunehmend zu schaffen.

Von Kay Haufe
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Ronny Petz hat 2020 den Dresdner Tierfriedhof übernommen. Er weiß, dass er mit Pflege noch viel zu tun hat.
Ronny Petz hat 2020 den Dresdner Tierfriedhof übernommen. Er weiß, dass er mit Pflege noch viel zu tun hat. © Sven Ellger

Dresden. Das Gras ist frisch gemäht, doch die Brombeeren ranken sich mit starken Ästen an den Rändern des Dresdner Tierfriedhofes in Stetzsch voran. Hier müsste schweres Gerät ran, um den stark wachsenden Pflanzen Einhalt zu gebieten, auch, damit sie nicht weitere Gräber bedecken. Der Betreiber des Tierfriedhofes weiß das. "Doch das kostet Geld und das habe ich nicht", sagt Ronny Petz.

Als er 2020 den Tierfriedhof übernahm, ging er von mindestens zwei bis drei Bestattungen pro Monat aus. Das würde den Betrieb des Friedhofes finanziell decken. Doch die Nachfrage nach Plätzen schwankt stark. Im Mai gab es drei Beerdigungen, im Juni bisher keine einzige. "Ich nehme einfach zu wenig ein, um die regelmäßige Pflege stemmen zu können. Das schaffe ich nicht allein, dafür muss ich auch Kollegen bezahlen", sagt Petz, der im Hauptberuf als Hausmeister arbeitet.

Kundin vom Zustand entsetzt

Der Zustand des Friedhofes, in dessen Mitte Blumentöpfe, verwitterte Dekogegenstände und Gartenstühle aus Plastik auf einem Haufen liegen, macht Margit Dittrich zu schaffen. Im Januar ist ihre Hündin Flöckchen gestorben, ein Japanspitz. Dittrich wollte einen würdigen Abschied für ihr Tier, das sie viele Jahre begleitet hatte und ließ es in Stetzsch beerdigen. "Was ich erleben musste, belastet mich psychisch sehr stark. Der Tierfriedhof ist sehr vermüllt und es findet keinerlei Grünpflege statt, tote Äste hängen in den Büschen und es liegt viel Totholz herum. Viele Gräber sind überwuchert und liegen ungepflegt und verweist oder überwachsen da", schreibt sie an die SZ.

Ronny Petz ist bewusst, dass auf dem Gelände noch viel Arbeit auf ihn wartet. Der Müllbereich sei erst zum Vorschein gekommen, als er das Gestrüpp entfernte. "Ich habe das bei der Übergabe von den Vorbesitzern nicht gesehen." Einen großen Container mit Müll habe er schon abtransportieren lassen.

Um den Rest wolle er sich noch kümmern. Doch dafür ist wieder Geld nötig. "Ich habe schon ans Aufgeben gedacht", sagt er. Eigentlich sollte der Tierfriedhof für ihn dazu dienen, im Alter noch etwas dazuverdienen zu können. Stattdessen ist es bisher für Petz fast ein Zuschussgeschäft. "Aber viele Tierbesitzer motivieren mich, durchzuhalten. Sonst macht das doch keiner."

Margit Dittrich versteht diese Herangehensweise nicht. "Herr Petz hat einen Vertrag mit mir geschlossen, ich habe 400 Euro für die Grabstelle bezahlt. Da gehe ich davon aus, dass der Friedhof gepflegt wird und gut zugänglich ist. Das Gegenteil ist der Fall", sagt sie enttäuscht. Sie fragt sich, wer das Bewirtschaften des Friedhofes kontrolliert.

Darauf antwortet die Stadt, dass der Tierfriedhof eine nach tierischem Nebenprodukterecht (TNP-Recht) registrierte Einrichtung ist. "Das TNP-Recht stellt darauf ab, dass die Tierkörper der begrabenen Heimtiere so in der Erde vergraben werden, dass von diesen keine Tierseuchengefahr für andere Tiere ausgehen kann. Das ist dort vor Ort gegeben", sagt ein Stadtsprecher. Die allgemeine Ordnung sei nicht durch die Landeshauptstadt regulierbar. Das obliege dem Betreiber.

Mehr Nachfrage erhofft

Petz hofft, dass es wieder mehr Nachfrage nach Gräbern auf seinem Friedhof gibt, dessen Grundstück er von der Stadt gemietet hat. Denn Tiere dürfen nach ihrem Tod nicht einfach im Wald oder auf dem Feld vergraben werden, das ist verboten, Ausnahmen sind private Grundstücke.

Wer sein Haustier in Stetzsch beerdigen lassen möchte, kann sich einen 1 mal 1,50 Meter großen Platz aussuchen. Für Kaninchen sind innerhalb von drei Jahren Liegezeit 100 Euro fällig. Ein Katzengrab kostet 300 Euro. Für einen kleinen Hund werden in vier Jahren 400 Euro fällig, für einen großen 450 Euro.

Neben dem Tierfriedhof in Stetzsch gibt es auf dem Heidefriedhof die Möglichkeit, Tiere beerdigen zu lassen. Dort wurde eine gemeinsame Beisetzungsmöglichkeit für Mensch und Tier geschaffen, damit ein Haustierbesitzer oder eine Haustierbesitzerin eines Tages wieder mit dem geliebten Haustier vereint sein kann. Allerdings ist in diesem Fall ausschließlich eine Urnenbestattung möglich.