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Unerlaubte Werbung an Dresdner Fassade verschwindet

In Dresden-Neustadt warb ein riesiger roter "Adventskalender" an einer Hauswand für einen Discounter. Das verstieß gegen den Denkmalschutz. Nun verschwindet das Bild.

Von Dominique Bielmeier
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Auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt verschwindet ein Wandbild, das dort niemals hätte angebracht werden dürfen.
Auf der Louisenstraße in der Dresdner Neustadt verschwindet ein Wandbild, das dort niemals hätte angebracht werden dürfen. © Sven Ellger

Dresden. Noch sind Teile der riesigen roten Fläche unter weißen Planen zu sehen, aber wohl nicht mehr lange: Die knallrote Hauswand an der Louisenstraße 65 wird überstrichen, bis zum Giebel reichen derzeit die Gerüste an der Brandmauer des Gebäudes, in dem sich im Erdgeschoss das Restaurant "Grubers Welt" befindet.

Ende des Jahres hatte das haushohe Wandbild an der Seitenwand des Gebäudes – eine Werbung für einen großen Discounter – für Aufsehen in der Stadt gesorgt. Denn dessen Anbringung war, wie sich herausstellte, nicht genehmigt gewesen.

"Bei der Fassadengestaltung handelt es sich um eine nicht abgestimmte und ungenehmigte Maßnahme, die das Erscheinungsbild des Kulturdenkmals mehr als nur unerheblich beeinträchtigt", hatte damals die Stadt auf Anfrage von Sächsische.de mitgeteilt.

In der Tat sei das Haus Louisenstraße ein Kulturdenkmal, erklärte der Geschäftsbereich Kultur und Tourismus: "Gemäß Paragraf zwölf Absatz eins SächsDSchG darf ein Kulturdenkmal nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde 'wiederhergestellt oder instand gesetzt' 'in seinem Erscheinungsbild oder seiner Substanz verändert oder beeinträchtigt', 'mit An- und Aufbauten, Aufschriften oder Werbeeinrichtungen versehen', 'aus einer Umgebung entfernt', 'zerstört oder beseitigt' werden."

Die Denkmalschutzbehörde hätte das Bild also vorab genehmigen müssen, was offensichtlich gar nicht erst angefragt worden war. "Das weitere Vorgehen wird derzeit geprüft", hieß es Ende Dezember von der Stadt.

Zwischenzeitlich sei eine "Anhörung zu ungenehmigten Maßnahmen an einem Kulturdenkmal" vorbereitet worden, teilt der Geschäftsbereich Kultur und Tourismus auf eine aktuelle Anfrage dazu mit. Außerdem habe sich die ausführende Firma bei der Unteren Denkmalschutzbehörde gemeldet. "Weitere behördliche Schritte werden derzeit geprüft." Auch wenn das Wandbild nun also überstrichen wird, könnte dessen Anbringung noch Konsequenzen haben.

Schon von Weitem fiel die knallrote Werbung ins Auge.
Schon von Weitem fiel die knallrote Werbung ins Auge. © Sven Ellger

Auch im Szenekiez war die weithin sichtbare Discounterwerbung neben dem Spielplatz "Louisengrün", die einen "Adventskalender" mit riesigem QR-Code zeigte, nicht gerne gesehen. Schnell war die bemalte Wand von Sprayern mit Antifa-Zeichen und dem Schriftzug "gentrifickt euch" besprüht worden. Zunächst hatte das Neustadt-Geflüster über das Wandbild berichtet.

Im Internet gab es teilweise Verwirrung über den genauen Ort des unerlaubten Wandbildes. In sozialen Netzwerken erwähnten Nutzer beispielsweise andere Motive, die zuvor an der Fassade angebracht worden seien. Offenbar wurde die Brandmauer der Louisenstraße 65 mit der Häuserfassade an der Bautzner Straße, Ecke Pulsnitzer, gegenüber vom Café Neustadt verwechselt. Dort werden seit ein paar Jahren regelmäßig haushohe Wandbilder, sogenannte Murals, angebracht, die mal Motive von Dresdner Illustratoren zeigen und mal zum Beispiel für Brauereien oder Baumärkte werben.