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Waldbrandgefahr in Dresden erreicht höchste Stufe

Bei der extremen Hitze in Dresden wird die Heide zum Zufluchtsort für viele, die Abkühlung suchen, vor allem mit kleinen Kindern. Doch selten war die Waldbrandgefahr so hoch wie jetzt.

Von Dominique Bielmeier
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Am Samstagmorgen sind viele Menschen trotz der hohen Waldbrandgefahr in Dresden in der Heide unterwegs - auf der Suche nach Abkühlung bei der Hitze.
Am Samstagmorgen sind viele Menschen trotz der hohen Waldbrandgefahr in Dresden in der Heide unterwegs - auf der Suche nach Abkühlung bei der Hitze. © SZ/Dominique Bielmeier

Dresden. Der Prießnitzgrund ist am Samstag eine Oase, ein Refugium am bisher heißesten Tag des Jahres. Schon vormittags übersteigt die Temperatur die 30-Grad-Marke, 36, 37 Grad sind als Höhepunkt angesagt. Während im Alaunpark ungewohnt gähnende Leere herrscht, wird es voller, je tiefer man in Richtung Prießnitzgrundbrücke hinabsteigt - und kühler. Viele Menschen, vor allem Familien mit kleinen Kindern, haben am Samstagmorgen deshalb nur ein Ziel: Ab in die Heide.

Unter dem dichten Blätterdach lässt es sich tatsächlich halbwegs aushalten, zumindest, wenn man sich auch hier nicht viel bewegt. Wo einem normalerweise im Sekundentakt Jogger entgegenkommen, trifft man heute nur jede halbe Stunde mal einen wirklich hartgesottenen Läufer oder eine Läuferin. Ein viel häufigeres Bild: Familien beim Picknick am Ufer der flachen Prießnitz, kleine Kinder, die im Fluss planschen und sich abkühlen.

Im ganzen Norden Sachsens gilt Waldbrandgefahrenstufe 5

Das einzige, was dieses Idyll trübt, ist eine Erkenntnis: Die Gefahr eines Waldbrandes war in diesem Jahr selten so hoch wie jetzt. Am Samstag hat sie in Dresden die höchste Stufe erreicht, "sehr hohe Gefahr". Im ganzen Norden des Freistaats, vom Landkreis Nordsachsen bis Bautzen und Görlitz nördlich der A4 gilt ebenfalls Stufe 5.

Den Bäumen in der Dresdner Heide sieht man das nicht gleich an, aber das Laub an abgestürzten Ästen kann man teilweise bereits zwischen den Fingern zermahlen. Überhaupt liegt in der Heide noch immer viel Totholz, nicht nur Äste, auch ganze Bäume, die zum Beispiel von Unwettern gefällt wurden. Genug Zündholz, um versehentlich einen Waldbrand auszulösen.

Die Trockenheit erkennt man auch am welkem Laub von Pflanzen, die am Boden wachsen. Dazwischen liegt viel Totholz, einzelne Äste, aber auch ganze Bäume, die bei Stürmen entwurzelt wurden.
Die Trockenheit erkennt man auch am welkem Laub von Pflanzen, die am Boden wachsen. Dazwischen liegt viel Totholz, einzelne Äste, aber auch ganze Bäume, die bei Stürmen entwurzelt wurden. © SZ/Dominique Bielmeier

Denn in den meisten Fällen ist der Mensch der Verursacher, ob fahrlässig, zum Beispiel durch eine weg geschnipste Zigarettenkippe, oder vorsätzlich. Im Falle des Brands in der Gohrischheide im Juni, der tagelang gelöscht werden musste, ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. Schon Anfang Mai zündelte offenbar jemand in der Dresdner Heide, binnen 30 Minuten wurde die Feuerwehr zu drei Bränden an alten Bäumen alarmiert.

Häufig Brandstiftung Ursache von Waldbränden

Rund zehn Monate nach dem verheerenden Feuer in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz konnte Ende Mai ein mutmaßlicher Brandstifter festgenommen werden, ein 36-jähriger Mann. Die Löscharbeiten hatten damals insgesamt fast einen Monat angedauert, im Nationalpark Böhmische Schweiz waren rund 1.600 Hektar Wald zerstört worden. Es war der schwerste Waldbrand in der jüngeren Geschichte der Region.

Der Prießnitzgrund lockt am Samstag viele, die auf der Suche nach Abkühlung sind. Aber auch die Prießnitz führt nicht mehr viel Wasser.
Der Prießnitzgrund lockt am Samstag viele, die auf der Suche nach Abkühlung sind. Aber auch die Prießnitz führt nicht mehr viel Wasser. © SZ/Dominique Bielmeier

Um in den Wäldern zumindest die Gefahr von fahrlässig ausgelösten Bränden zu minimieren, gelten für die Warnstufen bestimmte Verhaltensregeln. So sollen die Wälder bereits ab Stufe 4 bestenfalls nicht mehr betreten werden. "Sollte ein Waldbesuch dennoch erfolgen, so dürfen die Hauptwege nicht verlassen werden", teilt die Stadt in einer Meldung vom 4. Juli mit und erklärt, dass die Forstbehörde auch befugt sei, "das allgemeine Betretungsrecht einzuschränken und somit das Betreten des Waldes vollumfänglich zu untersagen".

Das war im vergangenen, extrem trockenen Sommer der Fall gewesen, die Stadt hatte damals eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. "Solche Einschränkungen dienen nicht nur dazu, den Wald, seine Besucher sowie angrenzende Anwohner vor Feuer zu schützen, sondern auch, um Forstwege für Rettungs- und Löschfahrzeuge freizuhalten", heißt es weiter. Selbstverständlich sollte außerdem sein, dass im Wald nicht geraucht wird, kein Feuer gemacht oder Müll hinterlassen wird.

Immerhin: Schon am Sonntag soll die Waldbrandgefahr laut Prognose von Sachsenforst und Deutschem Wetterdienst, zusammen mit den Temperaturen, wieder deutlich sinken. Vorübergehend.

Weitere Informationen gibt es unter dresden.de/wald.