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Warum in Dresden Kastanien im Oktober blühen

Am Dresdner Elberadweg hat ein Baum neu ausgetrieben und Blüten angesetzt. Auch Rhododendren blühen derzeit wieder. Ein Experte erklärt die ungewöhnliche Entwicklung.

Von Kay Haufe
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Die Rosskastanie im Garten der Grundschule "Am Rosengarten" in Dresden steht im Herbst in voller Blüte.
Die Rosskastanie im Garten der Grundschule "Am Rosengarten" in Dresden steht im Herbst in voller Blüte. © Sven Ellger

Dresden. Sie steht in voller Blüte, auch ihre Blätter sind frisch ausgetrieben, und das mitten im Oktober. Dabei ist die Rosskastanie am Neustädter Elberadweg kein Einzelfall. Auch andere Gehölze wie Rhododendren im Großen Garten blühen jetzt vereinzelt. Normalerweise öffnen sie wie Kastanien ihre Blütenknospen im Mai, doch dieses Jahr scheint manches anders.

"Schuld daran ist die Trockenheit dieses heißen Sommers", erklärt Forstwissenschaftler Ulrich Pietzarka. Diese erzwinge bei Bäumen eine Art Ruheperiode, in der sie den Stoff- und Gaswechsel enorm reduzieren. So, wie sie es im Winter tun würden. Nachdem es im September durchdringend geregnet hatte, habe der Stoffwechsel wieder Fahrt aufgenommen und manche Bäume und Gehölze haben begonnen erneut zu blühen. Pietzarka, der den Forstbotanischen Garten in Tharandt leitet, hat neben Kastanien und Rhododendren auch Hartriegel blühen sehen. "Das gab es auch in den trockenen Sommern 2018 und 2019."

Schädlich sei dies für die Bäume und Gehölze in der Regel nicht. Sie verbrauchten nicht extrem viel Energie, weil keine Früchte und Samen ausreifen. "Wenn allerdings ein neuer Spross gebildet wird, kann es sein, dass der dann erfriert", sagt der Fachmann. Hinzu kommt, dass die Blüte im nächsten Frühjahr geringer ausfällt, weil einige der angelegten Knospen bereits in diesem Herbst aufgegangen sind. Halten die Witterungsextreme an, müssten wir öfter mit Blüten im Herbst rechnen, so der Forstwissenschaftler.

Auch Obstbäume blühen hin und wieder im Herbst. Das hat allerdings andere Ursachen, nämlich einen kalten und nassen Sommer. Wenn es dann im September noch einmal warm wird, kommen Kirsch- und Apfelbäume schon mal jahreszeitlich durcheinander und erhalten einen Wachstumsschub inklusive Blüte. Auch das überstehen die Bäume meist unbeschadet, aber die Ernte im Jahr darauf ist dezimiert.