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Rund 8.000 Wohngeld-Anträge in Dresden noch offen

In Dresden warten Wohngeld-Berechtigte derzeit mehrere Monate auf ihr Geld. Woran das liegt und wie die Stadt schneller werden will.

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Nach der Reform gibt es nun mehr Berechtigte für Wohngeld in Dresden.
Nach der Reform gibt es nun mehr Berechtigte für Wohngeld in Dresden. © Andrea Warnecke/dpa

Dresden. Mit dem sogenannten Wohngeld haben Menschen die Möglichkeit, einen staatlichen Zuschuss für ihre Wohnkosten zu bekommen. Menschen, die arbeiten und kein Arbeitslosengeld beziehen, für die das Geld jedoch nicht reicht, um nach der Mietzahlung noch über die Runden zu kommen. Wer einen Antrag stellt, wartet derzeit sehr lange, bis das Geld ankommt.

"Am 2. Januar habe ich den Antrag auf Wohngeld gestellt und erst am 22. Februar hat sich das Amt mit Bitte um Zuarbeit bei mir gemeldet, ich brauche das Geld dringend", schildert ein Dresdner die Situation gegenüber Sächsische.de.

Nach der Wohngeld-Reform im Dezember gibt es mehr Berechtigte, auch in der sächsischen Landeshauptstadt. Der Dresdner Caritas-Sprecher Andreas Schuppert mahnt: "Die ohnehin prekäre Einkommenssituation verschlimmert sich. Die fehlenden Euros werden oft über den Dispokredit finanziert. Die hohen Zinsen dafür bergen ein erhebliches Verschuldungsrisiko." Wann können die Dresdner mit dem Geld rechnen?

Wie viele Anträge sind aktuell unbearbeitet?

Die Zahl der offenen Anträge wächst immer stärker an. Waren es Ende Februar noch rund 7.000, muss die Stadt auf Anfrage einräumen, dass es jetzt schon 7.862 offene Wohngeldanträge sind.

Fragt man nach Gründen, wird klar, dass die Mitarbeitenden einfach nicht hinterherkommen. "In unserer Wohngeldstelle gingen bis dato jährlich im Schnitt etwa 20.000 Anträge ein. Laut Prognosen des Bundes wird sich die Anzahl der Berechtigten verdreifachen. Künftig könnten es also 60.000 Anträge auf Wohngeld pro Jahr sein, die bearbeitet werden müssen", heißt es.

Eine Verdreifachung bedeutet, dass in Dresden aller Voraussicht nach 12.000 Haushalte hinzukommen, denen Wohngeld bewilligt wird. Dann dürften in Dresden insgesamt 18.300 Haushalte Wohngeld beziehen.

Der Anstieg der Antragseingänge sei bereits seit Herbst deutlich spürbar, nachdem die Bundesregierung im September die Wohngeldreform angekündigt hatte. In den Monaten Januar und Februar 2023 sind bisher insgesamt 8.160 Erst- und Wiederholungsanträge eingegangen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Januar und Februar 2022. Die Anzahl der Erstanträge hat sich fast vervierfacht.

Wie hoch sind die Kosten?

Mit den steigenden Antragszahlen steigt auch die Summe des ausgezahlten Wohngeldes insgesamt. Im Jahr 2022 haben durchschnittlich 6.300 Dresdner Haushalte pro Monat Wohngeld bezogen. Die monatlichen Auszahlungen beliefen sich dabei auf 1,25 Millionen Euro, im Jahr also auf etwa 15 Millionen Euro, so das Rathaus.

"Da wir von einer prognostizierten Verdreifachung der Berechtigten und einer Verdoppelung des Wohngelds ausgehen, rechnen wir für 2023 mit bis zu monatlich 7,5 Millionen Euro, die die Stadt an Wohngeld auszahlt", so das Rathaus.

Das Wohngeld ist aber keine Leistung aus dem städtischen Haushalt. Das Geld ist eine Landesleistung, die zur Hälfte vom Bund erstattet wird.

Wie lange ist aktuell die Bearbeitungszeit?

Die durchschnittliche Bearbeitungszeit liegt jetzt schon bei rund drei Monaten. Fragt man die Stadt, welchen Zeitraum sie künftig erwartet, heißt es: "Tendenz steigend wegen der vielen Neu- und Änderungsanträge."

Doch was hat das Rathaus getan, um sich auf die Reform vorzubereiten, die schon im September angekündigt wurde, um genau diesen Stau jetzt zu vermeiden?

"Das Gesetz zur Wohngeldreform wurde erst am 8. Dezember verkündet. Die Landeshauptstadt Dresden hat sich aber schon vorher auf die Reform vorbereitet", heißt es. Man habe "Strukturen und Prozesse" überprüft und wo möglich optimiert. Außerdem habe man den zusätzlichen Personalbedarf ermittelt und neue Büros für das neue Personal angemietet.

Was will die Stadt tun, damit es schneller geht?

Nachdem es lange nur in Papierform möglich war, Wohngeld zu beantragen, geht es jetzt auch digital. Der Antrag auf Wohngeld kann sowohl auf Papier als auch online eingereicht werden. Die Formulare sind beim Sozialamt sowie in allen Bürgerbüros, Stadtbezirksämtern und örtlichen Verwaltungsstellen erhältlich. Dort können diese Anträge auch abgegeben werden.

Zusätzlich hat das Sozialamt eine Wohngeld-Hotline eingerichtet. Unter 0351/4881301 können sich Dresdnerinnen und Dresdner dienstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr über das Wohngeld informieren und Fragen stellen.

Wie viele offene Stellen gibt es?

In der Wohngeldstelle arbeiten aktuell 77 Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter. Vor der Reform waren es 41 Mitarbeitende. Doch das reicht bei weitem nicht aus.

Schon im Herbst 2022 lag auf der Hand, dass diese Personalkapazität nicht ausreichen wird, um die Wohngeldreform zu stemmen. Die Stadt sagt selbst: "Deshalb benötigen wir zusätzlich insgesamt 60 Vollzeitkräfte in unserer Wohngeldstelle."

Wie schon vor vier Wochen heißt es auf Anfrage, wann und ob denn mehr Mitarbeitende eingestellt werden und anfangen: "In den nächsten Wochen treten weitere Kolleginnen und Kollegen ihren Dienst bei uns an." Wieder ohne Angabe, wann und wie viele.