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Dresdner Stadtrat Frank Hannig ist kein Rechtsanwalt mehr

Frank Hannig ist der bekannteste Politiker der Freien Wähler in Dresden und auch als Strafverteidiger prominent. Doch nun hat er ein Problem und will kürzertreten.

Von Ulrich Wolf & Alexander Schneider
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Frank Hannig spricht im Frühjahr als Stadtrat in Dresden. Der Anwalt geht nun seinem Beruf nicht mehr nach.
Frank Hannig spricht im Frühjahr als Stadtrat in Dresden. Der Anwalt geht nun seinem Beruf nicht mehr nach. © René Meinig

Dresden. In Gerichtssälen wird man den Dresdner Anwalt vorerst nicht mehr sehen. Jedenfalls nicht als Strafverteidiger. Frank Hannig hat seine Anwaltszulassung zurückgegeben. Er müsse kürzertreten, sagte er gegenüber Sächsische.de. Der 52-Jährige, der für die Freien Wähler im Dresdner Stadtrat sitzt und zuletzt mit seiner Unterstützung von Corona-Protesten, etwa am vergangenen Montag, aufgefallen ist, hatte 2021 für den Bundestag kandidiert.

Gesundheitliche Gründe hätten Hannig zu diesem Schritt bewogen. Er sei nur noch unterwegs gewesen, von einer Hauptverhandlung zur nächsten. Nach einem Herzinfarkt habe er in diesem Jahr erkannt, dass er so nicht mehr weitermachen könne, so Hannig. Er werde jetzt eine Pause von mindestens einem Jahr einlegen.

„Kein Rechtsanwalt mehr zu sein, gibt mir neue Freiheiten“, sagt Hannig. Sein Geld werde er als Influencer verdienen. Er plane auch, ein Buch über kuriose Strafverfahren zu schreiben, die er selbst erlebt habe, darunter etwa den Prozess um den Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Hannig hatte dessen Mörder vertreten.

Gegenüber Sächsische.de betonte er, dass er keinen Mandanten im Stich lassen werde, er habe seine Nachfolge geregelt. Auch werde er sein Engagement gegen die Corona-Impfpflicht und als Stadtrat fortsetzen. An seinem neuen Leben jenseits von Gerichtsterminen schätze er, "weniger fremdbestimmt" zu sein: "'Du musst jetzt mal nicht', ist ein schönes Gefühl", sagt er.

Seit Wochen gab es in Dresden Gerüchte um Hannig. Der Anwalt war in keiner Verhandlung mehr. Mindestens ein Prozess soll vertagt worden sein, weil Hannig fehlte. Am Mittwoch bestätigte die Rechtsanwaltskammer Sachsen, Hannig „ist kein zugelassenes Mitglied des Bezirks mehr“. Einzelheiten teilte die Kammer mit Verweis auf den Datenschutz nicht mit. Es sei jedoch nicht ungewöhnlich, dass Mitglieder auch vorübergehend etwa aus gesundheitlichen Gründen, auf ihre Zulassung verzichteten.

Ein Anwalt, der öfter Ärger mit der Justiz hat

Der gebürtige Hallenser war in Wendezeiten nach dem Jura-Studium in Erlangen nach Dresden gekommen. Das einstige CDU-Mitglied protokollierte die Gründungsversammlung von Pegida. Später sollte er dort auch einmal als Redner auftreten. Zwischen 2015 und 2016 führte Hannig gemeinsam mit dem MDR-Moderator Peter Escher das Rechtshilfe-Unternehmen Escher-Hilft-GmbH. Das aber ging nach einem Zerwürfnis der Partner in die Insolvenz. Seit 2019 ist er wirtschafts- und sicherheitspolitischer Sprecher der Freie-Wähler-Fraktion im Dresdner Rathaus.

Bundesweit bekannt wurde Hannig als vorübergehender Pflichtverteidiger des rechtsextremen Mörders vom Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Nach einem Jahr wurde er jedoch in diesem Prozess in einem rechtlich umstrittenen Verfahren als Anwalt abgelöst. In Kassel ermittelte die Staatsanwaltschaft Kassel wegen Anstiftung zur falschen Verdächtigung gegen den Dresdner Verteidiger; dieses Verfahren sei inzwischen mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit.

Im Frühjahr 2021 hatte die Staatsanwaltschaft Dresden seine Kanzlei und Wohnräume durchsucht. Der Grund ist bis heute nicht bekannt, einige Beobachter hatten über Geldwäsche spekuliert.

Frank Hannig war im vergangenen Sommer in Dresden als Anwalt im Einsatz. Er verteidigte unter anderem den Justizvollzugsbeamten Daniel Zabel, der mittlerweile AfD-Funktionär ist.