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Großbaustelle Uniklinikum Dresden: An welchen Häusern gearbeitet wird

Das Zentrum für seelische Gesundheit im Uniklinikum Dresden wächst. Wenn es Anfang 2026 in Betrieb geht, sind hier Behandlungen von psychischen und altersbedingten Erkrankungen unter einem Dach möglich.

Von Kay Haufe
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Ein Blick auf das Zentrum für seelische Gesundheit in Dresden aus der Vogelperspektive.
Ein Blick auf das Zentrum für seelische Gesundheit in Dresden aus der Vogelperspektive. © Uniklinikum Dresden

Dresden. Immer mehr Menschen in Deutschland, Sachsen und Dresden leiden an psychischen Erkrankungen, darunter zunehmend auch ältere. Um ihnen schnell eine individuell abgestimmte Therapie anbieten zu können, entsteht auf dem Campus des Dresdner Uniklinikums ein neues Gebäude. Im Zentrum für seelische Gesundheit und Altersforschung wird es ab Anfang 2026 eine Zusammenarbeit von Medizin, Wissenschaft, der laborchemischen und mikrobiologischen Diagnostik geben. Auch die Early Clinical Trial Unit (ECTU) zur Erforschung neuer Krebsmedikamente wird im Neubau untergebracht sein.

Seitdem im Januar Richtfest für das 95 Millionen Euro teure Zentrum gefeiert wurde, ist im Rohbau viel passiert. Versorgungsleitungen sind installiert worden, ebenso schon bestimmte Technik, Fenster wurden eingebaut.

Im Rohbau ist seit dem Richtfest im Januar im Inneren viel passiert.
Im Rohbau ist seit dem Richtfest im Januar im Inneren viel passiert. © Marion Doering

156 Betten und ambulante Therapien im Zentrum für seelische Gesundheit und Altersforschung in Dresden

Der Zentrumsneubau ist auf die Bedürfnisse der Kranken sowie die der Pfleger, Ärzte und Psychologen ausgerichtet. Das lang gestreckte Gebäude hat im südlichen Teil drei Stockwerke und im nördlichen fünf. Im kleineren Bereich entstehen die Räume für die ambulante Patientenversorgung mit Tagesklinik, im größeren die für die stationäre Behandlung.

Die psychiatrischen Stationen dort befinden sich im Erdgeschoss, dem 2. und 4. Stock. In der 3. Etage wird die geriatrische Station einziehen. Es wird zwei Innenhöfe mit Patientengärten sowie zwei Dachgärten geben. Die zweigeschossige Eingangshalle soll als Verbindungsweg von der Hauptachse bis zur Fiedlerstraße genutzt werden.

Gänge und Flure auf der geriatrischen Station werden so angelegt, dass keine Sackgassen entstehen. Das hilft Demenzkranken bei der Orientierung. Auf jeder Etage wird es auch Sitzmöglichkeiten in wintergartenähnlichen Bereichen geben.

Insgesamt entstehen 79 Patientenzimmer, in denen 156 Betten aufgestellt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, den Neubau später zweigeschossig in Richtung der Klinikumsmagistrale zu erweitern. Dort steht derzeit noch ein Flachbau, in dem Labore untergebracht sind. Sie werden nach Fertigstellung des Zentrums abgerissen.

Die Projektsteuerung des Neubaus hat erneut ein Team des Bereichs Bau und Technik am Uniklinikum übernommen. Das vom Architekturbüro Sander Hofrichter Architekten entworfene Gebäude verfügt über mehr als 12.000 Quadratmeter Nutzfläche.

So soll das Zentrum aussehen, wenn es fertig ist. Der Entwurf stammt von Sander Hofreiter Architekten.
So soll das Zentrum aussehen, wenn es fertig ist. Der Entwurf stammt von Sander Hofreiter Architekten. © sander hofrichter architekten

Bauliche Besonderheiten erleichtern die Arbeit

Auch für die Ver- und Entsorgung im Uniklinikum bietet der Neubau eine Lösung für die interne Logistik. Vom Kellergeschoss, in dem sich auch die Tiefgarage mit 62 Stellplätzen befindet, wird ein Versorgungstunnel bis zum Wirtschaftshof des Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrums (DINZ) führen. Damit müssen schwere Lkw und Transportfahrzeuge nur noch bis zum Wirtschaftshof fahren. Von dort sind dann kleinere, elektrobetriebene Fahrzeuge im unterirdischen Tunnel unterwegs. Perspektivisch sollen die sogar fahrerlos unterwegs sein.

Um die Wege sowohl für die Patienten als auch für das Personal kurz zu halten, wird es in den Etagen zwei, drei und vier Brücken-Durchgänge zum benachbarten Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrum geben, wo die Diagnostik durchgeführt wird.

Besondere technische Details

Mit der modernen Rohrpostanlage können zum Beispiel Dokumente, Medikamente, Laborproben, medizinische Instrumente, Blutplasma, Injektionen und Schnellschnitte per Druckluft in die verschiedenen Gebäude des Uniklinikums verschickt werden. Das reduziert Personal für Botengänge. Perspektivisch soll das derzeit acht Kilometer lange Rohrpostnetz in den kommenden fünf Jahren auf 24 Kilometer anwachsen, sagt der Kaufmännische Vorstand des Klinikums, Frank Ohi. Zurzeit werden täglich 800 bis 1.000 Rohrpostsendungen am Tag verschickt.

Die Anlage ist auch wichtig für die automatisierte Diagnostik im Labordiagnostischen Zentrum, die im 1. Stock des Neubaus angesiedelt sein wird. Die Laborarbeit wird größtenteils automatisiert, das ermöglicht einen Durchlauf von bis zu 2.000 Proben pro Stunde. Die Automatenstraße ist an die Rohrpostanlage angeschlossen.

Patienten werden sich bei Temperaturen, wie sie derzeit noch vor wenigen Tagen in Dresden herrschten, vor allem über die Kühlung durch eine thermische Anlage freuen. Sie erfolgt über die Decken in den Patientenzimmern. Die dafür notwendigen großen Kühltürme wurden bereits auf dem Dach des Neubaus montiert.

Über die Rohrpostanlage werden täglich bis zu 1.000 Sendungen per Druckluft verschickt.
Über die Rohrpostanlage werden täglich bis zu 1.000 Sendungen per Druckluft verschickt. © Marion Doering

Für die Bedürfnisse der Patienten

Psychische Erkrankungen sind vielfältig und reichen von leichten Einschränkungen des seelischen Wohlbefindens bis hin zu schweren psychischen Störungen, die mit Selbst- und Fremdgefährdung einhergehen können. Insbesondere affektive Störungen wie Depressionen sowie bipolare Störungen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Schizophrenie und Demenzerkrankungen sowie psychosomatische Erkrankungen haben aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung eine große Relevanz.

Um den Genesungsprozess der Patienten zu unterstützen, wird auch bei den Grundrissen und der Gestaltung mit größtmöglicher Sorgfalt geplant. Inspiriert von einem Lavendelfeld werden die Patientenzimmer der Akutgeriatrie im dritten Stock in grünen, blauen und violetten Farbtönen gestaltet.

Die Patientenzimmer der Akutgeriatrie sollen in grünen, blauen und violetten Farbtönen gestaltet werden.
Die Patientenzimmer der Akutgeriatrie sollen in grünen, blauen und violetten Farbtönen gestaltet werden. © sander hofrichter architekten

In den Freibereichen auf unterschiedlichen Ebenen wird es zum Beispiel einen Therapiepfad für die Demenzpatienten geben. Die Akutstation der Erwachsenenpsychiatrie befindet sich im Erdgeschoss, sodass auch für suizidgefährdete Patienten die größtmögliche Sicherheit gewährleistet ist. Darüber hinaus können die Fenster in den Etagen nur über eine sogenannte Schweizer Klappe geöffnet werden, über die zwar Luft hereinkommt, aber ein weiteres Öffnen nicht möglich ist. Mit Netzen ist das gesamte Gebäude gegen mögliche Abstürze gesichert.

Weitere Investitionen

Trotz explodierender Baupreise ist Uniklinikums-Vorstand Ohi noch optimistisch, dass die Kostensteigerung nicht extrem ausfallen wird. Vorgesehen sind 95 Millionen inklusive eines Puffers von zehn Prozent. "Alle anderen halten sich mit Investitionen zurück, aber wir investieren kräftig. Es gibt immer was zu tun", sagt er. "Sowohl in die Menschen als auch in die Infrastruktur." Das UKD mache 700 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und habe das Jahr 2022 mit einem Minus von "nur" 2,7 Millionen Euro abgeschlossen. Das ist im Vergleich zu anderen Unikliniken gering.

Momentan wird neben dem Zentrum für seelische Gesundheit auch an der Erweiterung der Küche gearbeitet, die Ende 2024 fertig werden soll und elf Millionen Euro kostet.