Merken

Razzia im Nazi-Versandhandel

Ermittler suchen in Gohrisch in der Sächsischen Schweiz nach verbotenen Symbolen. Nicht zum ersten Mal. 

Von Tobias Wolf & Domokos Szabó & Marko Förster
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Mit mehreren Fahrzeugen rückte die Polizei am Donnerstag im Gohrischer Ortsteil Kleinhennersdorf in der Sächsischen Schweiz an.
Mit mehreren Fahrzeugen rückte die Polizei am Donnerstag im Gohrischer Ortsteil Kleinhennersdorf in der Sächsischen Schweiz an. © SZ

Ermittler der Staatsanwaltschaft Dresden und des Landeskriminalamtes klopften am Donnerstag beim Nationalen Versandhandel in Gohrisch in der Sächsischen Schweiz an die Tür. Beamte der Anklagebehörde und des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums durchsuchen Wohn- und Geschäftsräume des Betreibers Martin Hering im Ortsteil Kleinhennersdorf. Der NPD-Gemeinderat wird verdächtigt, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu verwenden. Ob es sich dabei um T-Shirts, Flaggen, Bücher oder CDs handelt, ist unklar.

Wegen ähnlicher Vorwürfe war er bereits 2014 vor dem Landgericht Dresden angeklagt worden. Mit Razzien hat der Mann Erfahrung. Schon mehrfach stand die Polizei vor seiner Tür. Das Landeskriminalamt will zur neuerlichen Durchsuchung erst am Freitag Stellung nehmen. Wie es weiter hieß, befindet sich der Beschuldigte auf freiem Fuß, Gründe für eine Inhaftierung würden nicht vorliegen.

Der Nationale Versandhandel wird regelmäßig im Sächsischen Verfassungsschutzbericht erwähnt und als fester Bestandteil der rechtsextremistischen Vertriebsszene in Sachsen beschrieben. Das Angebot reicht von Kissen in Reichsfarben über Nazi-Musik bis hin zu Bekleidung mit Erkennungszeichen von Rechtsextremen.

Ob sich darunter aktuell auch verbotene Symbole befunden haben, sollen die Ermittlungen nun klären. Für eine Stellungnahme war der Betreiber des Versandhandels für die SZ zunächst nicht zu erreichen. Bereits 2011 wurden die Räume in Gohrisch durchsucht und der Inhaber des Versandhandels später angeklagt. Er hatte eine Musik-CD vertrieben, die nicht nur geschmacklos ist, sondern auch den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. „Adolf Hitler lebt“ heißt das Werk von „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“. In dem Lied „Geschwür am After“ werde der Holocaust, die Deportation und Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten geleugnet.

Immer wieder im Fokus

Trotzdem wurde der Mann vom Landgericht Dresden freigesprochen, weil ihm der Vorsatz der Volksverhetzung nicht nachzuweisen war. Er habe sich vor dem Verkauf der CDs ein Gutachten eingeholt, nach dem die Inhalte strafrechtlich unbedenklich seien.

2014 ermittelte die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Hering und ließ seine Räume durchsuchen – wegen Verdachts auf Volksverhetzung und Gewaltdarstellung. Hering war auch damals vorgeworfen worden, CDs mit volksverhetzenden Inhalten vertrieben zu haben.

In seinem Online-Handel verkauft Hering einschlägige Bekleidung, Bücher und DVDs wie „Brauner Sozialismus - Die Deutsche Arbeitsfront im Dritten Reich“. Zum Sortiment gehören auch Teleskopschlagstöcke, Pfeffer-K.O.-Sprays und mit Quarzsand verstärkte Handschuhe.

Neben dem „Nationalen Versandhaus“ betreibt er unter derselben Postadresse noch den „Streetfighter-Versand“ und den „Odin-Versand“ mit ähnlichen Produkten für die rechte Szene. Dazu gehört auch ein Laden in Bad Schandau mit dem Namen „Nordic Flame“.

Hering ist definitiv kein Unbekannter in der Szene und hat auch schon die AfD in Bedrängnis gebracht. Dass er seitdem er 18 ist, auch in der NPD aktiv war, hatte in der Partei zunächst niemanden interessiert. Im Zuge einer Image-Verbesserung versuchte man 2014 im Umfeld der Landtagswahl gegen Hering vorzugehen. Der verließ die AfD aber aus freien Stücken.