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Seit zehn Jahren kein Straßenlicht

Ein Sturm zerstörte Stromleitungen in Beiersdorf. Seitdem bleibt es in einem Teil des Ortes finster, beklagt ein Anwohner. Warum gibt's keine neuen Laternen?

Von Romy Altmann-Kuehr
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An der Straße in den Beiersdorfer Ortsteil Gebirge gibt's zwar Telefonkabel, aber keine Straßenbeleuchtung.
An der Straße in den Beiersdorfer Ortsteil Gebirge gibt's zwar Telefonkabel, aber keine Straßenbeleuchtung. © Matthias Weber

Kyrill, Xaver, Christian - welcher Sturm es war, der im Beiersdorfer Ortsteil Gebirge für Finsternis sorgte, weiß heute keiner mehr so genau. Vor rund zehn Jahren jedenfalls muss es gewesen sein, als mächtig starker Wind die Strommasten umknickte und Leitungen abriss. Seitdem ist es in einem Teil der Ortschaft dunkel. So schildert es ein Einwohner in der aktuellen Familienkompass-Umfrage der Sächsischen Zeitung. Die SZ befragt Einwohner, wie zufrieden sie mit den verschiedensten Faktoren in ihrem Ort und der Umgebung sind. Und neben festgelegten Themenbereichen hatten sie dort auch die Möglichkeit andere Dinge einzutragen, die sie stören. 

Und da kritisiert ein Gebirge-Bewohner das fehlende Straßenlicht. "Vor circa zehn Jahren wurde durch einen Sturm unser Straßenlicht auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern komplett zerstört", schreibt der Bewohner im Rentenalter, der sein Geschlecht nicht angibt, in dem Online-Fragebogen. "Bis heute gibt es kein Geld für neues Straßenlicht." Der Ortsteil sei etwa zwei Kilometer vom Dorf entfernt. "In unserem Ortsteil wurden bereits 18 Mufflons von Wölfen gerissen und es gibt Wildschweinhorden von bis zu 25 Tieren", heißt es weiter. Da traue sich abends zu Fuß niemand ins Dorf. Lediglich mit dem Auto sei man auf der Strecke halbwegs sicher unterwegs. 

Neues Straßenlicht ist geplant

Bürgermeister Hagen Kettmann (parteilos) kennt die Problematik. Er bezweifelt allerdings, dass sich da jemand zu Fuß auf den Weg machen würde - auch mit Straßenbeleuchtung. Der betreffende Abschnitt führt mehrere Hundert Meter übers Feld, ist sozusagen eine Verbindungsstraße von der Beiersdorfer Hauptstraße zum Ortsteil Gebirge, schildert er die Lage vor Ort. "Dort stehen keine Häuser, da wohnt niemand." 

So ganz ohne Licht sei der Ortsteil auch nicht. Der verhängnisvolle Sturm, erzählt Kettmann, habe sich vor seiner Amtszeit ereignet. Seit fünf Jahren ist Kettmann ehrenamtlicher Bürgermeister in Beiersdorf. Die Masten der Freileitung waren marode, erinnert er sich. Sie seien im Sturm umgeknickt. Im bewohnten Kern des Ortsteils Gebirge sei die Straßenbeleuchtung aber nach der Zerstörung wieder instand gesetzt worden, schildert er. "Der Ortsteil und die Kreuzung sind ausgeleuchtet. Das ist natürlich alles verkehrssicher." Der finstere Abschnitt betrifft nur die Verbindungsstraße - einen Bereich von etwa 300 Metern, schätzt er. 

Das Problem der nicht beleuchteten Straße hat er von seinem Vorgänger übernommen. Die Gemeinde habe es damals dabei belassen. Dunkel soll es hier aber nicht ewig bleiben. Allerdings will Kettmann keine neue Straßenbeleuchtung an die Freileitungen installieren lassen. Stattdessen sollen Erdkabel verlegt werden. Wenn Glasfaserkabel für das Breitbandinternet in die Erde gebracht werden, will die Gemeinde in dem Zusammenhang die Straßenbeleuchtung mit erneuern. "Es bringt aber nichts, jetzt extra dafür die Straße aufzubuddeln." Deshalb wolle man abwarten, bis die Telekom mit dem Internetausbau beginnt und das gleichzeitig erledigen, damit die Straße nicht zwei Mal aufgerissen werden muss. "Das haben wir im Gemeinderat besprochen, der Rat hat das so mit entschieden", sagt der Bürgermeister. Denn das sei natürlich auch eine Kostenfrage. 

Familienfreundlichkeit insgesamt mittelmäßig

Die SZ-Leser bescheinigen dem Oberland mittelmäßige Familienfreundlichkeit.
Die SZ-Leser bescheinigen dem Oberland mittelmäßige Familienfreundlichkeit. © SZ Grafik
Sie haben Schulnoten für verschiedene Kategorien vergeben. 
Sie haben Schulnoten für verschiedene Kategorien vergeben.  © SZ Grafik
© SZ Grafik
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© SZ Grafik
© SZ Grafik

Insgesamt sind die Menschen im Oberland - wozu Beiersdorf zählt - mittelmäßig zufrieden mit ihrem Wohnumfeld. Das hat die Familienkompass-Umfrage ergeben. Das Oberland erhält da die Schulnote 2,82 und liegt im gelben Bereich - genau zwischen grün und rot. Grün würde bedeuten: "Alles prima", rot heißt: "Sehr unzufrieden". Am besten schneidet die Kategorie "freundliche Nachbarn" ab. Hier vergeben die Oberländer die Note 1,65. Besonders schlecht wird die medizinische Versorgung eingeschätzt mit Note 3,69. Vor allem Fachärzte fehlen, so die Einschätzung. Ebenfalls problematisch: die Zukunftschancen für Kinder, die ÖPNV-Anbindung oder sichere Schulwege. 

Ein Kritikpunkt könnte allerdings bald der Vergangenheit angehören. Im nächsten Jahr soll der Breitbandausbau in Beiersdorf starten, wurde dem Bürgermeister angekündigt. Die Gemeinde stehe jedenfalls parat, wenn es losgeht und kann das Straßenlicht dann mit erneuern, so Bürgermeister Hagen Kettmann.   

Der Beitrag wurde nachträglich geändert. In einer früheren Version stand, das auf dem Foto die Freileitungen für die Stromversorgung zu sehen sind. Es handelt sich aber um Kabel für Telefon und Internet. 

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