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Freibergerin berichtet in ARD-Talk von Demos gegen AfD: „Lange auf Moment gewartet“

Die Talkshow „Hart aber fair“ ist mit neuem Konzept ins neue Jahr gestartet. Politiker diskutierten mit Bürgerinnen über Wut, Proteste und neue Parteien in Deutschland. Mit dabei auch eine Freibergerin.

Von Henriette Kuhn
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Maria Fichte aus Sachsen engagiert sich im Netzwerk "Freiberg für alle" und war am Montagabend zu Gast bei "Hart aber fair".
Maria Fichte aus Sachsen engagiert sich im Netzwerk "Freiberg für alle" und war am Montagabend zu Gast bei "Hart aber fair". © Heiko Rebsch/dpa; SZ/Screenshot Das Erst

Die Freibergerin Maria Fichte vom Netzwerk „Freiberg für alle“ hat am Montagabend als Podiumsgast im ARD-Talk „Hart aber fair“ über die Proteste gegen Rechts in ihrer Stadt berichtet. „Wir haben lange auf diesen Moment gewartet“, sagte Fichte in der Sendung. Die Correctiv-Enthüllung sei der Auslöser gewesen, um zu sagen: „Die Stimmung, die wir hier haben, die tatsächlich schlechter ist als die Lage, müssen wir versuchen wieder ins Positive zu drehen.“ Dies könne nur gelingen, wenn man gemeinsame Sache mache, etwa Begegnungsorte schaffe, Stadtteilfeste organisiere und den Ressentiments gegen Menschen mit Migrationshintergrund etwas entgegensetze.

Das Medienhauses Correctiv hatte über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam mit einigen AfD-Politikern sowie einzelnen Mitgliedern der CDU und der sehr konservativen Werteunion berichtet. In den vergangenen Wochen haben daraufhin Hunderttausende in vielen Städten gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD demonstriert – auch im sächsischen Freiberg. In der Stadt mit 42.000 Einwohnern hatten sich nach Angaben von Initiatorin Fichte zuletzt 1.200 Menschen auf dem Freiberger Obermarkt versammelt. Maria Fichte ist Geschäftsführerin des örtlichen Kinderschutzbundes.

„Wir müssen uns fragen, wo eine Gesellschaft zusammengehalten wird“, sagte Fichte in der ARD-Sendung. „Das ist für mich auf lokaler Ebene“, so Fichte weiter. In ganz Sachsen, auch in Freiberg, seien die Umfragewerte für die AfD hoch. „Ich erwarte von der Politik, dass wir es auf lokaler Ebene wieder schaffen, Strukturen zu schaffen, die Parteien der Mitte abzubilden, die nicht polarisieren“, sagte sie an Carsten Schneider gerichtet, SPD-Politiker und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland.

Schneider: Die Kommunalwahlen in Sachsen werden entscheidend

„Ich setze darauf, dass aus der Bewegung, die jetzt da ist, auch eine Form der Beteiligung wird“, sagte Schneider. Die Kommunalwahlen würden für ihn die entscheidenden Wahlen in diesem Jahr. Parallel zur Europawahl werden in allen 418 sächsischen Gemeinden am 9. Juni die Kommunalparlamente neu gewählt, außerdem zehn Kreistage. Zudem finden in vielen Gemeinden Ortschaftsratswahlen statt.

Die Frage sei, ob es in Freiberg und anderen Städten Mehrheiten im Stadtrat gebe, die „ein kluges und gemeinsames Leben miteinander verbindet, wo Menschen willkommen sind“, oder ob Abschottung im Vordergrund stehe, sagte SPD-Politiker Schneider. „Dieser Kampf beginnt gerade“, so der Staatsminister im Bundeskanzleramt. Die Demonstrationen gerade in kleineren Städten würden Hoffnung geben, dass es im Jahr 2024 eine stabilere Demokratie gebe, die nicht nur von wenigen, sondern von vielen getragen würde.

Freibergerin bei "Hart aber fair": "Wir wollen eine positive Sicht auf die Dinge"

Tatsächlich sei es ihr Ziel, so Demo-Organisatorin Fichte, nicht gegen etwas zu sein, „sondern die Stimmung ein bisschen zu kippen und für etwas zu demonstrieren. Wir sind Vielfalt, wir sind viele und wir wollen eine etwas positivere Sicht auf die Dinge und wollen mitgestalten.“ Sie beobachte, dass viele Menschen sich überlegen, wie sie sich engagieren und auch zur Wahl stellen könnten. Fichte selbst würde es begrüßen, wenn dabei nicht neue Bündnisse gegründet, sondern die etablierten demokratischen Parteien unterstützt würden.

Die Talksendung "Hart aber fair" am Montagabend stand unter der Überschrift "Wut, Proteste, neue Parteien: Wer hält unser Land noch zusammen?". Neben Fichte und Schneider diskutierten dort unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und Sahra Wagenknecht, Gründerin und Vorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht".

Ziel der zum Jahresbeginn etwas veränderten Politiksendung mit Moderator Louis Klamroth ist es, dem Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern mehr Raum zu geben.