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Harald Schmidt zur Aufregung um Maaßen-Foto: "Es ist mir egal"

Harald Schmidt auf einem Foto neben dem Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen? Nach Tagen der Irritation äußert sich der Satiriker selbst zu Wort.

Von Marcus Thielking
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Bleibt sich treu: Harald Schmidt.
Bleibt sich treu: Harald Schmidt. © Bernd Weißbrod/dpa

Harald Schmidt war lange der Lieblings-Hofnarr des linksliberalen Feuilletons. Niemand konnte ungestraft so beißende Witze über politische Korrektheit und moralische Heuchelei machen, sogar die plumpesten Polenwitze in seiner Late-Night-Show haben ihm die intellektuellen Fans verziehen – dazu waren sein Witz und seine Schlagfertigkeit zu genial.

Doch seit einigen Tagen kursiert ein Foto, das Schmidt beim Sommerfest des inzwischen stramm rechts-konservativen Magazins Weltwoche in Zürich zeigt. Links und rechts neben ihm: Der frühere Spiegel-Kulturchef und heute neurechts orientierte Publizist Matthias Matussek sowie Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Chef des Bundesverfassungsschutzes, der zuletzt durch immer radikalere Aussagen wie die von einer angeblichen „grün-roten Rassenlehre“ aufgefallen ist. Dieses Umfeld und dieses Foto – das war selbst für hartgesottene Schmidt-Fans zu viel.

Auch das ZDF nimmt Stellung

Auf Distanz ging auch der TV-Komiker Klaas Heufer-Umlauf, der früher für die „Harald Schmidt Show“ arbeitete: „Man zweifelt an sich selbst, dass man mal eine Art Bewunderung hatte“, sagte er in einem Podcast. Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann kritisierte, das Magazin Weltwoche sei „rechtsextrem, wirklich antisemitisch und russlandfreundlich“. Auch das ZDF sah sich zu einer Klarstellung genötigt: Harald Schmidt werde auch künftig die Rolle von Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle in der Serie „Das Traumschiff“ spielen. „Private Besuche von Veranstaltungen durch Protagonistinnen und Protagonisten, die auch für das ZDF tätig sind, kommentieren wir nicht“, so der Sender.

Nach tagelangem Rätselraten seiner Fans hat sich Harald Schmidt nun in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit selbst zu Wort gemeldet. Schmidt zu Gast bei der Weltwoche – er habe durchaus damit gerechnet, dass das Aufregung gibt. „Aber es ist mir egal.“ Er gehe gerne dorthin, wo er „Material“ erwarte, das er später auf der Bühne verarbeiten kann. Matussek kenne er seit 30 Jahren, Maaßen habe er vorher persönlich nicht gekannt. Das Promi-Foto mit Weinglas sei dann spontan entstanden, wie so viele andere Handy-Bilder auch: „An so einem Abend muss ich 40, 50 Fotos machen.“

"Toxische Unterhaltung für den woken Mob"

In dieser nihilistischen Mir-doch-egal-Haltung bleibt Schmidt sich jedenfalls treu. Tatsächlich ist er in letzter Zeit in ganz unterschiedlichen Kontexten aufgetaucht. Vor einigen Wochen moderierte er im Züricher Bernhard Theater ein Gespräch mit der Kabarettistin Patti Basler, die sich als „Hure des Systems“ bezeichnet und über Macho-Allüren lustig macht. Vor einiger Zeit war er Gast im Youtube-Podcast der jungen Bloggerin Hazel Brugger.

Erst unlängst saß er in einer Talkshow des Bayerischen Rundfunks nett plaudernd neben der Grünen-Chefin Ricarda Lang, die im baden-württembergischen Nürtingen auf dieselbe Schule gegangen war wie einst er selbst. Kurz zuvor hatte Schmidt bei einer Veranstaltung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch gescherzt, der Wahl-O-Mat hätte bei ihm ergeben: 50 Prozent Grüne und 50 Prozent AfD: „Ich war geschockt. 50 Prozent Grüne! Wenn das rauskommt, bin ich erledigt.“ Auf Youtube wurde diese Szene von AfD-Anhängern bejubelt – die offenbar noch weniger Sinn für Ironie haben als manche Grüne.

In einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen erklärte Schmidt dieser Tage sein Humor-Prinzip: „Hier kommt der alte, weiße Mann, der macht toxische Unterhaltung für den woken Mob.“ Dass der WDR jetzt vor der Ausstrahlung von alten „Schmidteinander“-Folgen vor diskriminierenden Passagen warnt, findet er „Weltklasse“. Und die Polen-Witze? Sind ihm auch egal: „Wer sich so einen alten Witz anguckt, ist selber schuld.“