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Jörg Kachelmann macht Schluss beim MDR

Der Talkmaster will nicht in der Glotze 65 werden. Deshalb hört er beim „Riverboat“ endgültig auf – mit einem „Kehraus“.

Von Bernd Klempnow
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Ein letztes Mal „Riverboat“ mit Jörg Kachelmann und Wunschgästen von ihm gab es  am Freitag.
Ein letztes Mal „Riverboat“ mit Jörg Kachelmann und Wunschgästen von ihm gab es am Freitag. © dpa

Er wird fehlen. Ohne Jörg Kachelmann ist die MDR-Talkshow „Riverboat“ weniger unterhaltsam, weil kaum ein anderer Moderator so neugierig, gut vorbereitet, schlagfertig und empathisch ist wie der Schweizer. Nicht umsonst wurde er seit seinem Einstand 1997 immer wieder an Bord geholt: insgesamt dreimal.

Doch nun ist endgültig Schluss. Am 23. Dezember gab es die letzte „Riverboat“-Sendung mit ihm – das Spezial „Kachelmanns Kehraus“. Der Talkmaster sprach vorab von „einer normalen Sendung mit Gästen, die ich mir wünschen durfte“. Darunter sind der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Sängerin und „Bauer sucht Frau“-Moderatorin Inka Bause sowie Kachelmanns Freundin Angelika Mann, die „Lütte“. Kollegin Kim Fisher steht ihm zur Seite.

Warum nun das Ende? Er habe seit Langem gespürt, dass „ich nicht in der Glotze 65 werden will“, so der 64-Jährige zur Super-Illu. Er finde die Hofers und Gottschalks dieser Welt unangenehm, deren Ego davon abhänge, dass sie in eine Kamera gucken könnten.

„Ich habe mich nie als Besserwessi gefühlt"

Das MDR-Publikum wird das bedauern, denn der Mann hat viele Sympathien erworben – weil er sich stark und gewissenhaft auf den Osten eingelassen hat. Er kennt DDR-Schulbücher und andere Publikationen. So weiß er, wie man Orte richtig betont. Er weiß, wer die Planübererfüllerin Frida Hockauf – „So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben“ – war. Er weiß, dass der Vogtländer Sigmund Jähn ein Fliegerkosmonaut war und eben kein Astronaut. „Ich habe mich nie als Fremdkörper und als Besserwessi gefühlt, zumal ich ja eh ein Südi war.“ Das kam auch bei den Gästen der Sendung an. Viele öffneten sich nur bei ihm, und es entstanden Freundschaften wie die zum Dresdner Entertainer Gunther Emmerlich.

Nun ist das Thema TV für ihn also durch. Er will sich auf seine Wetterfirma konzentrieren. Das ist gut: Schließlich sind die Vorhersagen auf www.kachelmannwetter.com oft die einzig zutreffenden, weil auch regional ausdifferenziert. Vielleicht wolle er noch ein Buch schreiben oder einen Podcast starten? Mal schauen. Einen gar zu stillen Jörg Kachelmann kann man sich ja irgendwie auch nicht vorstellen.