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Kritik zum Franken-"Tatort": Wenn der Kommissar plötzlich involviert ist

Der neuste "Tatort" aus Franken führt in die Vergangenheit des Kommissars und bringt düstere Familiengeheimnisse ans Licht.

Von Natalie Stolle
 2 Min.
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Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Eva Hentschel (Sina Martens) geraten beim Gespräch über die Familiengeschichte unter Beschuss und bangen um ihr Leben.
Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Eva Hentschel (Sina Martens) geraten beim Gespräch über die Familiengeschichte unter Beschuss und bangen um ihr Leben. © BR/X Filme Creative Pool GmbH

Der Blick in die Vergangenheit, der gern auch mal nostalgisch getrübt ist, kann schmerzlich sein, wenn die Gegenwart sich anders darstellt als man sich selbst ausgemalt hat. Das lernt auch Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) im Franken-Tatort „Hochamt für Toni“.

Durch die Einladung seines alten Freundes Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeier) kommt der Kommissar unversehens wieder in Kontakt mit seiner Studienzeit, die er in Berlin verbracht hat. Das Wiedersehen verläuft jedoch nicht harmonisch, da Pfarrer Marcus vor seiner Sonntagspredigt ermordet wird. Ein Raubmord liegt nah, doch Felix bleibt skeptisch und forscht weiter.

Seine Studienfreundin Antonia Hentschel (Sina Martens), der er früher ebenfalls nahestand, hat sich das Leben genommen, erfährt er dabei. Offenbar wollte Marcus ihm davon erzählen und möglicherweise während der Predigt noch andere Geheimnisse aufdecken. Es beginnt eine Reise, die den Kommissar direkt in die Untiefen eines großen vermögenden Familien-Clans mitsamt aller Intrigen führt.

Das Mysterium um Toni

Dabei steht die persönliche Beziehung von Felix zu seinen ehemaligen Freunden immer wieder im Vordergrund, szenisch gut umgesetzt durch grelles flackerndes Discolicht, das über sein Gesicht flimmert, wenn ein Flashback einsetzt. Die Geschichte an sich fängt stark an. Gerade das Mysterium um Antonia, genannt Toni, spinnt sich durch schwach ausgeleuchtete Aufnahmen vom Feiern und beim entspannten Schwimmen im See wie von selbst. Weitere Einblicke schaffen Gespräche mit der verbliebenen Schwester der Toten, die in diesem Tatort beide Rollen übernimmt.

Das Dreier-Gespann war offenbar sogar mehr als nur befreundet, gibt Felix in einer Szene zu. Doch waren sie sich in Berlin noch nah, so verliert sich nach dem Abschluss der Kontakt. Von den Konflikten in der Familie lässt Toni nichts durchblicken, scheint es doch eher so, dass sie bewusst Dinge verheimlicht hat. Sich in Berlin eine andere Identität geschaffen hat, die eben nicht die Antonia sein wollte, die die Familie durcheinanderbringt, einfach, weil sie eine Frau ist.

So gut wie der Tatort anfängt, so sehr lässt er in der Mitte dann leider nach. Marcus spielt in der ganzen Geschichte kaum noch eine Rolle, die Familie von Toni verkommt zum Abklatsch einer patriarchal dominanten Mafia-Familie, die aber letztendlich nicht viel Eindruck hinterlässt. Auch die persönliche Beziehung, die eigene Befangenheit oder Emotionalität vom Kommissar rückt mehr und mehr in den Hintergrund, was schade ist. Denn gerade das hat das Interesse zu Beginn direkt nach den ersten Minuten geweckt.