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So merkwürdig war der "Polizeiruf 110" aus München

Verena Altenbergers letzter Münchener „Polizeiruf 110“ will und zeigt tatsächlich auch viel, verhebt sich aber doch auf den letzten Metern.

Von Andy Dallmann
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Sarah Kant (Marta Kizyma, l.) macht es Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) und Dennis Eden (Stephan Zinner) nicht leicht.
Sarah Kant (Marta Kizyma, l.) macht es Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) und Dennis Eden (Stephan Zinner) nicht leicht. © ARD

Es sah nach einem Hammerabschied und lang anhaltendem Trennungsschmerz aus. Doch wurde der sich stetig steigernde Respekt final von einer tiefen Ratlosigkeit unterspült. Verena Altenberger kam als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff zum letzten Mal als Ermittlerin im Münchner „Polizeiruf 110“ zum Einsatz. Ob er sie das Leben kostete oder ob sie einfach davonrauschte, von Außerirdischen in einer Wolke aus Licht entführt wurde oder ob sie hingeschmissen hat, kann sich jeder ganz nach persönlicher Vorliebe hinzudenken.
So herrlich der Film mit Schein und Wirklichkeit, mit Wahrheit und Wahn jonglierte, so abstrus gestaltete sich das letzte Stück. Als hätte sich jemand eine verzwickte Story mit vielen Strängen ausgedacht und ein anderer schließlich lustlos alles miteinander verknotet.

Wer ist denn hier verrückt?

Tatsächlich warf die „Paranoia“ betitelte „Polizeiruf“-Folge schnell die Frage auf, wer hier eigentlich verrückt ist. Die Rettungssanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma), ihre Kollegen, die Polizisten oder hatte man als Zuschauer einfach nur irgendwas nicht begriffen? Sarah Kant rast mit ihrem Kollegen und Ex-Lover Carlo Melchior zu einem Noteinsatz. Eine Frau wurde niedergestochen, von den beiden ins Krankenhaus gebracht – und am nächsten Tag ist nicht nur die Frau verschwunden, sondern jeder Anhaltspunkt zu diesem Einsatz. Kant ist verwirrt, fühlt sich verfolgt, nervt ihren Ex mit einem Video, das ihr angeblich die verletzte Frau zugesteckt hat. Und dann ist Carlo tot. Bessie Eyckhoff und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner), die zunächst nur den Mord an einem Imbiss-Mitarbeiter aufzuklären haben, erkennen schließlich einen Zusammenhang. Bis dahin müssen sie durch skurrile Begegnungen und Schock-Momente, bietet der Film ihnen reichlich Gelegenheit zum Brillieren, mixt clever Witz mit Hochspannung.

Dass es geheimdienstliche Verstrickungen geben könnte, wird bald mehr als wahrscheinlich. Kann man ja mal durchspielen, läuft zunächst auch gut. Dann wird’s allerdings jäh irre: Warum sollte der BND meisterhaft Spuren vernichten, andererseits aber einen mehr als stümperhaften Killer einsetzen und wiederum abwarten, bis alles aufgeflogen ist, dann jedoch massiv meucheln? Wobei genau das ja offen bleibt. Haben die BNDler Sanitäterin und Kommissarin im Rettungswagen liquidiert? Oder wurden sie doch von Aliens entführt?