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SOE: Auf diesen Strecken waren die 9-Euro-Ticket-Fahrer unterwegs

Nicht nur auf der Bahnstrecke von Dresden ins Elbsandsteingebirge gab es Zuwächse. Auch die Züge nach Freital waren voller.

Von Maik Brückner
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Das 9-Euro-Ticket sorgte für einen Anstieg der Fahrgastzahlen - vor allem auf der Linie S1, die Schmilka, Pirna und Dresden mit Meißen verbindet.
Das 9-Euro-Ticket sorgte für einen Anstieg der Fahrgastzahlen - vor allem auf der Linie S1, die Schmilka, Pirna und Dresden mit Meißen verbindet. © Archiv/Daniel Schäfer

Das 9-Euro-Ticket hat erwartungsgemäß zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen geführt. So auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Das geht aus Übersichten des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hervor, die Sächsische.de vorliegen. Die Zahlen hat der VVO mithilfe automatischer Fahrgastzählsysteme erfassen lassen. Mit diesen werden die sogenannten Personenkilometer ermittelt. Das ist die Maßeinheit für die Beförderung eines Fahrgasts über eine Entfernung von einem Kilometer.

"Das Wachstum der Fahrgastzahlen fand insbesondere auf den bereits stark genutzten Eisenbahn-Strecken statt", erklärt VVO-Sprecher Christian Schlemper. So unter anderem zwischen Dresden und Görlitz/Zittau sowie in die Sächsische Schweiz und nach Leipzig. "Hier kam es auch teilweise zu übervollen Zügen, sodass Fahrgäste auf spätere Züge ausweichen mussten", so Schlemper.

Zwei Strecken im Kreis besonders beliebt

Im Landkreis waren zwei Strecken besonders beliebt. Zum einen die S1, die zwischen Schmilka, Pirna, Dresden und Meißen fährt, sowie die Verbindung zwischen Dresden, Freital und Tharandt. Im Juni 2022 wurden auf der S1 knapp 26,2 Millionen Personenkilometer und damit 51 Prozent mehr als im Juni 2019 gezählt - im Jahr vor der Corona-Pandemie. Im Juli wurden auf der Strecke knapp 21 Millionen Personenkilometer ermittelt, das sind 49 Prozent mehr als 2019.

Etwas geringer war die Zunahme auf der S3 Dresden-Tharandt. Hier wurden im Juni rund 907.600 Personenkilometer ermittelt, das sind 17 Prozent mehr als 2019. Im Juli stiegt die Personenkilometer auf 911.800 an, das sind 18 Prozent mehr als im Juli 2019. Zahlen zum August legte der VVO nicht vor. Für den RE3 und die RB30, die auch auf der Strecke fahren, liegen dem VVO derzeit keine absoluten Zahlen vor. Allerdings teilte die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) als Betreiber mit, dass die Fahrgastzahlen in den Sommermonaten in Bezug auf den Mai um 17 bis 69 Prozent zugenommen haben.

Die gefragteste Strecke im VVO-Gebiet war die zwischen Dresden und Leipzig. Hier wurden im Juni 33,45 Millionen Personenkilometer und im Juli sogar 38,37 Millionen Personenkilometer gemessen - das sind Anstiege von 75 und 110 Prozent.

Angaben zur Auslastung der Müglitztalbahn und der Zugstrecke Pirna-Sebnitz während der Sommermonate kann der VVO nicht liefern, da die dort fahrenden Züge nicht vollständig mit Zähleinrichtungen ausgestattet sind, so Schlemper.

VVO-Chef: 9-Euro-Ticket kein Beitrag zur Verkehrswende

Insgesamt ist man beim VVO von dem Ansturm nicht überrascht gewesen. "Die Entwicklung ist so eingetreten, wie wir vorab in etwa erwartet haben", sagt Schlemper. VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen: "Was wir beim 9-Euro-Ticket gelernt haben: Freibier schmeckt den Leuten. Und die Leute vom Stammtisch kommen jetzt nicht mehr, denen ist es zu voll." Das Ticket war Teil des Entlastungspakets für die Pendler. "Die Verkehrswende kann so jedoch nicht erreicht werden."

So sparte ein Fahrgast, der eine Abo-Monatskarte für Dresden nutzt, während der drei Monate 137,70 Euro. Selbst die Nutzer des bereits stark durch den Freistaat unterstützten Bildungstickets sparten noch 18 Euro. "Ein wirksamer Beitrag zur Verkehrswende ist jedoch, wenn Geld erst zum Ausbau der Infrastruktur und dann zur Verstärkung des Angebotes mehr Fahrten bereitgestellt werden", so Ehlen.


Die im VVO arbeitenden Unternehmen seien vor dem Hintergrund der steigenden Personal- und Energiekosten sehr bemüht, den Status quo zu halten, anstatt Preissenkungen zu diskutieren. Auf die Frage, wie ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets aussehen könnte, möchte sich der VVO nicht äußern. "Das liegt in der Hand der Politik, da diese solche Tickets auch finanzieren muss", so Schlemper.

Für die DB ist das 9-Euro-Ticket ein großer Erfolg

Die Deutsche Bahn, die den Großteil des Eisenbahn-Nahverkehrs in Dresden und im Landkreis erbringt, sieht das anders. Für Evelyn Palla, Vorstand Regionalverkehr DB-Konzern ist das 9-Euro-Ticket ein voller Erfolg gewesen. "Das zeigen nicht nur die rund 26 Millionen Tickets, die allein wir als DB verkauft haben." Ganz Deutschland spreche jetzt über den öffentlichen Nahverkehr. "Jeder fünfte 9-Euro-Ticket-Nutzer hat die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich entdeckt", so Palla.

© SZ

Wenn die Nutzung einfach ist, dann würden immer mehr Menschen auf die klimafreundlichen Busse und Bahnen umsteigen. "Was uns besonders freut: In den letzten drei Monaten sind im Schnitt rund zehn Prozent mehr Fahrgäste in unserem Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona." Deshalb begrüßt die DB die Entscheidung der Politik, den Bürgern weiterhin einen bundeseinheitlichen Tarif für den gesamten öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen.

Regiobahn wünscht sich Nachfolgeticket

Auch die Mitteldeutsche Regiobahn zieht eine positive Bilanz zum 9-Euro-Ticket. "Es hat aufgezeigt, welches Fahrgastpotenzial besteht, aber auch, wo Kapazitäten und der Leistungsumfang ausgebaut werden müssten, um die Fahrgastzuwächse dauerhaft zu bewältigen", teilt das Unternehmen mit. Deshalb wünscht sich die MRB ein Nachfolgeangebot. Dieses sollte sich an der einfachen Tarifbedingung des 9-Euro-Tickets orientieren. Das Nachfolgeticket sowie dessen Finanzierung und Umsetzung sollte zeitnah vereinbart werden, heißt es weiter.