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Wie kann der Konflikt auf dem Freitaler Raschelberg beendet werden?

Seit Monaten schwelt in der Wohnungsgenossenschaft ein Streit zwischen Mitgliedern, Vorstand und Aufsichtsrat. Nun gibt es ein Angebot.

Von Annett Heyse
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Der Stahlwerker, Markenzeichen der Raschelberger, blickt direkt in Richtung Geschäftsstelle. Wie geht es dort weiter?
Der Stahlwerker, Markenzeichen der Raschelberger, blickt direkt in Richtung Geschäftsstelle. Wie geht es dort weiter? © Karl-Ludwig Oberthür

Ein zartes Grün hat sich über das Wohngebiet auf dem Freitaler Raschelberg gelegt, an der Wilhelm-Müller-Straße wiegen sich blühende Büsche im Wind. Doch so harmonisch das auf den ersten Blick alles wirkt, so sehr trügt der Schein. In dem Wohngebiet, dessen Häuser größtenteils zur Wohnungsgenossenschaft Raschelberg gehören, tobt seit Monaten ein erbitterter Streit.

Es geht um gekündigte Garagen, um ein Bauprojekt, vor allem aber um die Kommunikation zwischen den Mietern und dem Vorstand. "Unterirdisch", nennen die Kritiker die Art und Weise, wie der Vorstand, der die Geschäfte der WG führt, Mitglieder und Probleme behandeln würde.

Der Vorstand verweist auf sein Arbeitspensum, auf die Coronapandemie und auf strategische Planungen, über die man nicht in aller Öffentlichkeit reden könne. Und dazwischen steht der Aufsichtsrat, der gespaltener Meinung zu den Vorgängen ist.

Aufsichtsrat fordert "konstruktiven Dialog"

Neueste Entwicklung in dem Konflikt ist eine Umfrage, die eine Initiativgruppe unter den Mitgliedern gemacht hat. Etwas mehr als die Hälfte aller 900 Mitglieder beteiligte sich. Es ging um die Frage, was ihnen wichtiger sei: ein angekündigtes Neubauprojekt, ein Komplex mit 16 Vier- und Fünfraumwohnungen, Pkw-Stellplätzen und einem Spielplatz. Oder die energetische Sanierung der Bestandswohnungen.

Das Votum der Umfrageteilnehmer war eindeutig: 90 Prozent sprachen sich gegen das Bauprojekt aus, 86 Prozent wollen lieber Geld in die Bestandswohnungen investieren.

"Das Ergebnis sollten wir beachten", rät Klaus Gelfert, der seit 25 Jahren im Aufsichtsrat der WG mitarbeitet auf der Seite der Kritiker steht. Auch wenn die Umfrage vielleicht nicht nach allen Regeln der Meinungsforschung durchgeführt wurde - nur 700 Fragebögen statt 900 wurden verteilt - , gibt Gelfert zu Bedenken, wie groß die Vorbehalte seien. "Wir brauchen einen konstruktiven Dialog. Aufsichtsrat und Vorstand müssen ihre Pläne erläutern und mit den Mitgliedern ins Gespräch kommen."

Debatte über Neubauprojekt

Ausgangspunkt des Streits war im vergangenen Sommer die Kündigung von 39, teils maroden Garagen am Buchlicht. Die Pächter fühlten sich vor den Kopf gestoßen, auch deshalb, weil in dem Wohngebiet der Parkraum knapp ist. Das machte es ein Gerücht, wonach die WG-Führung auf dem Gelände einen Neubau plane, nicht besser.

Gegen Jahresende bestätigte der WG-Vorstand in einer Mitgliederinformation erstmals, am Buchlicht tatsächlich einen Neubau zu planen, Kostenpunkt 5,5 Millionen Euro. Doch da war der Konflikt schon längst entbrannt.

Zu den Hauptkritikpunkten zählen nicht nur das Bauprojekt und die Garagen. Es geht um die seit Monaten geschlossene Geschäftsstelle. Es geht um Unklarheiten bei den Betriebskostenabrechnungen. Es geht um notwendige Reparaturen in Wohnungen und Treppenhäusern, um die Pflege der Grünanlagen, um den Winterdienst, um die Ordnung an den Häusern. Viele Kleinigkeiten, gewiss.

Doch die Mieter, die ja Teil der Genossenschaft sind, fühlen sich nicht gehört.

Mitgliederversammlung einberufen

Im September 2022 kochte der Volkszorn auf dem Raschelberg so hoch, dass es vor der WG-Geschäftsstelle auf der Wilhelm-Müller-Straße eine Art Protesttreffen gab. Unterschriften wurden gesammelt. Von einer Abwahl des Vorstandes war die Rede. Die Forderung nach einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde laut.

Diese wurde dann auf Druck vom Aufsichtsrat auch angekündigt, jedoch mehrmals verschoben. Nun soll die Mitgliederversammlung am 9. Mai stattfinden und an dem Tag vorher noch eine Informationsveranstaltung.

Gelfert: "Es muss alles auf den Tisch, wir können nicht länger darüber hinweggehen, dass ein Teil der Mitglieder sehr unzufrieden ist. Vielleicht handelt es sich letztendlich auch nur um ein Informations- und Kommunikationsdefizit."

Doch nicht nur: Mehrere der Kritiker haben angekündigt, für den Aufsichtsrat zu kandidieren. Von der Neuwahl, die turnusmäßig ansteht, hängt auch ob, wohin die WG Raschelberg in naher Zukunft steuert. Und ob der Neubau tatsächlich kommt.