Freital
Merken

Dienstältester Journalist der Sächsischen Zeitung gestorben

Heinz Fiedler schrieb über Sport, Kultur, den Dresdner Zoo. Mit seinen Zelluloid-Erinnerungen begeisterte er ebenso wie mit seinen Beiträgen zur Heimatgeschichte.

Von Annett Heyse
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Heinz Fiedler (1927-2023) schrieb sieben Jahrzehnte für die Sächsische Zeitung, erst vor wenigen Tagen erschien sein letzter Artikel.
Heinz Fiedler (1927-2023) schrieb sieben Jahrzehnte für die Sächsische Zeitung, erst vor wenigen Tagen erschien sein letzter Artikel. © Thomas Lehmann

Es war kurz vor Jahresende 2022, als Heinz Fiedler ein letztes Mal mit seiner Aktentasche in der Hand durch die Tür der Freitaler Lokalredaktion kam. Wie immer setzte er sich zunächst an seinen Schreibtisch und schrieb sein Konzept. Anschließend wechselte er ins Sekretariat, um - ganz alte Schule - der Redaktionsassistentin seinen Text zur Heimatgeschichte im Plauenschen Grund zu diktieren.

Er war damals schon gezeichnet vom Alter, doch wach im Kopf. "Altwerden ist wahrlich kein Vergnügen", sagte er einmal, bevor er doch lieber zu einem seiner Lieblingsthemen umschwenkte. Dem Fußball zum Beispiel und seiner Lieblingsmannschaft Bayern München.

Sport, Heimatgeschichte, Kultur, Lokales - Heinz Fiedler hat über vieles geschrieben und das über Jahrzehnte. Er war der dienstälteste Journalist der Sächsischen Zeitung, noch vor gut einer Woche erschien ein Beitrag von ihm.

Verhaftet und mit Berufsverbot bestraft

Begonnen hatte er seine berufliche Laufbahn 1948 als Volontär in der Lokalredaktion Freital. Lieber wäre er zum Rundfunk gegangen, seine Leidenschaft galt der Sportreportage. Dafür übte er sogar an Fußballplätzen - weitab der Zuschauer habe er immer wieder Übertragungen in ein imaginäres Mikrofon gesprochen, wie er einmal erzählte.

1952 beim Volontariat in Großenhain drohte ihm das berufliche Aus. Er wurde von der Stasi verhaftet, weil er über Fluchtpläne eines Jugendfreundes und Mitvolontärs im Bilde war. 32 Wochen blieb er in Einzelhaft und wurde mit einem Berufsverbot belegt.

Zurück in Freital wandte er sich der Kultur zu. Heinz Fiedler organisierte und moderierte zahlreiche Veranstaltungen, arbeitete zwischenzeitlich als Buchhändler und wurde schließlich freischaffender Moderator, Sportreporter im Stadion von Freital-Hainsberg sowie Autor.

Ab 1957 durfte er wieder für die Sächsische Zeitung schreiben, wenn auch nie wieder als festangestellter Redakteur. Heinz Fiedler verfasste Wochenendreportagen, Kommentare und war als Stadtreporter in Dresden unterwegs. Beliebt war er als Autor des "Zoobummels" mit seinen bunten Geschichten rund um den Dresdner Zoo.

Ein Kenner der Filmgeschichte

Viele Leser kannten ihn auch als Verfasser der "Zelluloiderinnerungen", einer Serie über große Stars und nicht so bekannte Schauspieler der Zwanziger- bis Sechzigerjahre. Heinz Fiedler hatte die Reihe selbst konzipiert und später sogar in Büchern verarbeitet. Mehrmals begegnete er dem Schauspieler Johannes Heesters, wie er einmal stolz berichtete.

Weiterhin war Heinz Fiedler auch in der Freitaler Kultur und beim Fasching aktiv. Er moderierte mehr als zweitausend Veranstaltungen und schaffte es 1987 mit einem von ihm selbst verfassten Faschingsschlager sogar auf eine Amiga-Schallplatte. Später zog er sich zurück und hielt eher kritischen Abstand zum Karneval. "Ich habe das 25 Jahre gemacht, ich brauche keinen Fasching mehr", sagte er einmal.

Lieber schrieb er für die Lokalausgabe Freital seine Beiträge zur Heimatgeschichte und moderierte Veranstaltungen im Freitaler Kulturhaus. Dort stand er 2016 noch einmal im Mittelpunkt, als er vom Freitaler Oberbürgermeister unter großem Applaus den Kunst- und Kulturpreis der Stadt Freital verliehen bekam.

Längst hätte er sich zurückziehen können. 1927 geboren, hätte ihm niemand den Abschied in den Ruhestand übel genommen. Doch Heinz Fiedler dachte nicht ans Aufhören. Weiterhin kam er jede Woche einen Vormittag in die Lokalredaktion Freital und diktierte seine Texte. "Ich habe zwei linke Hände, was soll ich denn zu Hause machen", scherzte er einmal. Nun ist sein Schreibtisch leer. Heinz Fiedler ist am 19. Juli, zwei Wochen vor seinem 96. Geburtstag, gestorben.